Kapitel (30)

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; "Nicht wissend wo dazugehörend, von einsamer Stille umgeben, verloren in dieser großen, weiten Welt und dennoch überglücklich."

17. Februar, 1862

Drei Tage ist es nun her, seitdem ich mein Dasein als Butler in den Schmutz gezogen hatte. Die Tatsache, dass ich sichtlich zu naiv war, machte mir dermaßen zu schaffen, wodurch ich mich von dem Prinzen die vergangenen Tage distanzierte.

Er wirkte dadurch zwar ein wenig gekränkt, dennoch kannte ich ihn allmählich nun so gut, dass ich ohne Zweifel behaupten konnte er wolle dies keinesfalls preisgeben. Aber ich hatte es gespürt, mit jeder Falte, die sich in seinem Gesicht bildete, mit jedem Funkeln in seinen Augen, welches allmählich erlosch, sowie die Mundwinkel, die sich mit jeder Sekunde wie ein Hufeisen weiter runterzogen.

Auch mir fiel es nicht leicht dem Älteren aus dem Weg zu gehen, nicht nach all dem, was uns zusammen widerfuhr. Ich litt zugegebenermaßen darunter, doch Abstand war zurzeit das Beste. Ob Yoongi es genau so sah?

Schließlich hatte ich meine Position als persönlicher Diener ausgenutzt, somit ist dieser Verlust, dieser Schmerz meine wohlverdiente Strafe.

Völlig in Gedanken versunken umgriff ich den farbigen Stoff und stoppte in meinem Tun. Man hatte mir befohlen die Bücher zu entstauben, da der Herr hier sehr bald gelehrt werden würde. Über was wusste ich allerdings nicht.

Eventuell handelte es sich hierbei sowieso um ein Thema, welches außer Reichweite für ein Landei wie mich war. Lesen, rechnen, schreiben, all dies konnte ich, doch mein Hirn war nicht zu weiterem fähig. Könnte daran liegen, dass man uns Normalbürgern für gewöhnlich nicht mehr beibrachte.

Von Yoongi hingegen durfte ich viel lernen. Sei es auf der Reise in das ferne Königreich oder in der besagten Nacht, die ich zum Teil bereute, aber irgendwo wiederum auch nicht. Es war eine schwierige Situation für mich, welche ich kaum aufgreifen konnte. Ich seufzte.

"Was machst du hier?", flüsterte plötzlich eine raue Stimme in mein Ohr, während sich kalte Arme um meine Hüfte schlangen.

Ich biss mir schwach auf die Lippe, ehe ich das Tuch wieder an den Büchern ansetzte. "Man sagte mir euch steht eine wichtige Lehre in dieser verstaubten Bibliothek bevor. Ich erwarte vollste Konzentration, Mylord", kicherte ich leise.

Der Schwarzhaarige dagegen verblieb ruhig. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren und dennoch wagte ich mich nicht ihn anzusehen. Die Demütigung, die Nervosität, die Furcht - sie überdeckten mich alle.

„Warum bist du seit dieser Nacht so anders zu mir?"

Dass diese Frage früher oder später einmal aufkommen würde, war mir bewusst. Ich hatte versucht sie zu umgehen, was mir bisher auch gelang, doch dieser Moment traf mich ein klein wenig überraschend.

Schluckend befreite ich mich aus der Umarmung des Größeren und wanderte zitternd zu einem anderen Regal rüber.

"Das müssen Sie sich einbilden", log ich.

"Hälst du mich tatsächlich für so bescheuert?"

"Keinesfalls, Eure Majestät. Dennoch gibt es wirklich nichts um das Sie sich sorgen müssen."

Der Ältere folgte mir und platzierte seinen linken Arm auf dem holzigen Brett, sodass er sich an mich lehnen konnte. Er musterte mich prüfend.

"Ich mache mir aber Sorgen", stellte er bedrohlich dar. "Hat es dir nicht gefallen? War ich etwa zu schlecht? Sag es mir."

Ich wandte mich ein weiteres Mal von Yoongi ab, zischte heimlich genervt und nahm die verschiedenen Bücher in meine Hände um sie zu säubern.

"Sie machen sich zu viele Gedanken", murmelte ich.

Røyal Highness ㅡ; YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt