Kapitel 25

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Was zuletzt geschah:
Jonas und Erik sind entschlossen, ihre gemeinsamen Stunden voll auszukosten, müssen aber noch herausfinden, wo dabei ihre jeweiligen Grenzen liegen. So sehr sich Jonas nach körperlicher Nähe sehnt, so wenig kann er sie derzeit bedingungslos genießen. Gespräche müssen geführt und Kompromisse getroffen werden. Einer davon ist das Kuscheln vor dem Fernseher, selbst, wenn Erik dafür einen Horrorfilm ertragen muss. Glücklicherweise kann er sich in Jonas' schützende Arme flüchten.

Kapitel 25
Ein sanftes Rütteln, leise Worte. „Jonas."

„Wa–?" Verschlafen rieb sich dieser über die Augen. Sein Rücken schmerzte, die Naht des Sofakissens hatte sich in seine Wange gegraben. „Bin ich eingepennt?"

„Mhm."

„Wie spät isses?"

„Kurz nach Mitternacht."

„Fuck." Jonas rollte sich auf den Rücken und strich eine widerspenstige Haarsträhne aus seinen Augen. „Dann sollte ich jetzt echt los."

Erik reichte ihm eine Hand, an der er sich hochziehen konnte. „Bleib doch heute hier."

„Sicher? Musst du nich' lernen oder so?"

„Nicht mitten in der Nacht. Und ich werde auch nicht gleich durchfallen, nur weil ich mal einen halben Tag aussetze. Jetzt komm, ab ins Bett, du siehst total erledigt aus."

„Okay. Danke." Noch ein wenig wacklig auf den Beinen und überrumpelt von dem spontanen Übernachtungsangebot, tapste Jonas hinter Erik ins Schlafzimmer.

Erik zog sich aus, warf seine Klamotten achtlos auf den Boden und kroch leise über die Kälte fluchend unter die Bettdecke. Nur sein blonder Haarschopf und ein Paar neugieriger Augen spitzen noch heraus. „Willst du dich nicht zu mir legen?" Der dicke Stoff dämpfte seine Stimme.

Jonas war am Bettende stehengeblieben und beobachtete das Heben und Senken der Decke, die Eriks nackten Körper verbarg. „Kein Schlafanzug?", fragte er.

„In meinem Bett wird keine Kleidung getragen", erwiderte Erik, zeigte jedoch ein verständnisvolles Lächeln, als Jonas nach einigen Sekunden noch immer keine Anstalten machte, sich ebenfalls seiner Klamotten zu entledigen. „Ich leihe dir gerne etwas, wenn du dich unwohl fühlst."

„Ähm, nee, passt schon." Ein wenig nachdrücklicher schob Jonas hinter: „Eigentlich klingt nackt schlafen sogar ziemlich gut." Da mochte seine Mutter noch sehr der festen Überzeugung sein, nur Punks und anderes Gesocks würden auf Hygiene und damit auch auf Schlafanzüge pfeifen – es war längst überfällig, dass er anfing, nach seinen eigenen Regeln zu leben. Bevor er sich zu viele Gedanken über seine Mutter machen konnte, schlüpfte er aus seinen Klamotten und kuschelte sich zu Erik unter die inzwischen angenehm vorgewärmte Decke.

Allerdings merkte er schnell, dass sich ‚schlafen' ziemlich schwierig für ihn gestaltete, wenn er nackt in den Armen eines ebenso nackten Manns lag. Eines nackten, erregten Manns. Eines nackten, erregten Manns, der sich verfickt noch mal ziemlich gut anfühlte. Jonas' Herz pochte so laut, dass er sicher war, selbst Erik musste es hören. „Scheiße, so wird das nix."

„Entschuldige", murmelte Erik. „Diesen Teil meines Körpers kann ich leider nur bedingt kontrollieren. Ich, ah, kann mich wegdrehen, falls du das möchtest."

Schnaubend rollte sich Jonas auf Erik und drückte ihn mit seinem Gewicht in die Matratze. „Ich glaub, ich hab da 'ne Lösung, die uns beiden wesentlich besser gefällt."

Erik hob eine Braue. „Ist das so?"

„Japp." Jonas reckte den Hals, knabberte an Eriks Ohrläppchen und raunte: „Wir haben da noch was nachzuholen. Und ja, ich will das. Jetzt, hier und genau so." Seiner großspurigen Worte zum Trotz, legte sein Herz den nächsten Gang ein und lieferte sich ein Wettrennen mit seinem Magen. Ein Zittern ging durch seinen Körper und er konnte nicht sagen, ob Nervosität oder Vorfreude der Grund war. Vermutlich beides.

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt