Als ich am Morgen die Augen öffne, bleibe ich erstmal noch liegen. Hauptsächlich, weil sich mein Oberkörper beim einatmen anfühlt, als würde er explodieren. Ich wusste nicht, dass ein paar Tritte sowas anrichten können. Denn das tut wirklich weh. Es ist sogar die selbe Seite wie meine Narbe. Was irgendwie ironisch ist.
Irgendwann schäle ich mich dann doch aus der Decke und setze mich auf. Dort spüre ich dann nicht nur den Schmerz in meiner Brust, sondern auch in meinem Gesicht. Gestern habe ich es mir nicht angesehen, aber jetzt wüsste ich wirklich gerne, wie es aussieht. Ich stehe mühsam auf und laufe rüber zum Spiegel. Zayn hat gestern den Großteil des Blutes weggewischt, aber es kleben trotzdem noch kleine Blutreste an meiner Nase, die rot-bläulich verfärbt und angeschwollen ist. Es sieht hässlich aus. Meine Unterlippe hat nur einen kleinen Kratzer abbekommen, er hat beim ersten Mal ja auch nicht ganz so doll zugehauen. Mit der Ohrfeige hätte ich noch klarkommen können. Mit dem Kuss auch. Aber mit dem Rest? Soll ich meinem Therapeuten davon erzählen? Vermutlich lieber nicht. Sonst zwingt er mir vielleicht irgendetwas auf, was ich nicht will.
Ich nehme das Tshirt in die Hand und ziehe es nach oben. Und wie zu erwarten schmückt nun ein dunkler rot-blauer Fleck meine Haut. Die Stelle ist auch ein klein wenig angeschwollen, also sollte ich schnell wieder mit dem Kühlen anfangen.
"Wie geht's dir?"
Ich drehe mich erschrocken zur Tür um und entdecke Zayn, der mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnt.
"Tut nur ein bisschen weh." Ich sehe ihm zu, wie er auf mich zukommt. Mit jedem Meter den er näher kommt, schlägt mein Herz eine Oktave höher. Er bleibt langsam vor mir stehen und will die Hand heben. Dann lässt er sie wieder fallen und ballt stattdessen die Fäuste.
"Ich werde ihn umbringen."
"Das musst du nicht. Es ist nicht so schlimm. Wirklich." ich weiß, dass das ziemlich gelogen ist, aber ich will nicht, dass er sich weiter so aufregt. Sonst tut er noch irgendwas, was er sicher bereuen würde. Er sollte Johnny einfach vergessen, ich will nicht dass Johnny ihn verletzt.
"Nicht so schlimm? Ja genau. Du wirst jetzt die nächsten Wochen überhaupt nichts tun können wegen diesem Mistkerl."
"Ja vielleicht. Aber er wird sich genauso fühlen, so wie du auf ihn eingedroschen hast. Was er vollkommen verdient hat. Aber es wäre gut, wenn wir das jetzt einfach vergessen." ich seufze, während er nichts mehr darauf erwidert.
Stattdessen mustert er mich und spielt mit seinen Fingern. Ich glaube er will mich berühren, aber ich vermute, er traut sich nicht, weil er nicht weiß, wie ich reagiere. Aber ich will gerade eigentlich nichts anderes. Ich ergreife seine Hand, was er kommentarlos zulässt, und lege sie vorsichtig auf meine Wange. Ich schließe die Augen und seufze.
"Es tut mir so leid." mit seiner anderen Hand streicht er mir eine Strähne hinters Ohr und mit dem Daumen der anderen Hand streicht er über meine aufgeplatzte Lippe.
"Zayn, es war nicht deine Schuld. Ich hätte.."
"Das habe ich nicht gemeint." unterbricht er mich und lässt seine Hände fallen. Dann geht er einen Schritt zurück und mustert mich mit niedergeschlagener Miene.
"Oh." ich weiß nicht, was ich sagen soll. Will er das jetzt wirklich machen? Das kommt viel zu plötzlich. Ich bin gar nicht darauf vorbereitet. Und ich weiß auch gar nicht, worüber wir überhaupt reden müssen.
Ok, doch eigentlich weiß ich das schon. Da wäre unsere Trennung. Er hat mich geküsst und war vermutlich kurz davor mir seine Gefühle zu gestehen und hat dann Muffensausen bekommen und ist abgehauen. Dann wären da noch die sechs Monate, in denen er nicht an mich gedacht hat und in denen ich mich durchgeheult habe wie ein kleines Mädchen. Dann wäre da noch das Gespräch mit Josh. Es wäre definitiv genug Gesprächsstoff. Aber ich weiß trotzdem nicht, wie ich anfangen soll. Und sicher können wir das alles nicht auf einmal klären.
"Ich kann das jetzt noch nicht Zayn. Auch wenn ich mir die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht habe und versucht habe alles zu verstehen, ist jetzt einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Mein Kopf schwirrt und eigentlich will ich gerade kurz mal alles einfach nur vergessen." ich seufze, fahre mir durch die Haare und laufe rüber zum Bett, um mich hinzusetzen.
Er folgt mir und setzt sich neben mich. Er stützt seine Ellenbogen auf den Knien und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen.
"Es macht mich verrückt, Blake. Ich kann nicht länger hier rumsitzen und nichts tun." meint er gequält und streicht sich durch die Haare.
Er muss doch selbst merken, dass wir genau jetzt nicht darüber reden können. Ich will dieses Gespräch nicht erzwingen. Ich will, dass wir beide bereit sind, wenn es soweit ist.
Ich weiß zwar nicht, ob wir uns hier nach überhaupt sofort Wiedersehen werden, aber deshalb will ich dass ganze trotzdem nicht überstürzen...auch wenn ich vor kurzem erst entschieden habe, mit ihm zu reden, sobald er das will. Aber da habe ich ja auch nicht damit gerechnet, dass ich vorher von Johnny verprügelt werde.
"Sag mir was ich tun kann, Blake...ich halte es nicht mehr aus." Er hebt den Kopf und sieht mich an.
Ich seufze und rutsche ein wenig weiter nach hinten, damit ich mich gegen die Wand lehnen kann. Dabei halte ich tapfer meine Seite und atme den Schmerz weg. Dann sage ich: "Komm." Und klopfe neben mich auf die Matratze.
Er zögert, während er auf meine Hand schaut, die auf der Matratze liegt. Dann rutscht er langsam zu mir nach hinten und setzt sich neben mich. Er krallt seine Hand in seine Jeans und schaut auf seine Füße. Da taucht seine nervöse Seite wieder auf. So lange habe ich sie nicht gesehen. Und so oft hat er mich in letzter Zeit angefasst, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Und jetzt auf einmal ist es ihm wieder unangenehm, neben mir zu sitzen. Irgenwie ist das süß.
Ich hebe vorsichtig meine Hand und lege sie um seine. Sie zuckt leicht, aber ich löse nur seine Finger von der Jeans und halte sie fest.
"Ich verspreche dir, wir werden reden. Ich werde dir zuhören und ich werde nicht wegrennen. Aber nicht heute. Bis dahin möchte ich einfach kurz mal atmen und mich darauf vorbereiten. Ich habe dich so lange nicht gesehen. Ich habe mir immer vorgestellt, wie das Gespräch ablaufen wird, wenn wir uns überhaupt irgendwann wiedergesehen hätten. Und ich habe unendlich viele Dinge im Kopf, worüber ich reden will. Aber für diesen Moment will ich einfach deine Gegenwart genießen und nicht über die ganzen Probleme nachdenken." Meine ich ehrlich, auch wenn ich vielleicht nicht direkt zugeben sollte, dass ich mich freue, dass er gerade bei mir ist. Aber das ist die Wahrheit. Es fühlt sich so unglaublich gut an, dass er hier neben mir sitzt. Die ganze Zeit wollte ich ihn meiden, aber jetzt nicht mehr.
Ich spüre richtig, wie allein seine Gegenwart mich heilt. Und ich spüre schon zum gefühlt hundertsten mal, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst habe.
Er antwortet nichts darauf. Er lässt mich einfach nur seine Hand halten.
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*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ff
FanfictionEs vergehen ein paar Monate in denen Blake und Zayn sich kein einziges mal sehen. Sie reden sich ein, dass es vorbei ist, aber natürlich ist ihre Geschichte noch lange nicht zuende und so führt es dazu, dass sie aufeinander treffen und ihre Gefühle...