Kapitel 20

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Was zuletzt geschah:
Endlich! Ein Date!
Jonas trifft letzte Vorbereitungen, quetscht sich in enge Hosen, die ihn hoffentlich von seiner besten Seite zeigen und durchschreitet die wilde Natur an Eriks Seite. Steine werden geworfen, fremde Hunde geknuddelt, zarte Annäherungsversuche gestartet. Viele ehrliche Worte und einen Regenschauer später, befinden sich die beiden auf dem Rückweg zu Eriks Wohnung.

Kapitel 20
Der fliederfarbene Ford kämpfte sich durch die Straßen Berlins.

„Warum vorhin so schüchtern?", fragte Jonas. Seine Hand lag auf Eriks Oberschenkel.

„Schüchtern?"

„Du wolltest doch auch vorschlagen, dass wir zu dir fahren, oder? Warum hast du's nich' einfach getan?"

„Ich ..." Erik setzte den Blinker und lenkte den Wagen in eine recht knapp bemessene Parklücke. „Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, der Tag heute hätte nur zum Ziel, dich ins Bett zu bekommen."

Jonas lachte. „Nich' mal, wenn ich will? Mal ganz davon abgesehen, dass wir dort schon längst gewesen sin'."

Erik schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. „Wir haben bei dieser ganzen Geschichte wohl ein paar Schritte durcheinandergewürfelt."

„Solange jetzt nur noch die richtig guten Sachen kommen, werd ich mich nich' beschweren."

Der Wagen schmiegte sich perfekt in die Lücke und Erik stellte den Motor ab. „So. Endspurt zu meiner Wohnung."

Letztlich zogen die beiden es vor, gemächlich bis zur Eingangstür zu schlendern. Nach ihrem kleinen Abenteuer im Regen, konnten sie ohnehin unmöglich noch nasser werden und die irritierten Blicke der vorbeieilenden Passanten gaben ihnen das Gefühl, über einen Witz zu lachen, den nur sie verstanden.

Kaum war die Wohnungstür hinter ihnen zugefallen, lagen sie sich wieder in den Armen. Eriks Lippen waren kalt und Jonas stellte fest, dass es ausgesprochen schwierig war, mit klappernden Zähnen angemessen zu küssen.

„Wie klingt eine heiße Dusche und trockene Klamotten?", fragte Erik, nachdem er offenbar zu demselben Schluss gekommen war.

„Verfickt verlockend." Jonas streifte seine Lederjacke von den Schultern und hängte sie an einen Kleiderbügel. Sein Kapuzenpullover schien ein Fass Wasser aufgesaugt zu haben und um seine Füße bildeten sich kleine Pfützen.

Erik sah nicht besser aus. Nun, genaugenommen sah das dunkelblaue Hemd, das wie eine zweite Haut an ihm klebte ziemlich gut aus, konnte aber auch nichts an der allgemeinen Begossener-Pudel-Aura ändern, die ihn umgab. „Dann ab mit dir ins Bad, ich suche derweil ein paar Klamotten raus, die ich dir leihen kann." Er deutete auf Jonas' Oberteil und Jeans. „Irgendwas, das nicht in den Trockner darf?"

„Nee, is' alles recht pflegeleicht." Auf dem Weg ins Badezimmer blieb Jonas im Türrahmen stehen. „Planst du, mich alleine duschen zu lassen?"

„Nur, wenn du mich explizit darum bittest", rief Erik aus seinem Schlafzimmer. Er verließ es mit einem Packen Klamotten auf dem Arm. „Ich dreh nur schon mal die Heizung im Wohnzimmer auf."

„Ich mach mich derweil nackig", informierte Jonas ihn und öffnete den obersten Knopf seiner Jeans. Diese Hose im trockenen Zustand auszuziehen war bereits ein mittlerer Kraftakt, nass nahm das Problem noch einmal völlig andere Dimensionen an.

„Brauchst du Hilfe?" Belustigt lehnte Erik an der Tür, die nassen Haare offen, den Haargummi ums Handgelenk gewickelt.

„Nee." Auf einem Bein hüpfend, zerrte Jonas am anderen Ende seiner Jeans. „Aber vielleicht will ich sie."

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt