Kapitel 41

118 8 2
                                    

Ein paar Tage später steht mein Entschluss.

Es wird Zeit. Ich werde nicht länger so tun als wüsste ich nicht, was ich will. Ich will Zayn. Ich bin bereit, mit ihm zu reden. Ich bin bereit ihm zuzuhören, ihm zu verzeihen und ich bin bereit, ihm alles an den Kopf zu werfen, was er hören muss, damit es zwischen uns klappen kann.
Es ist durchaus leichter gesagt als getan, ich tigere schon seit einer Stunde durch die Wohnung und überlege, was ich tun soll. Ich habe es nicht mal geschafft, mir etwas vernünftiges anzuziehen. Geschweige denn meine Haare zu kämmen.
Hannah ist arbeiten und hat keine Ahnung, was ich hier plane. Ich habe sie zwar nicht weiter eingeweiht, aber genau jetzt könnte ich ihren Rat gebrauchen. Soll ich einfach zu ihm gehen? Soll ich ihn vorher anrufen? Vorrausgesetzt, ich habe noch immer seine gültige Nummer. Und was genau soll ich sagen?

Einerseits würde ich ihm sehr gerne sagen, dass er sich wie ein Arschloch verhalten hat und dass ein kleiner Teil in mir ihn für eine kurze Zeit gehasst hat. Vielleicht würde ich ihm dazu auch gerne eine reinhauen, aber höflich wäre das sicher nicht. Außerdem würde ich ihm gerne unter die Nase reiben, wie sehr er mich verletzt hat und wie viele Tränen ich wegen ihm geweint habe. Dass er schuld ist an unendlich vielen schlaflosen Nächten und an meine Selbstzweifel. Einfach, damit er kapiert, wie sehr ich gelitten habe. Aber auch das ist nicht gerade die feine Art, das ganze anzugehen. Im Gegensatz zu ihm will ich ihm eigentlich nicht wehtun. Und auch wenn er immer auf hart tut weiß ich ganz genau, dass es ihn verletzen würde, wenn ich das zu ihm sagen würde. Er will nicht der Schuldige sein, auch wenn er genau weiß, dass er es war.

Und andererseits würde ich ihm gerne einfach nur um den Hals fallen und sagen, wie sehr ich ihn noch immer liebe und dass ich ihm verzeihe, mir mein Herz gebrochen zu haben. Etliche Male. Und dann will ich ihn nur noch küssen und alles vergessen.

Aber das geht auf keinen Fall.

Ich muss ihm sagen, dass ich eine Beziehung will. Eine richtige. Ich will, dass er mich als seine Freundin bezeichnet, ich will dass er mich küsst und in den Armen hält. Ich will, dass er seine Vergangenheit vergisst und mit mir daran arbeitet. Ich brauche Zärtlichkeit. Ich brauche Liebe. Und wenn er nicht einmal versucht, seine Probleme zu überwinden, so wie ich es geschafft habe, dann hat das keine Zukunft. Ich bin nicht dazu gemacht, ständig abgewiesen zu werden. Ich bin sensibel geworden und würde irgendwann einfach nur daran zerbrechen. Ich stehe zwar auf relativ festen Beinen zurzeit, aber das heißt noch lange nicht, dass meine Psyche in Ordnung ist. Ein weiterer Liebeskummer und ich bin wahrscheinlich wieder am Anfang.
Ich habe keine Lust, wieder dieses ganze Hin und Her mitzumachen. Natürlich weiß ich nicht, wie schwer sein Problem ist. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was mit ihm passiert sein kann, dass das aus ihm geworden ist. Ich weiß, das klingt wie ein Vorwurf, was es auf keinen Fall sein soll. Aber ich glaube, wenn auch er es wirklich nochmal mit mir probieren will, dann habe ich schon irgendwie ein Recht darauf, es zu erfahren. Vor allem, damit ich ihm endlich helfen kann. Er muss mir endlich genug vertrauen. Und egal was seine Geschichte ist, ich würde ihn nie deshalb verlassen oder verurteilen oder was auch immer.

Ich glaube aber am meisten habe ich einfach Angst, dass er wieder wegrennt, wenn ich etwas sage, was ihm nicht gefällt. Darin ist er gut. Und nur weil er jetzt so darauf versessen ist, mit mir zu reden, heißt das noch lange nicht, dass er es auch bis zum Ende durchzieht. Und ich glaube, dann war's das auch. Dann habe ich endgültig die Nase voll und er kann bleiben, wo der Pfeffer wächst. Mir egal, wie sehr mir das auch schmerzen würde.

Ach man. Dieser Kerl macht mich verrückt. Ich merke, dass ich überhaupt kein Vertrauen zu ihm habe, was das angeht. Und das ist fast noch schlimmer als alles andere. Jetzt bin ich wieder nur verunsichert und überhaupt nicht entschlossen. Weil ich mir immer zu viele Gedanken mache! Wenn ich mich jetzt einfach angezogen hätte und losgerannt wäre, würde ich jetzt nicht zweifeln.

Ich laufe rüber zur Couch und lasse mich drauffallen. Ein frustriertes Stöhnen kann ich mir nicht unterdrücken. Wieso muss ich es mir immer so schwer machen? Wenn ich nicht immer weggelaufen wäre, hätte ich dieses Schlamassel jetzt nicht.

Ich schnappe mir die Fernbedienung und schalte den TV ein. Dann gehe ich halt nicht zu ihm. Wenn er nicht schon die Hoffnung aufgegeben hat, dann wird er es bestimmt nochmal probieren. Allerdings hab ich jetzt schon wieder anderthalb Wochen nichts von ihm gehört. Das spricht nicht gerade dafür. Aber ich bin ja selbst schuld. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass er so lange Geduld hat, bis ich endlich entscheide, ihm zuzuhören. Also vielleicht war es das jetzt auch...

Ich entscheide mich, ein wenig Criminal Minds zu schauen und zu schmollen. Ich weiß, es ist total idiotisch. Früher war ich auch nicht so ein Angsthase...aber was soll ich machen.

Nebenbei esse ich Chips. Etwas, was ich nun schon seit einigen Tagen mache. Richtig ekelhaft. Aber ich kann nicht aufhören. Ich bin zu nervös. Ich hab nämlich schon vor ein paar Tagen angefangen, zu überlegen, was ich als nächstes mache. Ich dachte halt, heute würde ich es endlich hinter mich bringen. Naja. Fehlanzeige. Dann werden es jetzt vermutlich noch mehr nervöse Tage und weitere Kilos, die auf mich zukommen. Wundervoll.

Ich döse ein wenig vor mich hin, bis es an der Tür klingelt. Und zwar ist es nicht das Klingeln für unten. Nein, derjenige steht schon vor meiner Tür. Was zum Teufel. Wenn das jetzt ein Nachbar ist, drehe ich durch. In den paar Monaten wie Hannah und ich nun schon zusammen hier wohnen, haben sie uns glücklicherweise in Ruhe gelassen. Ich habe echt keine Lust, dass sich das jetzt ändert.

Ich lege die Chips weg, stehe auf und gehe zur Tür. Eher unsensibel reiße ich die Tür auf und verschlucke mich an meiner eigenen Spucke, als ich Zayn vor mir stehen sehe. Wunderschön wie immer und einfach zum dahin schmelzen. Sofort fängt mein Herz an zu rasen. Das war ja wieder klar. Er taucht ausgerechnet auf, wenn ich aussehe, wie der letzte Dorftrottel...

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt