Kapitel 45

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Was zuletzt geschah:
Jonas' Geburtstag kommt, geht und lässt neben einer Fülle an Erinnerungen auch eine wohlbekannte Lederjacke zurück. Umgeben von seinen Liebsten, werden Jonas zwei Dinge bewusst: 1. Er ist glücklich wie nie zuvor. 2. Er möchte seine Eltern lieber früher als später in dieses Glück einweihen.

Kapitel 45
Vöglein sangen, Bienen summten, die Sonne sandte ihre Strahlen über die Erde – Jonas saß hingegen müde und mies gelaunt am Esstisch, musste wiederholt blinzeln, bevor er den Text auf seinem Display entziffern konnte.

Erik, 01:53 Uhr
Entschuldige, ich habe deine Nachricht erst jetzt gelesen. Ich würde dir auch eine schöne Nacht wünschen, aber vermutlich schläfst du schon lang ;)

Heute ist übrigens die Hochzeitseinladung von Marco und Drago gekommen. 21. Oktober steht!

Außerdem soll ich dir schöne Grüße von Sophia ausrichten. Sie bedankt sich für die Gastfreundschaft und hofft, dich bald mal wiederzusehen.

Du, 08:37 Uhr
macht nix, hab auch so gut geschlafen

Du, 08:37 Uhr
sagst du für uns beide zu?

Du, 08:37 Uhr
und natürlich auch schöne grüße an sophia! dimi liegt clemens wohl täglich damit in den ohren, wie sehr er sie vermisst

„Jonas! Leg das Handy weg!" Seine Mutter knallte den Brotkorb auf den Tisch. „Wir wollen frühstücken! Und ich wünschte wirklich, du würdest dieses unsägliche Ding in deinem Gesicht wenigstens zum Essen rausnehmen."

„Das is' 'n Piercing, Mama und das bleibt genau da, wo es is'. Und beim Handy habt ihr die Wahl: Entweder, ihr lasst mich länger als bis acht pennen, oder ich verbringe den Morgen so, wie ich will."

„Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, Brüderchen?" Gelassen träufelte Christine Honig auf ihre Vollkornsemmel.

„Nee, zur falschen Zeit aufgestanden."

„Oh, ja, ich wette, du und Erik schafft es normalerweise nicht vor zwölf aus den Federn." Christines Gesicht wurde weiß, noch bevor sie ihren Satz beendet hatte, Jonas dagegen fühlte Hitze auf seinen Wangen. Hoffentlich ...

„Wer ist Erik?", piepste seine kleine Schwester Vroni.

„Shit, sorry", flüsterte Christine hinter vorgehaltener Hand.

Jonas zerbrach sich den Kopf, wie er darauf antworten sollte, brachte am Ende jedoch nur das wenig kreative ‚ein Freund' zustande. An seine Eltern gewandt schob er hinterher: „Hab ihn sicher mal erwähnt. Der, der mal in meiner Nähe gearbeitet hat."

„Ach, stimmt, da war was." Neugierig neigte seine Mutter den Kopf. „Hast du gerade gesagt, er hätte mal in deiner Nähe gearbeitet? Tut er das jetzt denn nicht mehr?"

„Ähm ..." Dann ist jetzt wohl die Zeit gekommen, ihnen endlich reinen Wein einzuschenken. Jedenfalls teilweise. „Doch. Aber ich wohn nich' mehr da."

Nun ließ sogar sein Vater die Zeitung sinken. „Wie meinst du das, ‚du wohnst nicht mehr da'?"

„Ich bin umgezogen. Zu, ähm, Erik. Hat sich irgendwie so ergeben. Is' auch näher an der Uni und generell 'ne viel bessere Gegend und, ähm ..."

„Warum erfahren wir erst jetzt davon?", fragte sein Vater vorwurfsvoll. „Was, wenn wir dir einen Brief oder ein Päckchen geschickt hätten?"

„Ich hab 'nen Nachsendeauftrag eingerichtet und außerdem gibt's die Wohnung ja noch. Also, ich wohn noch drin, offiziell. Die Kündigungsfrist endet erst diesen Monat."

Entgeistert ließ seine Mutter ihr Schinkenbrötchen sinken. „Hast du etwa die ganze Zeit doppelte Miete gezahlt?"

„Erik is', ähm, er is' mir da 'n bissl entgegengekommen. Ich zahl erst mal bloß Nebenkosten", tatsächlich musste er nicht einmal das, „und dann genau den Mietanteil, den ich davor für die Wohnung gezahlt hab."

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt