Kapitel 26

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Auch die nächsten Tage kommen Zayn und seine Leute in die Kneipe und ich will nicht sagen, dass ich mich langsam dran gewöhne, aber es macht mir zumindest nicht mehr ganz so viel aus.

Er hat nicht nochmal einen Versuch gestartet, mit mir zu reden. Tatsächlich schaut er mich nicht mal an. Vielleicht hat er jetzt gar nicht mehr vor, mit mir zu reden. Vielleicht ist es ihn nun endgültig unwichtig, seit der Party? Ich könnte es natürlich verstehen, aber ich muss sagen, dass mich der Gedanke trotzdem traurig macht. Was total absurd ist. Ich wollte nicht mit ihm reden und jetzt bin ich traurig, weil er es nicht nochmal probiert? Ja, ich hab ne Klatsche. Schon kapiert. Aber Frauen sind halt kompliziert.

Anna hat mal wieder mit mir getauscht, weil sie die heißen Fremden bedienen will, deshalb bin ich wieder mal an der Theke. Somit habe ich eine gute Sicht auf Zayn und bin weit genug von Johnny entfernt, der ausnahmsweise nicht bei mir an der Theke sitzt und mich auch noch nicht einmal angesprochen hat.

Ich gieße Bernd ein Glas Whisky ein und schaue rüber zu Zayn. Irgendwie scheue ich mich nicht mal, ihn die ganze Zeit anzusehen. Er schaut ja eh nicht zu mir. Heute sieht er gar nicht mal so krank aus. Seine Haare sind frisch geschnitten und gestylt, er trägt einen schwarzen Strickpulli und ich entdecke Piercings, die er früher ab und zu getragen hat. Zum Beispiel sein Nasenring und sein Industrial, der mir wirklich unglaublich gut gefällt.

Was hat ihn wohl dazu gebracht, sich hübsch zu machen?

Nein, darüber will ich gar nicht nachdenken. Ist zwar ein dummer Gedanke und erscheint mir auch unmöglich, aber wenn er heute vorhat zu flirten und sich deshalb so schick gemacht hat, wäre das...blöd einfach.

Plötzlich hebt er den Blick und sieht mich an. Vielleicht hat er heute tatsächlich mal meinen Blick gespürt. Denn das ist das erste mal, dass er mich in dieser Woche ansieht. Ich will nicht sofort wegsehen, aber ich weiß auch nicht, was ich machen soll, denn auch er sieht nicht weg. Erst als es dann komisch wird, traue ich mich tatsächlich zu einem Mini-lächeln und wende blitzschnell den Blick ab.

Habe ich das gerade wirklich getan? Oh man, war das wieder dumm von mir. Nicht, dass er jetzt irgendwas falsches denkt. Oder gar zu mir rüber kommt...

Hah, als wenn. Nochmal tut er das bestimmt nicht. Was bilde ich mir hier ein. Wahrscheinlich fand er das total bescheuert.

Ich beiße mir genervt auf die Lippe und laufe ans andere Ende der Theke, sodass ich für ihn nicht sichtbar bin. Ich könnte mir echt auf den Fuß treten. Erst renne ich vor ihm weg und heule und dann lächle ich ihn an.

Ja, es war nur ein kleines unbedeutendes Lächeln, ich mache wieder mal total umsonst ein riesen Faß auf. 

Ich setze meine Arbeit des einschenkens fort und schaue den ganzen Abend nicht mehr zu ihm rüber. Ich ignoriere einfach komplett alles, was im Rest des Raumes passiert, selbst die kleine Schlägerei, um die sich Anna und Josephine kümmern.

Am Abend dann bekomme ich eine Nachricht von Hannah, während ich die Toiletten ausnahmsweise mal freiwillig putze. Sie meint, sie müsse mir was erzählen und holt mich deshalb ab. Ich freue mich natürlich, dass ich in Gesellschaft nach Hause fahre. Aber ich frage mich trotzdem, was sie mir erzählen muss. Ich hoffe sie hat keine Scheiße angestellt.

****

Ich trete aus der Umkleide, nachdem ich mir meine normale Kleidung angezogen habe und verabschiede mich von Anna, die heute mal länger bleibt, weil sie die Schlüssel zum abschließen hat.

Draußen wartet Hannah, die mich fest in die Arme zieht.

"Man hab ich dich vermisst. Ich hasse es, dass du länger arbeitest als ich." Nuschelt sie in meine Haare und drückt mich kurz darauf von sich. Sie drückt mir noch einen Kuss auf die Wange hinterher und hakt sich bei mir unter. Dann läuft sie mit mir die Straße runter.

"Erzähl mir, was du angestellt hast." Fange ich sofort an, denn ich bin mir sicher, sie würde jetzt unendlich lang um den heißen Brei herum reden.

Sie seufzt und bleibt stehen. Ihr Blick sagt schon, dass es etwas ganz dummes war.

"Ich habe wirklich, wirklich Mist gebaut. Aber bevor ich dir erzähle, was es war, kann ich dir gleich sagen, dass ich es bereue und nun endgültig damit abgeschlossen habe." Sie kratzt sich lachend die Stirn und verschränkt dann beschützend die Arme vor der Brust. Ok, also es muss etwas richtig blödes sein.

"Jetzt sag schon, Hannah." Ich ziehe eine Augenbraue hoch und verschränke ebenfalls die Arme.

"Nun...ich hab mich mit Liam getroffen und irgendwie...sind wir im Bett gelandet. Aber ich schwöre, das war's auch für mich. Ich weiß gar nicht wie das passieren konnte." Sie versteckt ihr Gesicht in den Händen. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, deshalb bleibe ich erstmal still. Dann muss ich dummerweise lachen.

Sie nimmt die Hände vom Gesicht und sieht mich verwirrt an.

"Wieso lachst du denn jetzt?" Fragt sie  quengelig und stampft auf den Boden.

"Tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber wenn du sagst, du hast damit abgeschlossen, dann ist es doch in Ordnung. Wir vergessen es einfach." Ich zucke mit den Schultern und ziehe sie weiter mit mir.

"Dafür habe ich Zayn angelächelt." Meine ich und muss auch jetzt lachen.  Ja es war nichts besonderes, aber ich will es ihr trotzdem erzählen.

"Das ist nett...denke ich. Das ist doch ein guter Anfang, oder nicht?"

"Ja vielleicht...ich weiß auch nicht." Gebe ich kleinlaut zu. Vielleicht war es das ja. Ein Anfang. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Ich werde einfach abwarten und sehen, wie es sich entwickelt. Vielleicht kann ich ja irgendwann zur Arbeit gehen, ohne Angst zu haben, dass ich Zayn sehen werde. Vielleicht kann ich ihn als normalen Gast sehen...ok nein, das wäre Blödsinn. Er ist kein normaler Gast, das ist einfach so. Aber es wäre trotzdem schön, wenn ich nicht jedes mal einen Herzinfarkt bekomme, wenn er die Kneipe betritt.

Und vielleicht irgendwann, wenn ich bereit dazu bin...und er es überhaupt noch will, kann man es mit dem reden ja nochmal probieren. Ich denke noch immer an das Gespräch mit Josh. Vielleicht braucht Zayn dieses Gespräch ja einfach, um wieder klar zu kommen. Ich weiß ja nicht, wie er sich tatsächlich fühlt. Ich war fest davon überzeugt, dass Zayn gar nicht in der Lage ist, so zu trauern und zu fühlen. Aber wenn es doch so ist? Dann habe ich es auf der Party nur verschlimmert. Und das...ist einfach scheiße.

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt