Kapitel 47

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Ich glaube ich war noch nie so nervös in meinem Leben. Und das ist totaler Blödsinn. Ich treffe mich nicht zum ersten mal mit Zayn. Ich sollte ganz entspannt an die Sache rangehen und mich freuen. Aber ich kann nur daran denken, dass ich es nicht vermasseln will. Ich habe Angst, dass wir kein Gesprächsthema finden. Dass es sich komisch anfühlt. Es wird sich hundert pro komisch anfühlen, einfach so den Tag mit ihm zu verbringen, nachdem wir das so lange nicht getan haben. Aber ich will nicht, dass es so richtig unangenehm wird.

"Jetzt mach dir nicht ins Hemd. Entspann dich einfach. Es wird schon gut gehen. Ich muss jetzt los. Falls was ist, kannst du anrufen." Hannah drückt mir einen Kuss auf den Kopf und ich muss lachen, weil das etwas ist, was normalerweise Mütter tun. Ja. Hannah benimmt sich oft so, als wäre sie meine Mutter. Sie kämmt mir das Haar. Sie küsst mir die Stirn. Sie macht mir mein Essen. Und sie bringt mir Süßigkeiten mit, wenn sie von der Arbeit kommt. Das ist echt lustig. Aber ich habe mich dran gewöhnt und würde sie damit aufhören, wäre ich endlos traurig.

"Ok. Wir sehen uns." Ich winke ihr noch einmal zu, dann drehe ich mich zurück zum Spiegel meines Kleiderschrankes. Ich will irgendwie gut aussehen. Nicht so, als hätte ich mir zu viel Mühe gegeben, aber trotzdem gut. Aber was gibt es denn passendes, was gemütlich genug ist, da wir vermutlich in der Wohnung bleiben, und das trotzdem gut aussieht?

Ich greife unschlüssig nach einer Leggings und ziehe sie über. Das ist wohl das gemütlichste neben einer Jogginghose, das trotzdem aber ordentlich aussieht. Letztendlich schnappe ich mir einen weißen Strickpulli. Das wird schon gehen. Dazu trage ich mir noch Wimperntusche auf und stecke sogar Ohrringe in meine Ohrlöcher, die schon seit langer Zeit ihren Zweck verloren haben. Aber im Spiegel erscheint mir das dann doch zu dick aufgetragen und ich nehme sie wieder raus. Wir wollen es ja nicht übertreiben.

Ich gehe ins Wohnzimmer und schaue, ob auch alles aufgeräumt ist. Ich kontrolliere auch noch einmal die Küche. Jetzt fehlt nur noch er und alles ist perfekt.
Für den Fall, dass wir Hunger bekommen, haben Hannah und ich eine etwas größere Portion Lasagne gekocht. Außerdem haben wir Eiscreme geholt und Popcorn. Für den Fall, dass er darauf Lust hat. Ich weiß, es ist kein Date und wir wollen nur ein wenig abhängen, aber es soll trotzdem schön werden. Mir ist also egal, dass ich mir vielleicht ein wenig zu viel Mühe gebe.

Ich höre die Klingel und mein Herz drückt wild gegen meine Brust. Oh man.

Ich laufe zur Tür und drücke den Summer. Dann reiße ich die Tür auf und warte. Als er oben ankommt, setzt mein Herz für eine Sekunde aus, weil er so verdammt gut aussieht. Er ist wirklich wunderschön und das kann ich einfach nicht oft genug sagen. Heute trägt er eine helle Jeans, was total ungewohnt ist. Aber sie schmeichelt ihm und ich kann nicht anders, als zu lächeln. Er öffnet im gehen seinen Mantel und präsentiert mir seinen schwarzen pulli. Was wiederum nichts unübliches ist. Er trägt all seine Piercing und seine Haare sitzen perfekt. Er selbst ist einfach perfekt. Was anderes brauche ich dazu nicht zu sagen.

"Hey." Er bleibt vor mir stehen und lächelt mich nervös an. Ich lächle zurück und trete einen Schritt beiseite, damit er eintreten kann.

"Hey." Ich weiß nicht richtig, wie ich ihn begrüßen soll. Natürlich würde ich ihn am liebsten küssen. Aber ich weiß nicht, ob er das will. Und mit Umarmungen hat er auch seine Probleme, also stehe ich unschlüssig im Flur und sehe zu, wie er sich den Mantel auszieht und an die Garderobe hängt. Als er sich zu mir dreht, sieht er noch nervöser aus wie eben und räuspert sich. Und als er vorsichtig die Hand hebt und mein Kinn zwischen die Finger nimmt, überrascht es mich so sehr, dass ich vergesse zu atmen. Er beugt sich zögerlich zu mir runter und drückt mir einen zärtlichen, aber sehr kurzen Kuss auf den Mundwinkel. Vor Freude hüpft mir mein Herz in die Hose. Und mein dämliches Grinsen kann ich nicht mal  unterdrücken. Ich schaffe es nur gerade so, keinen entzückten laut von mir zu geben.

Aber im selben Moment mache ich mir Gedanken. Ich hoffe er wollte das wirklich und hat es nicht nur getan, weil er denkt, ich würde es erwarten. Ich will mich ihm nicht aufzwingen. Er soll mich freiwillig küssen können. Nicht aus Pflichtgefühl.

"Zayn...ich will dass du weißt, dass du mich nur berühren musst, wenn du es auch wirklich willst. Nur weil ich es mir wünsche, heißt das nicht, dass du dazu verpflichtet bist. Ich will, dass du dich wohl fühlst und es nicht nur tust, weil du denkst, ich erwarte das." Ich weiß nicht, ob das jetzt blöd klang. Aber ich will einfach, dass das gesagt ist. Ich will nicht, dass er am Ende überfordert ist oder sich komplett unwohl fühlt und sich zurückzieht.

"Ich will es. Wirklich." Antwortet er sofort und beruhigt mich somit natürlich ein kleines bisschen. Aber ich bin trotzdem unsicher. Ich habe solche Angst es zu übertreiben, dass ich plötzlich total angespannt bin. Werde ich jetzt immer so nervös und überdramatisch sein? Wie soll ich das ertragen? Ich werde vermutlich ab sofort immer damit beschäftigt sein, darauf zu achten, dass ich nichts falsches oder übereifriges mache und dann werde ich ja ununterbrochen angespannt sein.

"Blake." Er kommt mir einen Schritt näher und nimmt zögerlich mein Gesicht in die Hände. Und dann beugt er sich erneut zu mir runter und legt vorsichtig seine Lippen auf meine. Diesmal etwas länger und ein wenig gewagter. Und mir schwindelt es. Ich kann nicht beschreiben, wie gut sich seine Lippen anfühlen. Sie sind weich und warm und passen so perfekt zu meinen, dass es mir unwirklich erscheint. Ich will mich nie wieder von ihm lösen. Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen, ihn zu küssen. Erst recht, weil ich immer Bammel davor haben werde, wie lange es bis zum nächsten Kuss wohl dauern wird. Bei ihm kann man sich da nie sicher sein.

Er löst sich von mir und streicht sanft mit dem Daumen über meine Wange.

"Ich will dich berühren. Wirklich. Ich versuche mein bestes. Wenn überhaupt habe ich Angst, dass ich dich überrumple. Ich will es nicht...übertreiben. Wir haben uns gerade erst wieder und ich will es wirklich nicht kaputt machen." Er schaut mir nervös entgegen und ich merke genau, wie ernst es ihm damit wirklich ist. Er will es auf keinen Fall vergeigen. Aber er weiß gar nicht, wie falsch er liegt. Er überrumpelt mich nicht. Und übertreiben tut er es auf keinen Fall. Um genau zu sein könnte ich doch niemals genug von ihm bekommen. Mir ist egal, dass wir uns erst gestern vertragen haben. Außerdem will ich auch nicht, dass er andauernd angespannt ist und Angst hat, etwas falsch zu machen. 

"Ich versichere dir, dass ich damit definitiv kein Problem habe. Du darfst mich küssen, wann immer du dich danach fühlst. Ich bitte sogar darum." Ich grinse breit und er lacht leise. Dann lässt er mein Gesicht los und nimmt stattdessen meine Hand. Dann zieht er mich zum Sofa.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt