Was zuletzt geschah:
Jonas' erstes Date mit Dominik läuft gut, aber mehr auch nicht. Ähnliches gilt für das zweite. Liegt es an ihm? Liegt es an Dominik? Oder liegt es an Erik, der sich immer wieder in Jonas' Gedanken stiehlt?
Kapitel 10
Hand in Hand mit Larissa, bahnte sich Jonas seinen Weg durch die Innenstadt. Nur so schafften sie es, im vorweihnachtlichen Gedränge nicht ständig durch vorbeieilende Passanten getrennt zu werden.
„Willst du noch wohin, oder hast du alles?", fragte sie.
Jonas warf einen zweifelnden Blick auf den Inhalt seiner Taschen. „Ich glaub, ich sollt alles haben. So eine Scheiße echt. Jedes Jahr nehm ich mir wieder vor, nich' alles auf den letzten Drücker zu kaufen und dann fang ich doch wieder 'ne Woche vor Heiligabend damit an."
„Ach, es war ja ohnehin mehr als netter Stadtbummel gedacht. Wenn man es so sieht, ist es doch gar nicht übel. Also mal abgesehen davon, dass man sich fast prügeln muss, um durch die Menschenmassen zu kommen."
Jonas bemühte sich, Larissas Optimismus zu teilen, aber er war angespannt und hatte das Gefühl, dass auch ihre Stimme ein wenig schriller als gewöhnlich war. Immer wieder ertappte er sich dabei, seine Mitmenschen kritisch zu beäugen. Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt saß ihm im Nacken und die besorgten Anrufe und Nachrichten seiner Freunde und Verwandten hatten nicht zu seiner Beruhigung beigetragen. Seine Mutter hatte ihn sogar gebeten, sofort zu ihnen zu fahren und nicht erst, wie ursprünglich geplant, an Heiligabend, aber er hatte abgelehnt. So wie alle anderen, mit denen er darüber gesprochen hatte, bemühte er sich, diesem Ereignis so wenig Raum wie möglich zu geben und ohne Angst seinem Alltag nachzugehen.
„Wie läuft es eigentlich mit Dominik?", riss Larissa ihn aus seinen Gedanken.
„Oh, ähm ... Ganz okay."
„Nur ganz okay?"
Jonas biss sich auf die Lippe. „Ich weiß auch nich' ... Wir haben uns jetzt zweimal getroffen und er is' echt nett, aber irgendwie ... Ihm geht Kunst am Arsch vorbei, ich bin 'ne Niete in Naturwissenschaften. Is' irgendwie schwierig 'n Gesprächsthema zu finden."
„Na komm, es gibt doch so viel anderes, worüber man reden könnte."
„Is' mir schon klar, aber irgendwie finden wir nix. Wenn wir erst irgendwo essen und danach ins Kino gehen, haben wir uns schon im Saal nix mehr zu sagen."
„Dann macht doch was anderes, Herrgott nochmal!", schimpfte Larissa.
„Jaah ... Ich sag ja auch nich', dass ich schon aufgebe." Dass Jonas bisher konsequent jeden Annäherungsversuch von Dominik abgeblockt hatte, verschwieg er ebenfalls lieber. „Vielleicht brauchen wir einfach mal was Privateres als so'n Treffen in 'nem Café." Vielleicht musste er sich auch einfach endlich Erik aus dem Kopf schlagen.
„Netflix and chill?"
„Sowas in der Art", wich er aus, unsicher, was die Vorstellung, Dominik körperlich näherzukommen in ihm auslöste. „Wollen wir noch was essen?"
„Wollen wir!", stimmte Larissa freudig zu. „Meine Füße bringen mich allmählich um." Sie deutete auf eine Seitengasse. „Ein paar Straßen weiter ist ein ganz guter und recht günstiger Chinese. Könnte aber schwierig werden, noch einen Platz zu bekommen."
„Sehen wir ja gleich." Jonas stoppte Larissa, bevor sie abbiegen konnte „Warte, ich würd noch gern da drüben reinschauen."
Ihr Blick folgte der Richtung, in die sein ausgestreckter Arm deutete.
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Raupe im Neonlicht
RomanceDas Abitur frisch in der Tasche, entschließt sich Jonas, das beschauliche Dorfleben gegen die flitternden Lichter der Großstadt zu tauschen. In Zukunft soll Berlins Luft seine Lungen mit Feinstaub und Freiheit füllen. Zum ersten Mal auf sich selbst...