Was zuletzt geschah:
Jonas' bayerisches Sozialleben hat beschlossen nach Berlin zu kommen und eigentlich sollte ihn das glücklich machen. Eigentlich. Dummerweise kollidieren einige der Elemente wiederholt und schwerwiegend miteinander. Nick und Christine stehen am Rande einer handfesten Beziehungskrise, Maria gibt sich alle Mühe Erik ans Bein zu pinkeln und Clemens' Wunsch nach einem spätabendlichen Saufgelage trägt ebenfalls nicht unbedingt zur Entspannung der Lage bei. Dennoch sagt Jonas zu.Kapitel 43
Jonas blinzelte, versuchte, seine Augen an das gedimmte Licht zu gewöhnen. Die Bar war größer als er angenommen hatte, der Lärmpegel beträchtlich. Menschen brüllten sich lallende Halbsätze zu, Gläser klirrten, Füße scharrten und irgendwo inmitten dieses Chaos saßen Clemens und seine Freunde.Suchend ließ Jonas seinen Blick schweifen, war kurz davor, sein Handy zu zücken und anzurufen, als er den wilden Haarschopf erspähte, nach dem er Ausschau gehalten hatte. Er drängte sich an den besetzten Tischen vorbei und schaffte es dabei sogar, einen kleinen Abstecher zur Bar zu machen, um sich ein Bier zu organisieren, bevor er sich der kleinen Gruppe näherte. „Hier versteckt ihr euch."
„Jonas!" Begeistert breitete Clemens die Arme aus. Das halbleere Glas, das vor ihm stand war definitiv nicht sein erstes.
Jonas grinste. „Hi. Lange nich' gesehen."
„Leute, das", Clemens deutete auf ihn, „ist Jonas. Der Junge, der mit vierzehn den Kopf hingehalten und einen Monat Stubenarrest kassiert hat, obwohl ich derjenige war, der seinen Alten das Bier aus dem Kühlschrank gemopst hatte."
„Ein echter Held!", rief einer von Clemens' Freunden.
„Setz dich", sagte ein anderer. Er rutschte ein Stück näher an seinen Nebenmann, um Platz für Jonas zu machen. „Ich bin übrigens Dimitrij, Dimi reicht aber." Dimi hatte das klassisch pausbäckige Gesicht eines Jungen von nebenan, der beim Kauf von Alkohol und Kippen vermutlich bis weit in seine Zwanziger seinen Ausweis würde zücken müssen. Jonas erfuhr, dass er Soziale Arbeit studierte und Clemens aus dem Wohnheim kannte. Andreas, ein Mann Mitte zwanzig mit schmalen Schultern und breitem Lächeln und Christoph, der das genaue Gegenteil zu sein schien studierten zusammen mit Clemens Sportwissenschaft. Der Alkohol half, anfängliche Hemmungen abzubauen und bald war Jonas ein ganz natürlicher Teil der Gruppe.
„So", verschwörerisch beugte sich Christoph vor, „Jonas als fast Einheimischer hier weiß doch bestimmt, wo man um die Zeit die schärfsten Mädels aufreißen kann."
Japp, scharfe Mädels waren definitiv Jonas' Fachgebiet. Das war ja wirklich ein exzellenter Start in den Abend. „Ähm, naja, ich kenn natürlich schon 'n paar Clubs hier, aber die hab ich eher wegen der Musik ausgesucht, nich' wegen der Mädels. Also fremder. Die Mädels, mit denen ich da war hatten schon Mitspracherecht." Wie sein Leben jetzt wohl aussähe, wenn Larissa ihn damals nicht ins Tix geschliffen hätte?
Christoph winkte ab. „Irgendein Club ist gut genug, solange man da echte Frauen trifft und nicht", sein Blick ging zu Clemens, „Zwei-Meter-Transen mit Adamsapfel, Fake-Möpsen und abgeklebtem Schwanz zwischen den Beinen."
„Ja, ja, tut mir leid", murrte Clemens. „Konnte ich ja nicht wissen, was das für ein Laden ist. Die Musik war gut. Und dass erstmal mehr Typen als Frauen da sind, ist jetzt auch nicht so ungewöhnlich."
Dimi brach in Gelächter aus. „Also ich fand das eine spannende Erfahrung. Eigentlich schade, dass ihr so schnell abhauen wolltet, ich hätte die angekündigte Drag-Show schon gerne noch gesehen."
„Ich sag's dir, wenn mir einer von diesen Hinterladern an den Arsch gegangen wär–"
„Jetzt ist aber gut!", unterbrach Clemens Christoph. Sein Blick huschte zu Jonas, der hin und hergerissen war, ob er Lachen oder einfach gehen sollte.
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Raupe im Neonlicht
RomantikDas Abitur frisch in der Tasche, entschließt sich Jonas, das beschauliche Dorfleben gegen die flitternden Lichter der Großstadt zu tauschen. In Zukunft soll Berlins Luft seine Lungen mit Feinstaub und Freiheit füllen. Zum ersten Mal auf sich selbst...