Kapitel 12

115 10 0
                                    

"Hey Blakey, ich weiß, mein trauernder Arsch geht dir schon auf die Nerven, aber weißt du was mir sehr gut helfen würde?" Hannah steht in meinem Türrahmen und grinst mich an. Ihre Haare sehen aus wie ein Vogelnest und ihren Schlafanzug hat sie in den ganzen letzten Tagen nicht ein einziges mal gewechselt. 

"Was denn?" ich verschränke meine Arme vor der Brust und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Vermutlich kommt sie jetzt mit irgendeiner total mädchenhaften Idee und ich kann nicht ablehnen, weil ich nunmal leider ihre beste Freundin bin und ihr mit ihrem Liebeskummer helfen muss. 

"Wir fahren in die Mal, shoppen ein bisschen und gehen dann zu Piercingline. Ich habe entschieden, dass ich einen Nasenpiercing haben will." jap, genau sowas habe ich mir schon gedacht. Wieso wollen Frauen sich nach einer Trennung immer verändern? Zum Glück will sie nicht ihre Haare pink färben oder so. Ein Piercing ist da noch voll in Ordnung.

"Wenn du willst. Auch wenn wir letztens erst Shoppen waren." ich stehe auf und laufe zu meinem Schrank, um mir frische Kleidung rauszusuchen. Dann verschwinde ich im Bad, um zu duschen. 

Vielleicht sollte ich mir ein Tattoo stechen lassen, wo ich schon die Gelegenheit bekomme. Hah, genau. Wohl eher nicht, ich glaube ich könnte mich niemals stechen lassen. Ob für ein Tattoo, oder ein Piercing. So mutig bin ich dann doch nicht. Auch wenn ich Tattoos wirklich schön finde. Und Piercings. Und Stiefel zusammen mit Lederjacken. Ja, es deutet ein, an wem ich hier denke. Und den sollte ich mir gleich wieder aus dem Kopf schlagen.

Nachdem ich fertig bin, trete ich ins Wohnzimmer und sehe Hannah, die wieder wie ein normaler Mensch aussieht. Sie grinst mir entgegen und schnappt sich ihre Jacke. 

"Dann mal los." ich ziehe mir ebenfalls meine Jacke an und verlasse zusammen mit ihr die Wohnung. Mental bereite ich mich schon mal darauf vor, jeden Laden durchzugehen und tausende Outfits zu beurteilen. 

**

"Hast du eigentlich nochmal mit Liam geredet, nach der Party?" frage ich, als Hannah gerade in einer Umkleidekabine steht und ungefähr zehn Kleider anprobiert, obwohl sie schon unendlich viele in ihrem Schrank hängen hat. Und in meinem.

"Er hatte mir geschrieben. Er hat natürlich alles auf den Alkohol geschoben, aber das kann er sich selbst einreden. Schließlich hätte er dann danach nicht immer noch an ihr gehangen. Aber weißt du was? Es ist mir egal. Ich wollte eh keine Beziehung. Vielleicht habe ich mir schon gedacht, dass irgendwas passieren wird." schon irgendwie traurig. Alle ihre Beziehungen scheitern. Sie hat langsam mal den richtigen verdient. Es kann doch nicht sein, dass es nur Blödmänner auf dieser Erde gibt.

"Oh ja, das werde ich kaufen. Das trage ich, wenn wir zu meiner Mutter fahren." sie öffnet die Tür und präsentiert mir ihr Kleid. Es ist ein schwarzes knielanges Strickkleid mit Rollkragen, dass wirklich gut zu einer Weihnachtsfeier passen würde. Da fällt mir ein, dass ich auch noch etwas hübsches für Weihnachten brauche. Ich muss schließlich einen guten Eindruck hinterlassen, da kann ich nicht in alter Jeans und Pulli auftauchen.

"Das ist wirklich hübsch."  

Sie lächelt, dann knallt sie die Tür wieder zu und zieht sich um. Sie zeigt mir noch ein paar duzend Kleider, entscheidet sich dann aber nur für das Strickkleid und geht zur Kasse. Danach zieht sie mich in einen Schuhladen, da sie für das Kleid ja noch passende Schuhe brauch. Tatsächlich finde ich auch ein hübsches Paar Stiefeletten, wozu ich dann nur noch ein passendes Outfit bräuchte. 

Im nächsten Laden schaue ich mich also auch mal um. Hannah belädt ihren Arm mit verschiedenen Pullis und Jeanshosen, ich allerdings entdecke ein weinrotes Kleid mit langen Ärmeln, dass mir sofort gefällt. Bei näherem betrachten merke ich, dass es aus dickerem Stoff ist, was bei dem Wetter natürlich sehr nützlich ist. Außerdem passt es zu den Schuhen die ich gekauft habe. Ich suche mir meine Größe und folge Hannah zu den Umkleiden. 

"Ich bin dafür, dass wir uns Weihnachtsmützen kaufen. Meine Mutter wird ungefähr tausend Fotos schießen und es würde ihr sicher gefallen, wenn wir die tagen würden." ruft Hannah neben mir und klärt somit den ganzen Laden auf. 

"Ich verstehe dich auch, wenn du leiser sprichst, Hannah." kommentiere ich und ziehe mir das Kleid an. Und auch jetzt gefällt es mir noch, was ja meistens nicht der Fall ist. Auf den Puppen sieht ja immer alles gut aus. 

"Hast du dein Kleid schon an? Ich will es sehen." 

"Ja, kannst raus kommen." ich trete vor die Tür und sehe Hannah, die einen schrecklichen, blinkenden, blauen Pulli mit einem Schneemann darauf trägt. Sofort muss ich anfangen zu lachen. War klar, dass sie wieder mit sowas ankommt.

"Hey, ich finde den eigentlich ganz in Ordnung. Und du holst dir auch so einen, schließlich feiern wir zwei auch einen Tag alleine und da will ich nicht in Jogginghose rumhängen. Dein Kleid ist übrigens wirklich schick. Das solltest du holen. Dazu brauchst du dann nur noch eine schwarze Strumpfhose." sie mustert mich lächelnd und zeigt mir den Daumen. Dann verschwindet sie wieder in ihrer Kabine.

"Ich werde nicht so einen Pulli tragen." dieses dumme geblinke würde mir komplett auf die Nerven gehen und am Ende würde das ding nur in den tiefen meines Kleiderschrankes verschwinden.

"Oh doch das wirst du." 

Ich verdrehe nur die Augen und ziehe mir das Kleid aus. Dann warte ich darauf, dass Hannah fertig wird und wir zur Kasse gehen können. Natürlich hängt sie mir einen roten Blinke-Pulli mit Weihnachtsmann über den Arm und wirft mir einen tödlichen Blick zu, als ich mich beschweren will. Ich schnalze mit der Zunge und bezahle diesen dummen Pulli. Wenn es sie glücklich macht, dann bitte. 

"Ok, dann lass uns jetzt zu Piercingline gehen. Oh man, ich bin ganz schön aufgeregt. Ich hoffe es tut nicht weh." sie hakt sich bei mir ein und führt mich zu dem Laden, der sich in einer kleinen Seitenstraße versteckt und von außen eher unscheinbar wirkt. Durch das Fenster erkenne ich nicht viel, denn es ist mit Tattoobeispielen behangen. Außerdem steht am Rand eine Vitrine, in der gezeigt wird, was man sich hier alles Piercen kann. Unter anderem kann man sich sogar zwischen den Beinen piercen lassen, was für mich einfach nur Schmerz schreit. Also wirklich, großes Lob an all die Frauen, die sich das trauen. 

Wir betreten den Laden und werden von einem volltätowierten Mann begrüßt, der uns freundlich anlächelt und die Arme ausbreitet.

"Willkommen bei Piercingline, wie kann ich euch helfen." er kommt hinterm Tresen hervor und bleibt vor uns stehen. Ich muss sagen, dieser Kerl kann einen wirklich einschüchtern, auch wenn er sehr freundlich zu sein scheint. Er ist ungefähr drei Meter hoch und zwei Meter breit und trägt eine Lederne Weste mit Nieten. 

"Ich möchte mir die Nase piercen lassen." meint Hannah entschlossen und grinst dem Riesen entgegen. Sie strahlt praktisch die Per-Trennungsphase aus und ich wette das sieht auch der Riese, denn er wirft mir einen wissenden Blick zu und nickt dann verständlich. 

"Dann komm mal mit, ich zeig dir ein paar Stecker und erkläre dir, wie es abläuft. Deine Freundin muss leider hier vorne warten, da hinten ist es so winzig, ich kann froh sein, dass ich da gerade so reinpasse." meint er und sieht entschuldigend zu mir.

"Ist kein Problem. Ich will da sowieso nicht zusehen." antworte ich und laufe rüber zum Sofa, um mich drauf zu setzen.

"Ok, bis gleich." Hannah winkt mir zu und verschwindet dann durch einen Perlenvorhang in den hinteren Teil. 

*Pausiert*Connected - Teil 2 || Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt