Kapitel 31

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Was zuletzt geschah:
Wie immer wartet Gutes und Schlechtes in Berlin. Jonas' Nachbarn treiben weiter ihre Spielchen und ihn damit in Eriks Arme – ein Umstand, den beide zu nutzen wissen. Eine gemeinsame Nacht führt zu einem gemeinsamen Morgen, der eine Menge neuer Erfahrungen bereithält.

Kapitel 31

Du, 13:43 Uhr
hat alles geklappt?

Erik, 13:54 Uhr
Überraschend gut. Der Anschlusszug hatte das perfekte Timing. Wenn jetzt nichts mehr schiefgeht, bin ich in ein paar Stunden endlich wieder in Berlin. Und bei dir ;)

Du, 14:02 Uhr
also bleibts bei sieben?

Erik, 14:03 Uhr
Definitiv ;)
Ich werde pünktlich (und hungrig) vor deiner Tür stehen.

Du, 16:08 Uhr
ich und mein köstliches essen erwarten dich!

Du, 16:08 Uhr
falls ich nich gleich öffne, einfach weiterklingeln. hab etwas schlafmangel.

Du, 16:08 Uhr
nachbarn waren diese nacht mal wieder extranervig.

„Immer diese jungen Leute, bei denen das Handy schon an der Hand festgewachsen ist", tadelte Larissa grinsend.

„Sorry, wichtiger organisatorischer Scheiß." Rasch ließ Jonas sein Handy in der Hosentasche verschwinden. „Wo is' denn jetzt diese blöde Galerie? Wir sin' eh schon zu spät dran."

Stirnrunzelnd sah sich Larissa um und warf nun ihrerseits einen Blick auf ihr Handy, wohl in der Hoffnung, Google Maps könnte diese Frage beantworten. „Ich glaube ... Ich glaube, wir müssen nur noch auf die andere Straßenseite." Sie deutete auf das sandfarbene Gebäude gegenüber.

„Dann los!" Ungeduldig von einem Bein auf das andere hüpfend, wartete Jonas an der roten Ampel. Er stürmte los, sobald sie auf Grün sprang los.

„Pass auf!" Larissas Stimme schien von weit her zu kommen, doch das Quietschen der Reifen war ganz nah. Ein Schlag. Etwas brach. Schmerz. Dann wurde alles dunkel.

Erik legte eine Hand an seine Brust und glaubte, darunter sein Herz flattern zu fühlen. Wann hatte er sich das letzte Mal so darauf gefreut, jemanden wiederzusehen? Gut, als Jonas endlich aus Bayern zurückgekommen war, hatte er sehr ähnlich empfunden. Aber davor? Das war lange her.

Fast schon nervös drückte er die Klingel und wartete auf das erlösende Summen des Türöffners, das ihn einen Schritt näher zu den ausdrucksstarken Augen und dem herzhaften Lachen bringen würde, in das er sich so Hals über Kopf verliebt hatte.

Dreißig Sekunden später überlegte er, wie lange man warten musste, bevor ein zweites Klingeln nicht mehr als unhöflich und übereilt galt. Jonas' Wohnung war winzig, wenn er nicht gerade im Bad beschäftigt war, würde er kaum so lange brauchen.

Erik warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Obwohl er von der Garage des Tix' zu Fuß gelaufen war und dann noch einmal eine Runde um den Block gedreht hatte, war er noch immer fünf Minuten zu früh. Vielleicht hatte er Jonas tatsächlich überrumpelt. Dennoch klingelte er ein weiteres Mal. Und wartete. Und wartete. Bis er sich an Jonas' Warnung erinnerte.

Eigentlich hatte Erik diese als Witz aufgefasst, aber wenn Jonas' Nachbarn ihn tatsächlich wieder die halbe Nacht wachgehalten hatten, war es nicht unwahrscheinlich, dass er sich tatsächlich noch einmal hingelegt hatte und nun tief und fest schlief. Kurzentschlossen drückte Erik die Klingel erneut. Länger und penetranter dieses Mal, aber auch das brachte nicht den ersehnten Erfolg.

Seufzend holte er sein Handy aus seiner Manteltasche und wählte Jonas' Nummer. Ohne ein einziges Freizeichen, sprang sofort die Mailbox an. Das war ungewöhnlich.

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt