Kapitel (20)

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; "Es existieren nur zwei Arten von Menschen auf dieser Welt: Jene, die stehlen und jene, von denen gestohlen wird."

12. Februar, 1862

"Wovon reden Sie?"

Der Ältere seufzte einmal kurz auf und schien mit sich selbst zu kämpfen. Auch wenn wir beide nur schwarz sahen, fühlte es sich so an, als könnten wir die Emotionen des jeweils anderen ertasten.

"Ich hätte es dir schon viel früher erzählen sollen", flüsterte Yoongi, sodass ich die Worte nur schwach verstehen konnte.

Ich ließ diesen Satz wortlos in mir sacken und hob meinen Kopf leicht an.

"Das hier ist nicht das erste Mal.", behauptete er leise und zog die Knie an seinen Oberkörper heran. "Nicht das erste Mal, an dem wir überfallen wurden."

"Wie meinen Sie das?", erkundigte ich mich nun etwas mutiger.

"Ich sagte es doch bereits. Es ist immer das Selbe. Jedes Jahr. Wir werden auf dem Rückweg zum Königreich beraubt, sollen so tun als wäre nie etwas geschehen und beim nächsten Besuch auf ein Weiteres kostbare Eigentümer mitbringen. Aber eingesperrt-" hauchte der Schwarzhaarige leise, ehe er wieder zum Reden ansetzte. "Eingesperrt wurden wir noch nie."

Diese Informationen waren überraschend und verwirrend zugleich, zumal ich nichtmal im Geringsten einen Verdacht auf einen Überfall hatte. Generell war dies eine sehr seltsame Situation, denn in meinem Kopf konnte ich mir kaum bis gar nicht zusammenreimen, weshalb es zu so etwas kommen könnte.

Tausend Fragen sammelten sich in mir, doch wer würde mir diese Fragen beantworten, wenn nicht der Prinz selbst?

Ich versuchte nicht die Fassung zu verlieren und legte meine zusammengebundene Hände behutsam in meine Schenkel.

"Fällt es nicht auf, wenn jedes Jahr Reichtümer verschwinden? Wieso sagen die Begleitpersonen nichts dazu? Und was ist mit Jungkook? Ist er darin verwickelt? Weiß er etwas davon?"

"Jimin.", säuselte der Größere. "Ich denke nicht, dass wir-"

"Vertrauen Sie mir nicht?"

"Was?"

"Ich habe gefragt, ob Sie mir nicht vertrauen.", wiederholte ich mit fester Stimme.

Ich hatte den Älteren wohl aus dem Konzept gebracht, dies verriet mir die elende Stille, welche den Raum durchquerte.

"Das ist es nicht, wirklich nicht.", meinte der Prinz kopfschüttelnd. "Es ist eben alles nicht so einfach."

"Ich habe Zeit", sprach ich entschlossen.

Yoongi wimmerte leise auf, während er nervös an den Fesseln rüttelte. "Na gut."

Meine Vorstellungskraft wurde durch die Augenbunde erhöht, selbst wenn ich meinem Herrn nicht sehen konnte, so wusste ich genau welchem Gesichtsausdruck er aufgesetzt zu haben schien.

"Mein Vater weiß von dem hier nichts. Er denkt ich würde dem westlichen Königreich lediglich jedes Mal nur einen Besuch abstatten wollen. Aber es ist viel mehr als das."

Noch immer interessiert lauschte ich dem Älteren aufrichtig und biss mir dabei sanft auf die Lippe.

"Er und der Rest des Schlosses bemerken nicht, dass etwas fehlt. Es wird geschickt gehandelt. Man nimmt sich nur das, was einem wirklich wertvoll erscheint, der Rest wird zurückgelegt, sodass noch genug bestehen bleibt, damit es eben nicht nach einem Überfall aussieht."

Røyal Highness ㅡ; YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt