Kapitel 51

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"Nein...nein hat er nicht. Jedenfalls nie in meiner Gegenwart. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt lächeln kann." Er verzieht das Gesicht und lacht leise. Ich ziehe nur die Augenbraue hoch.

"Tut mir leid. Ich weiß, ist nicht witzig. Wie gesagt, er ist ein trauriger und wütender Mensch. Und das hast du schon selbst bemerkt. Ich weiß, du willst jetzt so viel aus mir rausbekommen wie möglich, aber das funktioniert nur, wenn ich dir die Hintergründe erzähle und das kann ich nicht. Alles was ich dir sagen kann ist, dass er wirklich von innen und außen kaputt ist. Er brauch Hilfe, denn alleine kommt er da nicht raus. Und vielleicht kannst du ihn retten. Aber bitte stell mir keine Fragen über ihn die ich nicht beantworten kann." Er sieht ernst zu mir rüber. Dann bleibt er stehen und greift mit seiner freien Hand nach meiner.

"Ihr werdet das hinbekommen. Mach dir keinen Kopf. Und jetzt lass uns mal einen Schritt zulegen, ich kann meine Schulter nicht mehr spüren." Er lässt meine Hand los, wuschelt mir durch die Haare und läuft weiter.

Na gut. Dann wird das wohl nichts mit der Fragerunde. Es ist zwar sehr nett von ihm, dass er Zayns Geheimnisse für sich behält, obwohl die beiden nichts miteinander zutun haben. Aber es nervt mich trotzdem ein wenig. Aber er hat wohl recht, wir werden das hinbekommen und vielleicht schafft Zayn es ja wirklich bald, sich von allein zu öffnen.

Wir laufen eine Weile stumm nebeneinander her. Zwischenzeitlich beschwert sich Ryan über Seitenstechen. Doch er will keine Pause einlegen, entscheidet sich aber dazu, Hannah zu sich zu bringen bis sie wach wird. Was vermutlich auch die bessere Entscheidung ist. Bis zu uns ist es noch ein ganzes Stück. In den Bus will er auch nicht steigen, weil ihm das mit Hannah auf der Schulter zu peinlich ist. Also kommen wir nach etwa einer halben Stunde Fußweg bei ihm an.

"Ich leg sie erstmal ins Bett. Dann können wir noch ein bisschen quatschen. Vielleicht haben wir Glück und sie ist nicht so lange ausgeknockt." Er läuft rüber ins Schlafzimmer und lässt sie vorsichtig auf das Bett nieder. Dann zieht er ihr sogar die Schuhe und die Jacke aus und deckt sie zu. Seine fürsorgliche Seite gefällt mir am liebsten. Manchmal ist er wirklich süß. Seine Art und er selbst sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Er ist wirklich ein guter Mensch. Und ich wünschte wirklich, er würde auch endlich jemanden finden, der ihm das zurück gibt.

Vielleicht sollte ich ihn und Hannah ein wenig mehr zusammenbringen. Sie beide sind herzensgute Menschen.
Und irgendwie würden sie auch ziemlich gut zusammen passen. Daran hätte ich mal früher denken sollen.
Wäre zumindest mal ein Plan für die nahe Zukunft.

Wir laufen rüber ins Wohnzimmer und lassen uns auf die Couch fallen. Aber bevor wir die Möglichkeit haben, ein Gespräch zu beginnen, klingelt sein Handy. Er holt es aus seiner Hosentasche und starrt lange auf den Bildschirm.

"Was ist los?" Frage ich skeptisch.

"Das ist Derek. Von Paul." Er räuspert sich und hebt ab.

"Hey Derek. Was geht ab?" Er streicht sich über den Schenkel und sieht auf einmal sehr nervös aus. Vermutlich ist das das erste mal, dass sich jemand aus der Gruppe bei ihm meldet, seit er raus ist. Ich glaube er vermisst es mehr, als er zugeben will. Dabei verstehe ich nicht, wie man freiwillig mit schlechten Menschen zutun haben will. Aber irgendwie...er war lange dort. Was ist er schon anderes gewohnt.

"Was ist los Derek?" Plötzlich klingt er aufgebracht und mit einem Ruck steht er von der Couch auf und schnappt nach seiner Jacke. Völlig unbewusst wie mir scheint, denn er zieht sie nicht an. Hält sie nur nervös in der Faust und läuft ein paar Schritte im Wohnzimmer umher.

"Bleib wo du bist. Ich komme sofort und hole dich." Er legt auf und stopft sich das Handy in die Hosentasche. Dann zieht er sich die Jacke an.

"Ich muss dich kurz alleine lassen. Ein Notfall. Ich melde mich bei dir, sobald ich kann." Er beugt sich zu mir und küsst mich auf den Kopf. Und dann läuft er davon.

Ich schaue ihm verwirrt und besorgt hinterher. Was ist passiert? Ob jemand verletzt ist? Wieso will er in der Verfassung alleine gehen? Mir bleibt nichts anderes übrig, als nervös sitzen zu bleiben und auf seinen Anruf zu warten.

** Ryan

Ryan kommt an der Adresse an, die Derek ihm genannt hat und stoppt das Auto. Ohne sich die Mühe zu machen es auszuschalten, springt er aus dem Wagen und rennt auf die Lagerhalle zu. Als er den großen Raum betritt entdeckt er als erstes den Mann auf dem Boden. Leblos und neben der Schusswunde noch übeler zugerichtet.

Sein Blick wandert umher und bleibt an Derek hängen. Dem siebzehnjährigen Jungen, der gerade mal seit zwei Monaten dabei ist und noch gar nix mit dieser bösen Welt zutun haben sollte. Er sitzt auf dem Boden, die Knie abgewinkelt und die Arme um sich geschlungen. Weinend.

"Hey Großer. Komm steh auf, wir müssen weg hier." Ryan läuft auf Derek zu und legt ihm die Hände auf die Schultern. Derek nickt panisch, wischt sich mit den Fäusten übers Gesicht und steht auf. Ryan bricht es beinahe das Herz, diesen Jungen dort zu sehen. Noch jünger als er selbst war, wie er Pauls Gruppe beigetreten ist. Total verstört und mit den Nerven am Ende.
Er legt einen Arm um ihn und führt ihn nach draußen. Drückt ihn sanft auf den Beifahrersitz und steigt ebenfalls zügig ein.

Er wartet nur, bis Derek sich angeschnallt hat. Dann düst er los.

"Was zum Teufel ist dort passiert?" Fragt er, als er weit genug von der Lagerhalle weg ist und sich an den Straßenrand stellen kann. Er will nicht laut werden. Zumal Derek so am Ende ist. Aber er versteht nicht, wieso dieser Junge alleine mit einem Toten in einer Lagerhalle sitzt und komplett blutverschmiert ist. Er kann nicht mal erkennen, ob sein sein Blut ist, oder dass des Toten in der Halle.

"Ich wollte es nicht. Ich schwöre Ryan, ich wollte es nicht. Zuerst sollten wir ihn nur verprügeln. Aber als wir fertig waren, hat Paul mir seine Pistole in die Hand gedrückt. Und ich konnte nicht...ich konnte einfach nicht abdrücken. Er meinte, ich soll mich beweisen. Aber wie hätte ich jemanden umbringen können? Er hat mir die Pistole weggenommen und ihn selbst erschossen. Ich war es nicht, wirklich. Ich hab es nicht getan." Derek redet panisch und laut. Und dann schluchzt er leise und vergräbt sein Gesicht in den Händen.

"Ist schon ok. Hör zu. Das erzählst du niemanden. Geht es dir gut? Haben sie dich verletzt? Sieh mich an, Derek." Er entfernt Dereks Hände von seinem Gesicht und untersucht es. Und definitiv ist das nicht nur fremdes Blut in seinem Gesicht und auf seiner Kleidung.

"Ich hab versucht ihm zu helfen. Aber es war so viel Blut." Murmelt er dann und wimmert leise.

"Bitte Derek, sag mir, ob sie dich verletzt haben."

"Er hat mich nur geschlagen. Mir geht es...gut. Mir geht es gut. Aber er ist tot. Dieser Mann ist tot und ich konnte nichts dagegen machen." Derek zieht tief die Luft ein und Ryan bekommt beinahe selbst Tränen in den Augen. Dieser Anblick macht ihn fertig. Das wird dieser Junge niemals vergessen.

Seit wann tötet Paul? Wie lange macht er das schon? Und ist das schon hinter Ryans Rücken passiert? Wie viel weiß er wohl nicht? Wer weiß, was dort noch alles abgeht. In all den Jahren wie Ryan bei Paul war, ging es nur um Raub und das Dealen. Vielleicht gab es auch zu oft Körperverletzung, aber nie gab es Tote.

"Mach dir keinen Kopf Großer. Wir kriegen das hin. Ich weiß, es ist schrecklich. Aber du kannst es nicht Rückgängig machen. Und es war nicht deine Schuld. Es wird schwer, das zu verarbeiten. Aber du wirst das hinbekommen, ok? Du musst dich sauber machen. Ich kann dich nicht zu mir bringen, aber ich kenne jemanden, der sich um dich kümmert, ok?" Er streicht Derek über den Kopf, dieser nickt nur stumm und verdeckt wieder das Gesicht.

Während er leise weint, zieht Ryan sein Handy aus der Hosentasche und wählt die Nummer, von der er niemals dachte, dass er sie je wählen würde.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt