Kapitel 2

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Letztendlich trage ich dann doch Jeans, als wir uns auf dem Weg zu Liam machen und bin nicht ganz glücklich darüber. Ich hasse enge Jeanshosen.

Es wird bereits dunkel und ich darf anmerken, dass ich endlich einen Therapeuten gefunden habe, der es gut mit mir meint. Seine Tips und Tricks sind fantastisch und ich schaffe es schon länger draußen zu laufen, als vorher. Ich bin zwar gerade mal anderthalb Monate dort, aber es hat trotzdem sehr geholfen. Ganz ohne Medikamente.

Aber dennoch klebt mein Blick am Boden. Wenn ich die Steinplatten zählen kann, geht es viel leichter.

Wir kommen am Haus an und klingeln. Wie üblich dauert es ein paar Minuten, bis die Tür geöffnet wird. Sie sind alle faul und zanken immer wieder darüber, wer als nächstes die Tür öffnen geht.

Wir treten in den Hausflur und laufen nach oben. Schon auf der Treppe kann ich die Musik hören und ich hoffe, dass es nicht so ist, wie es sich anhört. Eine Party kann Hannah definitiv vergessen. Dann gehe ich wieder.

Wir kommen oben an und treten durch die bereits offene Tür. Glücklicherweise begrüßen mich keine besoffenen Leute. Es ist einfach nur viel zu laute Musik.

"Hey Mädels." Liam kommt uns entgegen und drückt Hannah einen Kuss auf den Mund, eher er mich kurz umarmt und uns dann ins Wohnzimmer führt. Dort begrüßen wir die anderen und ich lasse mich leicht unmotiviert neben Ryan fallen.

"Na, wie geht's?" Fragt er mich und legt einen Arm um meine Schultern.

"Ganz gut. Und dir?" Ich greife nach der Fantaflasche auf dem Tisch und gieße etwas in einen der Plastikbecher, die daneben stehen.

"Ja, alles easy."

Ich bin kein Fan von Smalltalk, deshalb sage ich nichts weiter und schaue in die Runde. Dustin scheint schon betrunken zu sein. So wie eigentlich immer, wenn wir kommen. Liam hängt mit den Augen nur an Hannah und ich....ja ich habe irgendwie nicht mehr so richtig Bock auf das hier. Ich würde ja wieder gehen, aber ich sollte dem trotzdem eine Chance geben.

Ich finde es langweilig, wenn wir nur hier zu Hause rumhocken. Dann bin ich immer die einzige nüchterne und muss Nanny Spielen.

"Wollen wir vielleicht ins Zimmer gehen? Ich will mich kurz mal ausstrecken." Frage ich Ryan und bekomme von ihm ein nicken.

Also stehen wir auf und gehen ins Zimmer nebenan. Eigentlich habe ich nur vor, ihn zu fragen, ob er was von Zayn gehört hat. Ich weiß, das ist idiotisch und sinnlos, schließlich habe ich ja eingesehen, dass wir getrennte Wege gehen, aber ich will einfach auf dem Laufendem bleiben.

Ich lege mich auf das weiche Bett und Ryan setzt sich neben mich mit dem Rücken an die Wand.

"Ich habe ihn gestern getroffen." Fängt er auch schon an, ohne dass ich was sagen muss. Und mein Herz fängt sofort an zu hämmern.

"Wir haben aber nicht geredet. Ich glaube er kann mich nicht mehr leiden. Tut mir leid. Ich weiß, du willst eher spektakuläre Antworten haben."

"Schon ok." Meine ich ein klein wenig niedergeschlagen und schließe die Augen. Ich versuche mir sein Gesicht ins Gedächtnis zu rufen. Seine leicht blond gefärbten Haarspitzen. Sein kurzer Bart. Seine helle Narbe. Der rasierte Strich in seiner Augenbraue. Ich weiß es noch so genau.

"Wieso kann ich ihn nicht einfach vergessen?" Frage ich leise und fahre mir mit den Händen übers Gesicht. Es ist so anstrengend. Ich fühle mich wie ein Kind.

"Du warst....Oder bist noch immer in ihn verliebt. Sowas vergisst man nicht einfach so. Aber vielleicht besänftigt es dich, wenn ich sage, dass er genau so scheiße aussieht wie du, wenn man näher an ihn herangeht. Er ist glaube ich dünner geworden und seine Augenringe sind tief wie nie. Und scheinbar zieht er noch mehr ne Fresse wie vorher. Ich glaube er fand das alles auch nicht so schön."

Um ehrlich zu sein besänftigt mich das wirklich. Es ist gut zu hören, dass ich nicht die einzige bin, die leidet. Wiederum kann es auch heißen, dass es ihm wegen etwas anderem schlecht geht. Das wäre aber nicht schön. Ich will nicht, dass es ihm überhaupt schlecht geht. Wann ging es ihm mal richtig gut? Ich habe ihn vielleicht ein oder zwei mal lachen sehen.

Genau, er war nicht einmal nett zu mir, wieso also habe ich mich in ihn verliebt? Nur weil er mich ab und zu mal nach Hause gefahren hat? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Das ist so beschissen.

"Es tut mir leid." Sagt Ryan und legt seine Hand auf mein Knie.

"Kannst du mich küssen?" Frage ich leise und schaue zu ihm hoch. Wenn er mich nicht küsst,  werde ich vermutlich gleich weinen. Ich will nicht schon wieder weinen.

Er schaut mitleidig zu mir runter, dann beugt er sich über mich und kommt mir langsam näher. Ob er sich durch mich ausgenutzt fühlt?

Vermutlich nutze ich ihn sogar aus. Ich brauche ihn nur zu meiner Ablenkung. Klar, ich mag ihn wirklich sehr, aber deshalb sollte ich ihn nicht zwingen mich zu küssen.

"Wenn du nicht willst, ist das auch ok." Nuschle ich, doch er schüttelt den Kopf.

"Ich verstehe, dass du das brauchst." Und damit legt er seine Lippen sanft auf meine. Natürlich ist es ein guter Kuss. Aber es ist falsch. Wie immer muss ich an Zayn denken. Was würde er denken,  wenn er das hier sehen würde? Dass ich mir den nächst besten gesucht habe? Dass ich ihn ersetzt habe? Ob er überhaupt verletzt wäre? Was ist, wenn es ihn nicht mal interessiert?

"Es ist ok." Flüstert Ryan und streicht sanft über meine Wange. Die Nässe verrät mir, dass ich vermutlich trotzdem angefangen habe zu weinen.

"Gott, dass ist so peinlich. Es sind doch schon sechs Monate vergangen, wieso benehme ich mich wie ein Vollidiot?" Frage ich aufgebracht und drücke Ryan von mir weg, um mich aufzusetzen.

Ich kann das ganze hier nicht. Scheinbar wird heute wieder einer meiner deprimierenden Nächte. Ich muss nach Hause und mich mit Karl in mein Bett kuscheln.

"Ich will gehen. Kannst du dir was einfallen lassen?" Frage ich ihn und stehe auf.

"Natürlich. Soll ich dich begleiten?"

"Nein, alles ok." Ich öffne die Tür und trete in den Flur, durch welchen ich unentdeckt zur Haustür gehe und verschwinde. 

Heute morgen ging es mir noch super, ich habe keine Ahnung, warum ich mich schon wieder so benehme.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt