Was zuletzt geschah:
Zwei Schritte vor, einer zurück? Jonas' Beziehung zu Erik wächst und gedeiht. Wenn sie nicht reden, schreiben sie miteinander und wenn sie nicht schreiben, kreisen Jonas' Gedanken um den Mann, an den er sein Herz verschenkt hat. Eine Verabredung zum Theaterbesuch, zusammen mit Eriks Freunden, scheint nur ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Bis der freundliche Hinweis eines Fremden Jonas darauf aufmerksam macht, dass er sich möglicherweise auf dem völlig falschen Pfad befindet.Kapitel 15
Klapperndes Geschirr und fröhliches Geplauder. Laut. Ohrenbetäubend.„Und?" Larissa stellte ihr Essenstablett neben Jonas. „Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?"
„Mir is' 'n Scheiß irgendwo rüber gelaufen."
Schnaubend rollte Larissa mit den Augen. „Am Montag dachte ich, du wärst bloß verkatert. Am Dienstag, dass dein Start in die Woche besonders hart war. Jetzt haben wir Donnerstag und du ziehst immer noch eine Fresse, als hätten wir Trump zum Kanzler gewählt. Also? Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen und wie kann ich sie erschlagen?"
„Trump als Kanzler würd' mich zumindest auf andere Gedanken bringen." Jonas schob sich einen weiteren Bissen fad schmeckenden Auflauf in den Mund. Immer wieder wälzte er die Ereignisse im Duo, sah Erik vor sich, der zärtlich eine Haarsträhne hinter das Ohr eines gutaussehenden Typen strich, ihn sogar zu küssen schien; hörte die hämische Stimme des anderen, der all seine Ängste laut aussprach. Vielleicht hatte Jonas seine Beziehung zu Erik falsch eingeschätzt. Vielleicht war er nichts als eine unterhaltsame Zwischenstation für ihn, bevor er sich einem interessanteren Spielzeug zuwandte. Was hatte es schon zu bedeuten, dass sie sich mindestens einmal täglich schrieben? Sie stundenlang reden und lachen konnten? Erik ihm seine Freunde vorgestellt hatte? Wahrscheinlich hatte sich sein hormonumnebeltes Hirn einfach völlig falschen Hoffnungen hingegeben.
„Da sind Esther und Kemal." Larissas frenetisches Winken, das die Ankunft des jungen Pärchens begleitete, riss Jonas aus seiner Grübelei. Allerdings nur kurz.
„Mahlzeit", grüßte Kemal als er sich auf den Platz neben Jonas fallen ließ.
„Jonas, geht's dir gut?", fragte Esther. „Du siehst irgendwie traurig aus."
„Das habe ich ihm auch gerade gesagt", bestätigte Larissa.
„Es ist alles okay mit mir!", versicherte Jonas etwas lauter als nötig und warf seine Gabel auf sein Tablett. Ihm war der Appetit vergangen. „Mir fällt einfach bloß die Decke auf den Kopf. Nix, was ein paar dutzend Bier nich' richten könnten."
„Bin dabei!" Auffordernd sah Larissa in die Runde. „Was ist mit euch?"
Kemal und Esther wechselten einen Blick, führten eine stumme Debatte.
„Samstag würde gehen", gab Kemal schließlich nach.
Die Schreibtischlampe beleuchtete die viel zu klein gedruckten Buchstaben des Fachwerks über historische Fotografie, das sich Jonas in der Hoffnung auf Inspiration aus der Bibliothek geholt hatte. Dummerweise zog sein regelmäßig aufblinkendes Handydisplay weit mehr Aufmerksamkeit auf sich.
Larissa, 18:03 Uhr
Wo wollen wir denn heute hin?Esther, 18:05 Uhr
Schlag was vorLarissa, 18:05 Uhr
Warum immer ich?Esther, 18:05 Uhr
Dann halt nicht du. Kemal? Was ist mit dir? Wohin willst du heute?Kemal, 18:11 Uhr
Ist mir völlig egal.Larissa, 18:12 Uhr
Ihr seid keine Hilfe!
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Raupe im Neonlicht
RomanceDas Abitur frisch in der Tasche, entschließt sich Jonas, das beschauliche Dorfleben gegen die flitternden Lichter der Großstadt zu tauschen. In Zukunft soll Berlins Luft seine Lungen mit Feinstaub und Freiheit füllen. Zum ersten Mal auf sich selbst...