Kapitel 40

489 43 18
                                    

Was zuletzt geschah:
Nach dem überstandenen Essen bei Eriks Familie neigt sich der Kurztrip nach Stuttgart seinem Ende entgegen. Jonas hat eine Menge zu verarbeiten, sei es seine Begegnung mit Manni und Hugo, Dragos überraschende Offenheit oder Tobias' Versuch Wiedergutmachung für vergangene Konflikte zu leisten. So aufregend das alles war, allmählich sehnt er sich wieder nach trauter Zweisamkeit.

Kapitel 40
Pünktlich zum Ende ihres Kurztrips, verschlechterte sich das Wetter. Dunkle Wolken verfolgten Jonas und Erik vom Stuttgarter Bahnhof bis zu ihrer Haustür.

„Was für'n verficktes Sauwetter", murrte Jonas, während er sein durchweichtes Shirt über der Spüle auswrang. „Jetzt muss ich mich echt umziehen, bevor ich in die Uni geh." Er drehte sich zu Erik. „Bist du da, wenn ich wiederkomme?"

„Ah, mal sehen. Ich wollte eine Runde ins Schwimmbad, aber davor muss ich mal meine Mails checken. Je nachdem wie lange das dauert, bin ich vielleicht noch nicht zurück, wenn du wiederkommst."

„Echt jetzt?" Jonas verschränkte die Arme vor der Brust. „Du kannst nich' mal deinen letzten Urlaubstag ertragen, ohne dich wieder in die Arbeit zu stürzen?"

Verlegen rieb Erik über seinen Nacken. „Dafür konzentriere ich mich dann den ganzen Abend nur auf dich. Versprochen."

„In dem Fall lass ich's dir grad noch mal durchgehen."

„Ah, und könntest du mir noch einen Gefallen tun?" Er drückte Jonas einen gefalteten Zettel in die Hand. „Gehst du einkaufen, wenn du vom Seminar zurückkommst? Ich weiß nicht, ob ich es vor Ladenschluss schaffe."

„Ähm, ja. Klar." Plante Erik, so lange unterwegs zu sein? In diesem Fall würden sie von dem Abend so oder so nicht viel haben. Jonas schob den Zettel in seine Regenjacke, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen und verschwand ins Bad, um seine nassen Klamotten loszuwerden.

Am Ende des eineinhalbstündigen Seminars fragte sich Jonas, weshalb er nicht einfach zuhause geblieben war. Noch einmal das im Stuttgarter Kunstmuseum erstandene Buch durchzublättern hätte ihm vermutlich mehr Erkenntnisse verschafft als das quälend lange und mies vorbereitete Referat, dessen Zeuge er soeben geworden war.

Den Haustürschlüssel schon in der Hand, erinnerte er sich an Eriks Bitte, einkaufen zu gehen. Rasch kramte er den Zettel aus seiner Jackentasche, klappte ihn auf und schaffte es gerade noch so, den heraussegelnden Hunderteuroschein aufzufangen, bevor dieser den nassen Asphalt berührte. Was zur Hölle sollte er alles kaufen, wenn Erik es für nötig hielt, ihm so viel Geld mitzugeben? Ein Blick auf dessen nur bedingt entzifferbare Handschrift (zumindest in dieser Hinsicht wäre er ein ausgezeichneter Arzt geworden) beantwortete die Frage. Jetzt wünschte sich Jonas, den Zettel doch einfach vergessen zu haben. Er zog sein Handy hervor, um Erik zu schreiben, der diese Reaktion allerdings schon vorhergesehen und Jonas seinerseits zwei Nachrichten geschickt hatte.

Erik, 17:32 Uhr

Ich mach mich jetzt auf ins Schwimmbad. Wir sehen uns später :)

Soll ich auf dem Heimweg Pizza mitbringen?

Erik, 17:58 Uhr

Übrigens: Kneifen gilt nicht! ;)

Jonas seufzte und gab sich geschlagen.

Du, 18:04 Uhr

pizza klingt gut. du arsch.

Mit gesenktem Kopf huschte Jonas die Straße entlang, Regen prasselte auf die Kapuze seines ungeliebten Anoraks, den er anstelle seiner inzwischen sicher verschrotteten Lederjacke trug. Still betete er, keinem seiner Kommilitonen in die Arme zu laufen.

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt