Was zuletzt geschah:
Nachdem Clemens' Reaktion auf Jonas' Outing überraschend feinfühlig und positiv ausgefallen ist, beschließt Jonas, seinen Eltern gegenüber lange genug geschwiegen zu haben. Zur Unterstützung holt er sich Maria und Christine an seine Seite, wartet den perfekten Moment ab, nimmt all seinen Mut zusammen und ... kneift. Glücklicherweise hat er eine Menge Menschen um sich geschart, die ihn nur allzu bereitwillig trösten, allen voran Erik, der bereits sehnsüchtig auf Jonas' Rückkehr nach Berlin wartet.Kapitel 29
Nach einer ziemlich kurzen Nacht und einem Tag, an dem sich Jonas große Mühe gegeben hatte, seinen Eltern neutral gegenüberzutreten, war die Zeit gekommen, dem kleinen Dorf, in dem er aufgewachsen war, erneut den Rücken zu kehren. Der Wind fegte kalt über den Busbahnhof und Jonas nutze die Diskussion seiner Eltern über die ihrer Meinung nach horrenden Parkgebühren, um ein weiteres Mal die Fülle an Nachrichten, die ihn im Laufe des Tages erreicht hatte zu überfliegen.Larissa, 12:28 Uhr
Okay, du willst nicht mit mir reden. Habe ich verstanden.Larissa, 13:05 Uhr
Ich wollte mich eigentlich nur bei dir entschuldigen.Larissa, 13:11 Uhr
War echt scheiße von mir. Sorry.Larissa, 15:18 Uhr
Ernsthaft. Es tut mir leid. Ich hätte das nicht einfach so weitererzählen dürfen.Larissa, 16:45 Uhr
Und ich war sauer, weil du mich dafür kritisiert hast.Larissa, 16:53 Uhr
Hab ein paar Sachen gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen.Larissa, 17:03 Uhr
Okay, eine Menge Sachen.Larissa, 18:42 Uhr
Hör mal, es tut mir echt leid!Larissa, 18:47 Uhr
Gib mir wenigstens die Chance, mich richtig bei dir zu entschuldigen!Larissa, 20:09 Uhr
Bitte?Jonas schob sein Handy zurück in die Tasche und wandte sich seiner Familie zu. „Also dann ... macht's mal gut." Der Reihe nach umarmte er Vroni, Christine, seine Mutter und seinen Vater. Von seiner Oma hatte er sich schon vor der Fahrt zum Bahnhof verabschiedet.
„Pass auf dich auf." Jonas' Vater klopfte ihm auf den Rücken.
„Werd ich, keine Sorge, Papa."
„Und du weißt, dass du immer herkommen kannst, nicht wahr?"
„Japp."
„Oder anrufen."
„Ja, Papa. Weiß ich doch."
„Und uns erzählen, was dich bedrückt."
Jonas musterte seinen Vater, kämpfte gegen die Fülle an Emotionen, die dieser Satz in ihm auslöste. „Irgendwann werd ich das, versprochen. Bis dahin reicht es, wenn ihr wisst, dass es mir gut geht."
Es war offensichtlich, dass Jonas' Vater etwas anderes hatte hören wollen, aber er kannte seinen Sohn gut genug, um nicht weiter nachzubohren. „Komm bald wieder."
„Pff, bewegt ihr doch mal eure Ärsche zu mir."
„Achte auf dein Mundwerk, Jonas", wies ihn seine Mutter halbherzig zurecht und schloss ihn – leise schniefend – in ihre Arme.
Nach weiteren Umarmungen, Abschiedsworten und gegenseitigen Versprechen, sich schon bald wiederzusehen, rutschte Jonas auf seinen Platz im Bus, winkte ein letztes Mal und trat seine ebenso ersehnte wie gefürchtete Rückreise nach Berlin an.
Jonas' Plan, einen möglichst späten Bus zu nehmen, um die Reise größtenteils verschlafen zu können, war nicht aufgegangen. Die beständigen Tritte des Manns hinter ihm und der aggressive Deathmetal aus den Kopfhörern der Frau neben ihm hatten ihn erfolgreich wachgehalten.
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Raupe im Neonlicht
RomanceDas Abitur frisch in der Tasche, entschließt sich Jonas, das beschauliche Dorfleben gegen die flitternden Lichter der Großstadt zu tauschen. In Zukunft soll Berlins Luft seine Lungen mit Feinstaub und Freiheit füllen. Zum ersten Mal auf sich selbst...