Kapitel 48

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Ich darf sie küssen, wann immer ich mich danach fühle. Das klingt doch mal nach etwas sehr gutem. Ich könnte mich kaum glücklicher schätzen. Auch wenn ich es nach außen nicht zeigen kann. Der ängstliche Teil in mir rollt sich bei der Vorstellung zusammen. Schon sie hier neben mir sitzen zu haben, überfordert mich. Dabei bin ich gleichzeitig so aufgeregt und glücklich wie noch nie. Ich will meinen Arm um ihre Schulter legen. Ich will ihre Hand halten und mir ab und zu einen Kuss stehlen, während sie diesen schrecklich blöden Film über Vampire sieht. Aber ich schaffe es einfach nicht. Alles verkrampft sich in mir, dabei ist das total unnötig und übertrieben. Das sind stinknormale Gesten. Ich sollte damit keine Probleme haben. Wenn es um sexuelle Annäherungen geht, ist es nochmal was anderes. Der Gedanke daran lässt mich beinahe wimmern. Aber kuscheln? Das sollte eigentlich schon in Ordnung für mich gehen. Zumal ich mich langsam daran gewöhnen will. Sie soll mir helfen und das hier ist die beste Übung. Ich will es. Ich will es. Ich will es.

"Blake?" Frage ich und räuspere mich, als ich meine kratzige Stimme höre. Innerlich verdrehe ich die Augen. Man bin ich eine Lusche.

"Hm?" Sie schaut kurz vom Bildschirm weg und sieht zu mir. Es kostet mich ziemliche Überwindung, die Frage auszusprechen, die mir auf der Zunge liegt. Zumal sie total bescheuert klingt und als käme sie von einem fünfzehnjährigen.

"Kann ich...können wir...kann ich meinen Arm um dich legen?" Ich beiße mir vor Blödheit auf die Zunge und verfluche innerlich mein dummes Gestotter. Wieso bin ich nur so peinlich?

Sie sieht mich überrascht an und mustert mich einige Sekunden. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit und ich bereue sofort, überhaupt gefragt zu haben.

"Natürlich darfst du." Antwortet sie dann und rutscht zu mir rüber. Ganz von selbst schmiegt sie sich vorsichtig an meine Seite und nachdem ich meinen Arm um sie gelegt habe, platziert sie ihr Gesicht auf meiner Brust. Ein aufgeregtes Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus und ich muss schlucken. Wie seltsam. Ich versuche, mich an das Gefühl zu gewöhnen. Dass ich die ersten Minuten aber trotzdem etwas angespannt bin, kann ich nicht leugnen. Doch nach und nach verschwinden Anspannung und Nervosität und werden durch Wohlwollen und...wärme ersetzt. Ja. Es fühlt sich gut an. Und nachdem wir einige Zeit so liegen, hoffe ich sogar, dass es nie wieder aufhört. Mir steigt ihr berauschender Duft in die Nase und ich fühle mich beinahe wie im siebten Himmel. Und das, obwohl wir nur...kuscheln.

Was heißt hier beinahe. Ich bin definitiv im siebten Himmel. Ich bin so verliebt in sie, alles mit ihr würde sich unglaublich anfühlen.

Ich spüre, wie sie ihre Hand auf meinem Bauch ablegt und beginnt, mit kreisenden Bewegungen ihres Daumen über meinen Pulli zu streichen. Vermutlich, damit ich mich beruhige. Aber das habe ich schon längst hinter mir. Ich bin so entspannt, dass ich einschlafe könnte. Zum ersten mal bin ich vollends, entspannt.

Blake

Ich kann es kaum glauben. Ich bin total überwältigt. Und es kostet mich alle Mühe, es nicht nach außen zu zeigen. Ich bin so glücklich gerade. Ich kann es nicht erklären. Er will sich wirklich bessern. Er will es wirklich schaffen. Für mich. Ich weiß nicht, wie viel Überwindung es ihn kostet. Aber ich bin gerade vermutlich der glücklichste Mensch auf Erden. Ich habe mich noch nie wohler gefühlt, als gerade hier in seinen Armen. Sein Herzschlag an meinem Ohr beruhigt mich, auch wenn sein Herz am rasen ist. Ich könnte den ganzen Abend nur so liegen bleiben. Und vermutlich wird das auch so sein. Denn ich werde nicht freiwillig aufstehen. Das muss ich ausnutzen, ehe es wieder zu Ende ist.

Ich spüre, wie er zaghaft mit der Hand über mein Haar fährt. Und ich kann mein Glück kaum fassen. Dass ich dadurch unglaublich müde werde, versuche ich zu verdrängen. Ich will jede Sekunde mitbekommen, wie ich mit ihm kuschle. Ich will nicht dabei schlafen und alles verpassen.

Ich frage mich, ob wir vielleicht über irgendwas reden sollten. Über etwas wichtiges, was noch ungeklärt ist, statt so zu tun, als wäre nichts gewesen. Gibt es nicht noch so viel, über das ich sprechen wollte?

"Gehst du eigentlich zum Therapeuten oder so? Du warst abends arbeiten, das hat mich ziemlich überrascht." Meint er dann und nimmt mir damit glücklicherweise die Entscheidung für das nächste Gesprächsthema ab.

"Ja. Allerdings habe ich das in letzter Zeit ziemlich hängen lassen. Ich habe morgen wieder einen Termin." Eigentlich hatte ich einen etwas späteren Termin gewollt, aber da ich so lange nicht da war, wollte er mich so schnell wie möglich wieder sehen. Ich weiß gar nicht, ob ich ihn überhaupt noch brauche. Ich habe mich daran gewöhnt, im Dunkeln keine Panik mehr zu bekommen. Es ist zwar noch immer ein bisschen seltsam, aber ich glaube dafür brauche ich keine Hilfe mehr. Also mal sehen, was morgen passiert. Außerdem habe ich langsam nicht mehr so viel Geld, um die Sitzungen ganz entspannt zu bezahlen. Die sind wirklich verdammt teuer.

"Das finde ich wirklich gut. Als Josh mir erzählt hat, dass er dich Nachts getroffen hat, habe ich beinahe einen Herzinfarkt bekommen, um ehrlich zu sein." Er lacht leise und ich muss stumm Lächeln. Er hat sich also Sorgen gemacht. Schön zu wissen.

"Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe. Es ist sehr viel leichter, nicht den ganzen Tag damit beschäftigt sein zu müssen, sich die übrigen Stunden bis zum Sonnenuntergang auszurechnen." Ich kann kaum glauben, dass ich das wirklich mal gemacht habe. Es ist so seltsam, wie sehr sich mein Leben so plötzlich verändert hat. Aber ich bin wirklich froh.

Das einzig blöde an meinem nun Drogenfreien Leben ist, dass ich nun wieder regelmäßig meine Tage bekomme...

Kleiner Scherz. Bedeutet ja schließlich nur, dass ich gesund bin.

"Und...denkst du noch manchmal daran...an die Drogen?" Fragt er nun vorsichtig und legt die Hand, die vorher mein Haar gestreichelt hat, auf meinen Rücken.

"Nein. Zumindest nicht so, dass ich sie vermisse oder so. Denn das tue ich nicht. Ich denke nur manchmal an früher. Allgemein." Ich möchte nie wieder auch nur in die Nähe von Drogen kommen. Ich bin fertig damit. Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich auf einmal einen...Ausrutscher hätte oder so. Dafür habe ich zu viel durchgemacht. Das will ich nicht nochmal.

"Ich bin wirklich froh, dass es dir endlich gut geht." Seine Hand findet wieder den Weg in mein Haar.

"Ich auch." Ich wünschte, ich könnte das selbe über ihn sagen. Aber ihm geht es nicht gut. Das weiß ich. Vielleicht ist er erleichtert, weil wir uns endlich vertragen haben, aber trotzdem geht es ihm noch lange nicht gut. Ich hoffe einfach, dass wir schon bald daran arbeiten werden. Ich hoffe auf eine Zukunft, in der es uns beiden gut geht.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt