Kapitel (03)

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; "Um für ein klares Wohl des Herrn zu sorgen, werden jegliche plagende Eigengefühle und Sorgen verdrängt, denn ein wahrer Butler bittet nicht um den Mitleid seines Herrn."

04. Februar, 1862

Sichtlich müde trat der Prinz aus seinem Zimmer hervor, während er mich fragend musterte.

"Nach Ihnen, eure Majestät."

Tapsig, wie ein kleiner Welpe marschierte der Schwarzhaarige in Lustlosigkeit durch die Gänge. "Wo will Vater mich sehen?", fragte er gähnend.

"In der Verkündungshalle", antwortete ich gelassen.

Dort angekommen hielt ich meinem Prinzen selbstverständlich die Tür auf, ließ ihn eintreten und schloss aus Höflichkeit wieder die Tür. Da es ein wichtiges Gespräch zu sein schien, ließ ich die beiden alleine zurück, zusammen mit anderen vertrauenswürdigen Butlern.

Ja, Familie Min konnte sich viele Butler leisten, dass ich einer von ihnen sein durfte, sollte mich geehrt fühlen lassen.

"Jimin, bist du gerade verfügbar?", hörte ich eine schüchterne Stimme aus dem Eck fragen. Ich kicherte. "Für dich doch immer, Jungkook."

"Möchtest du mit mir einen Spaziergang draußen im Garten machen?"

"Selbstverständlich. Dürfte ich, edler Mann?" Schmunzelnd hakte sich der Jüngere bei mir ein, wobei wir schließlich zusammen lachend im Königsgarten verschwanden.

"Herrliches Wetter, findest du nicht?" Nachdem mich Jungkook darauf hinwies, riskierte ich einen Blick in den Himmel und tatsächlich - nicht eine einzige Wolke war zu sehen. Der Himmel bestand aus einem reinen blau. Ich nickte.

Wir liefen schweigend nebeneinander und genossen die angenehme Atmosphäre, die dieser Park uns bat. Ich war der Erste, der diese zufriedenstellende Stille unterbrach.

"Sag mal, Jungkook. Wie ist das Königreich auf der Westseite?" Sofort fing der Größere an zu strahlen.

"Es ist wunderschön dort", behauptet er. "Ich gehe dort sehr gerne hin."

"Und wie sieht es mit dem Prinzen aus? Prinz Taehyung?"

Sobald ich den Prinzen erwähnt hatte, nahmen die Wangen des Jüngeren eine andere Farbe an. Eine wärmere. Verwirrt legte ich den Kopf schief.

"Prinz Taehyung ist einfach wundervoll. Er ist die liebenswerteste, lustigste, einfühlsamste, schönste, vertrauensvollste und gutmütigste Person, die ich jemals kennenlernen durfte."

"Du scheinst ihn sehr zu mögen", stellte ich fest und versuchte dabei einen raschen Blick von meinem Freund zu erlangen. Er hatte sichtlich mit seiner Verlegenheit zu kämpfen.

"Meinst du?", fragte er kichernd und kratzte sich dabei unbeholfen am Nacken. "Es ist mir peinlich dies zu zugeben, doch ich fühle mich eher zu Männern hinzugezogen."

"Ist das so?"

Ich hatte nie wirklich über meine Sexualität nachgedacht, für mich war es immer das Normalste der Welt eine Frau zu haben, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Doch wie sollte man all diese Aufgaben an der Seite eines Mannes durchführen können?

"Ich schätze schon. Frauen erhalten meine Beachtung eher weniger."

"Vielleicht liegt dies auch daran, dass du noch nie einer Dame begegnet bist, die dein Herz für sich gewinnen konnte?"

"Oh nein", lachte Jungkook. "Hübsche Damen erscheinen hier fast alltäglich, ich denke nicht, dass ich einer der Glücklichen sein werde, die diese zur Gemahlin nehmen werden." Jungkook schien kurz zu überlegen. "Wer weiß, du aber vielleicht schon." Der Jüngere zwinkerte mir aufrecht zu.

"Ich weiß nicht", gab ich stotternd von mir. "Ich hatte bisher noch keine Interesse an einem Mädchen und kenne mich daher in diesem Gebiet auch kaum aus."

"Noch nie körperlichen Kontakt gehabt?"

"Nein."

Wieder Stille. Natürlich fragte ich mich manchmal, wie meine Zukunft aussehen sollte. Doch wer wusste das schon? Wer wusste schon, was ihn später einmal erwarten würde? Das Leben war ein einziges Rätsel.

"Wie steht Prinz Taehyung denn zu dir?", fragte ich ihn interessiert.

Der Braunhaarige seufzte. "Leider schenkt er mir kaum Beachtung. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob meine Existenz ihm überhaupt bewusst ist."

"Nun ja, wir sind schließlich nur Diener, oder etwa nicht?"

"Wo du Recht hast, hast du Recht." Triumphierend grinsend verschränkte Jungkook seine Arme und ließ seine Augen über die Büsche gleiten. "Ich träume von dem Unmöglichen, von einer Welt ohne Reichweite. Ich möchte alles sehen und erleben, was die Welt zu bieten hat."

"Dann hättest du nicht Butler werden sollen", erklärte ich leise.

"Manchmal sind die Wege zum Ziel unerklärbar, aber du kannst mir vertrauen, wenn ich sage, dass meist die nicht vermutenden Strategien oftmals der einzige Weg zum Ziel sind."

Jungkook war jung und doch so erfahren. Er hatte in all den Jahren viel mehr erlebt wie ich mir jemals hätte erträumen können. Solch' eine begehrenswerte Erfahrung würde ich auch nur allzu gerne haben und nachvollziehen können.

Wir verbrachten noch etliche Minuten im Schlossgarten, bis ich plötzlich die Stimme meines Herren vernahm.

"Jimin! Sofort herkommen!"

"Jawohl, Eure Majestät!" Entschuldigend sah ich zu Jungkook, doch dieser verzieh mir recht schnell und meinte ich solle mich beeilen, da Yoongi Verspätung absolut verabscheute. Lustig, wenn man mal so darüber nachdachte, denn eigentlich war er immer derjenige, der sich nicht um Vereinbarungen scherte.

Ich folgte meinem Herren, nur um mich wieder in seinem Zimmer vorzufinden. Genervt ließ sich der Schwarzhaarige auf einen Stuhl fallen. Er massierte sich seine Schläfen, während ich einfach nur abwartend neben einer Kommode stand.

"Komm her.", forderte Yoongi auf einmal. "Ich möchte, dass du mir hilfst."

"Wobei denn, mein Herr?" Ich trat näher an ihn heran.

"Zieh' dich aus.", befahl der Ältere.

Wie bitte?



ㅡ「♡」ㅡ

Sobald meine andere Geschichte 'Rude' endet, werde ich mich dieser hier etwas mehr widmen 😇

Røyal Highness ㅡ; YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt