Kapitel 5

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Es ist definitiv anstrengender, als man denkt. Ich bin zwar äußerlich die Ruhe selbst, aber innerlich häschel ich schon rum, wie ein Hund. Hoffentlich habe ich morgen den Platz an der Theke, wenn ich den Job bekommen sollte.

Meine Mitarbeiterinnen sind super lieb, aber nicht gerade mein Fall. Also nichts, womit ich mich anfreunden würde.

Kerle gibt es hier keine. Vermutlich, weil es dann mehr Kundschaft gibt. Alte Säcke, die den Kellnerinnen auf die nerven gehen, aber sehr gutes Trinkgeld geben zum Beispiel.

Die anderen Mädchen tragen alle schwarze Faltenröcke und weiße Blusen. Ich wünschte ich hätte genau das selbe, denn mir ist kochend heiß.

Es dürfte mittlerweile schon recht spät sein und ich hoffe ich darf bald gehen, damit ich unter die Dusche komme. Jeans und Pulli ist definitiv falsch in dieser Umgebung. Auch wenn es draußen eiskalt ist.

Und je später es wird, desto voller wird es und desto weniger frische Luft gibt es.

"Miss Blake!" Eine Hand legt sich auf meine Schulter und ich drehe mich erleichtert zum Barbesitzer um.

"Kommen Sie mit mir." Lacht er, als er mich mustert und vermutlich merkt, dass ich mich gerade wie in einer Sauna fühle.

"Und, wie finden Sie es?" Fragt er mich, als wir uns in den selben Raum setzen wie heute Mittag.

"Super. Nur sehr anstrengenden. Aber damit komme ich klar." Antworte ich und verschränke meine Finger.

"Sie haben sich trotzdem gut angestellt. Wollen Sie unterschreiben?" Er hält mir lächelnd einen Kugelschreiber entgegen und schiebt mir vermutlich den Arbeitsvertrag entgegen. Die anderen Blätter, sowas wie Sicherheitsvorkehrungen und so, habe ich schon davor mit ihm besprochen und unterschrieben.

"Hier steht nochmal das, was wir heute schon durchgelesen haben. Dann sind hier noch ihre Arbeitspläne. Die Schicht fängt immer um sechzehn Uhr an. Früher öffne ich nicht, das würde sich nicht lohnen. Sie müssen auch jeden zweiten Samstag arbeiten, ansonsten Montag bis Freitag ganz normal. Die Nachtschichten stehen in der Umkleidekabine für euch Mädels, genauso, ob ihr an der Theke steht oder kellnert. Das muss ich dann nochmal ändern. Das variiert immer mal wieder, deshalb steht das nicht fest im Vertrag. Wenn sie krank werden, müssen sie Mary kontaktieren. Sie ist dann ihre Vertretung. Und wenn sie krank wird, müssen Sie einspringen. Jede Kellnerin hat ihre eigene Partnerin. Ansonsten steht hier auch alles nochmal drin. Hier und hier unterschreiben sie dann." Er plappert und plappert so schnell, dass ich einfach nur nicke. Das mit der Nachtschicht werde ich mir merken und wenn, dann lese ich einfach den Vertrag nochmal durch.

Ich unterschreibe dort, wo er mir zeigt und bekomme kurz darauf die Blätter in einer Folie.

"Dann können wir uns ja jetzt duzen. Die Arbeitskleidung kannst du dir gleich aus der Umkleide mitnehmen, da gibt es verschiedene Größen. Es freut mich sehr, dass du gekommen bist und ich hoffe auf gute Zusammenarbeit." Er reicht mir glücklich die Hand und steht dann auf.

"Die Nummern von uns stehen übrigens auch im Vertrag, falls du fragen hast. Ich muss jetzt noch was erledigen, also wünsche ich dir einen schönen Abend. Wir sehen uns dann Morgen. Und vergiss nicht, dir Kleidung mitzunehmen!" Und damit dreht er sich winkend um und verschwindet.

Ich laufe rüber zur Tür, die zur Umkleidekabine führt und trete in den kleinen Raum. Hier steht alles rum, was Frauen normalerweise eben so brauchen. Vor allem aber Deos und Parfums. Signalisiert mir, dass auch die anderen Mädchen ab und zu ins Schwitzen kommen.

Ich gehe rüber zum Regal, wo ich die Kleidung entdecke. Immer zwei Röcke und zwei Blusen in einer durchsichtigen Folie.

Ich greife nach meiner Größe und mache mich dann auf den Weg nach draußen.
Es ist bereits dunkel. Es gefällt mir nicht, aber ich laufe einfach mit dem Blick nach unten zur Bushaltestelle.

Ein Blick auf den Plan zeigt mir, dass ich den Bus verpasst habe und nun zwanzig Minuten warten darf. Das ist so eine beschissene Gegend. Hier fährt ein einziger Bus durch und dann auch noch einer, der so komische Zeiten hat.

Ich lasse mich auf die Bank fallen und vergrabe meine Hände in den Jackentaschen. Die Temperatur ist furchtbar.

Mein Blick liegt hauptsächlich am Boden. Aber dann höre ich laute Stimmen und ich schaue hoch. Eine Männergruppe läuft auf der anderen Straßenseite und die Hälfte der Kerle scheint betrunken zu sein. Das kann man daran erkennen, wie sie torkeln und durch die Gegend grölen.

"Ey Zayn! Lauf mal ein bisschen langsamer, wir kommen gar nicht hinterher!"

Zayn? Oh Gott. Mein Herz fängt an zu hämmern. Ist es mein Zayn? Bitte lass es ihn nicht sein. Sonst werde ich auf der Stelle anfangen zu heulen.

Der, der in der Gruppe ganz vorne läuft, bleibt stehen und landet dabei genau im Lichtpegel der Laterne. Und natürlich erkenne ich ihn sofort. Sein Gesicht kann ich zwar nicht ganz erkennen, weil es eben doch dunkel ist, aber allein an seiner Haltung erkenne ich, dass er es ist.

"Dein besoffener Arsch sollte vielleicht einfach mal nen Zahn zulegen. Ich hab kein Bock alle zwei Meter anzuhalten, um auf euch zu warten. Ihr könnt gleich alle auf der Straße schlafen." Jap. Unverkennbar Mister Malik höchst persönlich. Unfreundlich wie immer. Einfach umwerfend.

"Boah. Der sollte endlich mal eine flachlegen. Der ist zickiger als ein Weib." Sagt dann der besoffene Arsch und will vermutlich leise klingen, aber ich höre ihn selbst bis hier her.

"Halt dein verdammtes Maul, Denny." Höre ich dann jemand anderes brummen, während Zayn sich wieder umdreht und weiterläuft.

Je mehr er sich entfernt, desto schlimmer fängt es an in meiner Brust zu ziehen. Ich würde so gerne zu ihm rübergehen und mich einfach in seine Arme werfen. Aber er würde mich sicher nicht auffangen. Und das macht mich umso trauriger.

Ich spüre, dass meine Unterlippe anfängt zu zittern, deshalb wende ich den Blick ab und versuche, mich wieder zusammen zu reißen. Ich werde jetzt sicherlich nicht heulen. Und erst recht nicht im Bus, denn der kommt gerade angefahren.

Ich steige ein und setze mich ganz nach hinten.

Ich wüsste zu gerne, wie es ihm wirklich geht.
Und ohne dass ich es vermeiden kann, schwirren meine Gedanken schon in den Erinnerungen mit ihm und meine Brust schmerzt überheblich. Und natürlich halten meine Tränen nicht stand und beginnen überzulaufen.

Ich benehme mich so bescheuert. Ich hasse es. Ich bin die totale Memme geworden.

Ich steige an meiner Haltestelle aus und mache mich so schnell wie möglich auf den Weg zur Wohnung. Ich will jetzt einfach schlafen.

Ich schließe die Tür auf und entdecke Hannah auf der Couch. Aber ich will nicht, dass sie sieht, wie ich weine. Also flitze ich an ihr vorbei.

"Blake? Alles in Ordnung? Weinst du? Hast du den Job nicht bekommen?" Ja klar, wegen einer Absage fange ich an zu heulen.

"Doch hab ich. Gute Nacht." Ich hebe Karl hoch und laufe mit ihm zusammen ins Zimmer. Ich will jetzt nicht reden.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt