Kapitel 40

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Ich versuche ununterbrochen Ryan anzurufen, während ich nervös über Karls Kopf streiche.

Dieser dumme Blödmann ignoriert mich einfach. Ich will wissen, was er gemacht hat. Nicht, dass er verletzt ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er zu Johnny gegangen ist. Und ich mache mir wirklich Sorgen.

Ich versuche es gerade erneut, da höre ich die Klingel. Ich laufe natürlich sofort zum Summer und öffne sie. Ich hoffe dass es Ryan ist.

Ich öffne die Wohnungstür und kann nach kurzer Zeit sehen, wie Ryan die Treppe hochläuft und bei mir ankommt.

"Scheiße Ryan!" Meine ich tadelnd und würde ihn am liebsten boxen. Allerdings sieht er schon zerschrammt genug aus, deswegen trete ich zur Seite und lasse ihn eintreten.

"Es tut mir leid." Er legt seine Arme um mich und drückt mich fest. Dann seufzt er und nimmt mein Gesicht in die Hände.

"Tut es noch weh?" Fragt er und streicht über meine Nase. Ich schüttle nur den Kopf und ziehe ihn zur Couch. Auf keinen Fall erzähle ich ihm, dass es wehtut. Dann würde er vielleicht nur wieder wegrennen.

"Ich hoffe du gehst dort nie wieder hin." Meint er und schnappt sich eine Weihnachts-Serviette, die Hannah überall zur Deko liegen hat und fängt an, sich die aufgeschürften Knöchel sauber zu machen.

"Nein. Ich habe gekündigt. Ich suche mir einen harmloseren Job, versprochen." Ich nehme mir ebenfalls eine Serviette und tupfe über seine gepiercte Augenbraue, denn die blutet ebenfalls.

"Und du wirst nie wieder alleine zu mir kommen. Am liebsten würde ich dich  ab sofort überall hinbringen." Er wirft das Tuch weg und lehnt sich zurück. Dann sieht er mich an.

"Ach quatsch. Ich brauche keinen Bodyguard. Das wird schon." Ich fahre ihm durch die Haare, einfach, damit er sich wieder ein wenig abregt.

"Du hättest es mir wirklich sagen sollen."

"Ich weiß, es tut mir leid." Ich stehe von der Couch auf und gehe zum Kühlschrank, um Ryan ein Bier zu bringen. Er sorgt immer dafür, dass welches für ihn da ist.

Ich reiche es ihm und er nickt dankend.

"Ich habe Paul gesagt, dass ich raus bin...irgendwie fühlt sich das komisch an. Ich war immer da und jetzt...keine Ahnung. Aber es hat niemand versucht, mich aufzuhalten. Also vielleicht wollten die mich gar nicht mehr." Meint er niedergeschlagen und seufzt. Dann trinkt er einen großen Schluck aus der Flasche und stellt sie auf den Tisch.

"Du...du hast mir nie wirklich von Paul erzählt. Oder allgemein von der ganzen Sache. Wie bist du da überhaupt gelandet?" Ich finde, langsam könnte ich ruhig ein wenig darüber erfahren. Ryan weiß alles über mich, dafür weiß ich aber recht wenig über ihn. Ausserdem will ich endlich mal wissen, was es mit diesem Paul auf sich hat. Schließlich hat auch Zayn ihn ab und zu erwähnt.

"Ach...Paul hat irgendwie einen Fetisch für verlorene Jungs. Als ich ihn kennengelernt habe, hatte ich gerade meine Rebellen-Phase und bin von zu Hause weg. Er hat mich in seine Gruppe aufgenommen und dann bin ich dort geblieben." Meint er und ich bin wirklich überrascht, dass er mir das tatsächlich ohne zu zögern erzählt. Ich hätte gedacht, dass er mich wieder abwimmelt. So wie immer halt.

"Aber jetzt hast du wieder Kontakt zu deinen Eltern?" Schließlich hat er mir letztens erzählt, dass er dort Weihnachten feiert.

"Ja. Ich war einfach nur ein wenig dramatisch damals. Nach nem' Jahr bin ich wieder zu Hause eingezogen, bin aber weiterhin bei Paul geblieben."

"Und was machst ihr so...für Paul?" So weit bin ich noch nie gekommen. Das muss ich jetzt einfach ausnutzen. Ich hoffe er hasst mich nicht dafür.

"Alles mögliche...was er halt gerade so verlangt. Hauptsächlich dealen wir natürlich. Aber...wir machen auch anderes." Er räuspert sich und sofort reiße ich erschrocken die Augen auf.

"Ihr bringt doch keine Leute um, oder?!" Frage ich aufgebracht und kann nicht anders, als ihn entsetzt anzusehen.

"Gott, nein Blake. Entspann dich." Meint er genauso aufgebracht und beginnt dann zu lachen.

"Nein, ich rede von Einbrüchen und so. Klar, wie haben schon viele Menschen verletzt, aber wir bringen doch keine Leute um. Oh man." Er verdreht die Augen und lacht erneut. Dabei ist das ja nun wirklich nicht witzig.

"Vielleicht ist es besser, dass du gegangen bist. Du hast etwas besseres verdient, Ryan." Ich rutsche zu ihm rüber und lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. So sitzen wir dann eine Weile, ohne dass er etwas sagt. Ja, ich vermute, er will seine Gruppe nicht einfach so verlassen, aber offensichtlich interessiert es sie wirklich nicht, wenn sie ihm nicht mal hinterher sind und nicht mal anrufen.

"Du sagst, Paul hat einen Fetisch für verlorene Jungs...ist Zayn aus dem selben Grund bei euch gelandet?" Traue ich mich irgendwann zu fragen, traue mich dafür aber nicht, ihn anzusehen.

"Er war viel früher da als ich...aber ja. Ich denke schon. Und mehr erfährst du nicht von mir, also denk nicht mal dran." Er wuschelt mir durch die Haare und sorgt dafür, dass ich das Gesicht verziehe. Schade. Dann werde ich wohl nie mehr darüber erfahren. Zayn würde mir nicht davon erzählen.

Aber nun weiß ich, dass Zayn auch alleine war. Vermutlich schon sehr lange. Ich frage mich, wie viel Ryan wirklich über Zayn weiß. Die beiden waren scheinbar nie Freunde, schließlich hasst Zayn Ryan, aber wenn er schon weiß, dass Zayn...verloren war und er mir nichts erzählen will, dann muss er noch etwas wissen. Aber natürlich hat Ryan gar nicht das Recht dazu, mir überhaupt etwas zu erzählen.

"Haben du und Zayn an dem Tag eigentlich noch geredet?" Fragt er irgendwann und da fällt mir ein, dass ich ihm ja noch davon erzählen muss. Natürlich ist es jetzt sehr viel einfacher, wo ich mir keine Geschichte mehr ausdenken muss.

"Haben wir. Ich hab sogar bei ihm geschlafen...aber es ist nicht viel bei raus gekommen. Ich habe ihm versprochen, dass ich mit ihm reden werde, sobald ich bereit dazu bin, aber...ich weiß einfach nicht, wann das ist. Ich habe total Angst. Also ich weiß, dass es eine Menge gibt, worüber wir reden müssen, aber ich weiß nicht, ob ich es wirklich so weit kommen lassen will, dass wir uns wieder näher kommen..." im Nachhinein fällt mir auf, dass das nicht ganz richtig ist. Ich will definitiv, dass wir uns näher kommen. Aber ich habe einfach Angst davor, wie es laufen wird.

"Ich kann mich nur wiederholen. Ihr gehört zusammen. Es wird definitiv nicht leicht werden und vermutlich wirst du noch etliche Male daran zweifeln, ob du das richtige getan hast, aber ihr seid auf eine so komische Art miteinander verbunden, dass vermutlich niemand es jemals schaffen würde, euch tatsächlich für immer auseinander zu bringen." Er sieht mich ernst an und ich habe das Gefühl, dass sich unsere Gespräche immer wiederholen. Ich sollte endlich mal mit diesem rum gezweifle aufhören und die Klappe halten.

"Vielleicht hast du recht." Ist alles was ich sagen kann.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt