Kapitel 34

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Doch dann höre ich eine Stimme rufen.

"Du verdammter Wichser!" Plötzlich verschwindet Johnny von mir und ich höre, wie er neben mir auf dem Boden aufprallt. Ich erkenne diese Stimme sofort und fange vor Erleichterung an zu schluchzen. Ich öffne meine Augen und schaue neben mich. Zayn kniet über Johnny und schlägt ununterbrochen auf ihn ein.

Ich muss die Augen kurz schließen, weil ich das Gefühl habe, mein Kopf explodiert. Und dann schaffe ich es mühevoll, mich auf die Seite zu drehen. Dabei habe ich das Bedürfnis, mich zu übergeben.

Ich rufe Zayns Namen, der so teuflich aussieht, dass ich Schlucken muss. Er ist wütend. Noch wütender, als das letzte mal, wo er auf Johnny eingeschlagen hat. Und da dachte ich schon, ich würde ihn nicht wütender sehen.

Er sieht erst nach einigen Sekunden zu mir und stoppt seine Schläge. Er drückt Johnny noch einmal gewaltsam auf den Boden, dann kommt er zu mir gelaufen. Er kniet sich neben mich und nimmt meine Hand in seine.

"Blake...Scheiße." Er fährt mir mit dem Daumen übers Kinn. Dann schiebt er vorsichtig meine Haare zur Seite und nimmt mein Gesicht in die Hände.

"Es tut mir so leid." Er sieht so verletzt aus, als er mich mustert und sich auf die Lippe beißt.

Er lässt mein Gesicht los und schiebt seine Arme unter meinen Körper um mich vorsichtig hochzuheben. Doch es fühlt sich trotzdem so schrecklich an, dass ich schmerzerfüllt aufatme. Fühlen sich so gebrochene Rippen an? Ich hoffe, dass es nicht so ist. Ich kann nicht ins Krankenhaus. Ich will nie wieder ins Krankenhaus.

Ich lege meine Arme um seinen Hals und schmiege mein Gesicht in seine Halsbeuge. Dabei atme ich seinen Vertrauten Duft ein.
Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich gerade bin, dass er gekommen ist. Und wiedereinmal kommt er, um mich zu retten.

Er läuft ein kurzes Stück, dann höre ich, wie er seinen Wagen aufschließt und die Tür öffnet. Er lässt mich sanft auf dem Beifahrersitz runter und schließt die Tür. Ich lege meine Arme um mich und lehne meinen Kopf gegen das kühle Fenster.

"Soll ich dich zu Hannah bringen?" fragt er, sobald er neben mir sitzt. Und ich kann nur mit den Kopf schütteln. Auf keinen Fall will ich jetzt zu Hannah.

"Ok." Er startet den Motor und fährt los.

****

Ich wache aus meinem Minutenschlaf auf und merke, dass er anhält. Er schaltet den Motor aus und ich höre, wie er sich auf seinem Sitz zu mir dreht.

"Ist es ok, dass wir bei mir sind?" Fragt er leise, während ich mir mit dem Ärmel unter der Nase wische. Das Blut fühlt sich wirklich unangenehm an, jetzt, wo es langsam trocknet. Ich nicke und kann nicht verhindern, dass ich erneut anfange zu weinen. Einfach, weil mich gerade alles überwältigt. Ich versuche es still und heimlich, weil ich das so unglaublich peinlich finde, aber obwohl das Licht aus ist, bemerkt er es.

Er hebt seine Hand und legt sie unter mein Kinn. Er dreht mein Gesicht vorsichtig zu sich und streicht zögerlich mit dem Daumen über meine nasse Wange. Eine Geste, die ich mit geschlossenen Augen genieße.

Ich bin von seiner Art mit mir umzugehen überrascht. Er fässt mich so freiwillig und sanft an. Etwas, was ich mir früher immer gewünscht habe und eher erzwingen musste.

"Es tut mir so leid." Wiederholt er sich und nimmt seine Hand weg. Stattdessen streicht er mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ist das wirklich Zayn? Das kommt mir gerade so unecht vor. Aber er soll endlich aufhören, sich zu entschuldigen. Das ist schließlich nicht seine Schuld.

"Komm, wir müssen dir das Blut wegwischen." Meint er, bevor ich etwas erwidern kann und öffnet seine Tür. Während er aussteigt, schnalle ich mich ab und öffne ebenfalls meine Tür. Ich versuche mit schmerzverzerrten Gesicht auszusteigen, allerdings lässt er das gar nicht zu, er schiebt seine Arme unter mich und hebt mich raus.

Die Haustür ist bereits offen, deshalb hat er keine Probleme dabei, das Haus zu betreten und durch den mir sehr bekannten Hausflur zu laufen. Er sieht genauso aus wie damals. Sogar das Licht flackert noch genauso.

Er läuft mühelos die Treppen hoch, während ich mir vollkommen nutzlos vorkomme. Ich kann wegen der Schmerzen nur die Augen zukneifen und die Lippen aufeinander pressen.

Er kommt oben an und hält vor seiner Tür. Er öffnet sie mit Leichtigkeit und tritt in die Wohnung. Er läuft sofort ins Badezimmer und setzt mich sanft auf dem Klodeckel ab. Es sieht noch aus wie damals und ich werde von alten Erinnerungen überschwemmt. Wie er hier mit mir unter der Dusche gesessen hat. Und mich im Arm gehalten hat. Was für ein schrecklicher Tag. Und irgendwie kommt mit diese Situation fast gleich vor. Dabei ist das was gerade passiert ist nicht mit dem zu vergleichen, was damals passiert ist.

Zayn taucht vor mir auf und vertreibt die Gedanken. Er hat einen nassen Lappen in der Hand und nimmt vorsichtig mein Gesicht zwischen die Finger. Dann beginnt er, das Blut weg zu wischen. Ich ziehe zischend die Augenbrauen zusammen und höre ein erneutes 'tut mir leid'.

"Es geht schon." Ich schließe meine Augen, weil mir das Licht irgendwie viel zu hell vorkommt. Doch dann öffne ich sie gleich wieder, um ihn zu beobachten. Er konzentriert sich voll auf mein Gesicht, allerdings schaut er mir für eine kurze Sekunde in die Augen und sorgt für ein zwicken in meiner Brust.

"Bist du müde?" Fragt er mich und lässt mich los. Er legt den Lappen ins Waschbecken und tritt einen Schritt von mir zurück. Ich nicke und stehe auf. Sofort durchzieht mich wieder dieses schreckliche Stechen in der Seite. Ich verziehe das Gesicht und presse die Hand darauf. Dabei muss ich mich zwingen, nicht in die Knie zu gehen.

"Was ist?" Fragt er erschrocken und nimmt meine Arme in die Hand.

"Johnny hat mich getreten. Tut ziemlich weh." Murmle ich und stütze mich am Waschbecken ab.

"Kann ich nachsehen?" Fragt er und lässt mich los. Ich nicke und lasse zu, dass er zögerlich nach meinem Pulli greift und ihn nach oben schiebt. Ich traue mich nicht nach unten zu sehen, deshalb schaue ich lieber Zayn dabei zu, wie er die Augenbrauen zusammenzieht.

"Verdammter Mistkerl." Zischt er und hebt seine Hand.

Dann spüre ich seine kalten Finger auf meiner brennenden Haut. Er drückt auf meiner untersten Rippe herum und sorgt dafür, dass ich einen schmerzenden Laut ausstoße und mich in seinem Arm kralle.

"Ich glaube sie ist nicht gebrochen. Vielleicht geprellt. Natürlich solltest du zum Arzt gehen, aber wie ich dich kenne, wirst du das nicht tun." Er schiebt meinen Pulli wieder runter und tritt einen Schritt zurück.

Ich schüttle den Kopf und lehne mich ans Waschbecken. Er nickt seufzend, dann öffnet er den Schrank neben mir und holt Tabletten heraus.

"Die Schmerzen werden schlimmer werden. Du musst dich hinlegen. Du kannst in meinem Zimmer schlafen, ich geb dir was zum anziehen." Er tritt raus in den Flur und wartet darauf, dass ich ihm folge.

So wie er redet, frage ich mich, ob er das selbst schon durchhatte. Eine gebrochene Rippe. Jedenfalls hoffe ich es nicht. Das wäre schrecklich. Aber bei ihm kann man sich nicht mal sicher sein. Ich weiß noch immer nicht, was er tatsächlich schon alles durchgemacht hat, also könnte eine gebrochene Rippe nichts neues für ihn sein.

"Geht's?" Fragt er, als ich loslaufe und ihm in den Flur folge. Ich nicke stumm und beiße mir auf die Lippe. Einfach, damit ich keinen laut von mir gebe.

Am liebsten würde ich ihn fragen, ob er bei mir bleibt. Einfach, weil ich ihn jetzt gerade in meiner Nähe haben will. Und weil ich Angst davor habe, was ich träume. Aber natürlich kann ich das nicht verlangen. Vermutlich würde er es auch nicht tun. Es war ja früher schon schwer ihn zu überreden, also wird es jetzt, wo wir so gut wie nichts mehr miteinander zutun haben, unmöglich sein.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt