Kapitel (69)

4.8K 535 255
                                    


; "Wer trifft unsere Entscheidungen? Kann sie uns genommen werden? Denn nicht immer befolgen Herz und Verstand den Dingen, nach denen wir uns tatsächlich sehnen."

15. März, 1862

Nach Hause. Ich bekam tatsächlich wieder die Chance nach Hause zu fliehen. Der Traum, der mich mehrere Wochen beschäftigte war zum greifen nah und dennoch zögerte ein Teil in mir, doch weshalb?

Nachdem ich Hoseok schließlich überreden konnte vor Anbruch des Sonnenaufgangs zu fliehen, hatte er sich schlafen gelegt. Er wolle nur kurz die Augen schließen, so sagte er. Nun aber glich er mit seinem lauten Schnarchen einer dampfenden Lokomotive, was mich beinahe befürchten ließ, dass wir früher oder später aufliegen würden.

Behutsam riskierte ich einen Blick um meine Schulter, damit ich mich vergewissern konnte, dass Hoseok tatsächlich noch immer schlief. Daran bestanden keine Zweifel, selbst als ich zur Tür lief, machte der Größere keine Anstalten aufzustehen.

Ich nutze diese Chance und flüchtete in das Gemach meines Herrn.

Wieso konnte ich mir selbst nicht einmal erklären. Vermutlich war es auf Impuls oder das Verlangen noch irgendetwas loswerden zu müssen.

Als ich mal wieder auf ein Neues in den Raum eintrat, der mir so viele Erinnerungen und wunderschöne Momente bescherte, überkam mich auf einmal ein ungewöhnlicher Schauer. Ich fühlte mich schlapp, so kraftlos, hin und hergerissen.

Bedeutete mein Hiersein etwa tatsächlich, dass ich mich dazu entschied zu gehen?

Verwirrt diesbezüglich meiner eigenen Gefühle und Gedanken steuerte ich so leise wie möglich auf den Schwarzhaarigen zu und kniete mich vor ihn ans Bett. Der Stress stand ihm ins Gesicht geschrieben und dennoch änderte es rein gar nichts an seiner Schönheit.

Seine leicht glühenden Wangen, die zarten Lippen, welche ein wenig gespalten waren, seine geschlossenen Augen, das sanfte Haar, welches ihm in die Stirn fiel, sein rhythmisches Atmen - all jenes ließ ihn so unglaublich ätherisch wirken.

Um sein Gesicht noch genauer betrachten zu können, strich ich ihm vorsichtig sämtliche Strähnen aus dem Weg. Er war auf seine eigene Art und Weise wunderschön, sowohl von innen als auch außen. Ich stieß ein undefinierbares Seufzen aus.

"Was soll ich bloß tun?", flüsterte ich leise, während meine Finger durch seine Haare fuhren. "Yoongi."

Er hörte mich nicht, er sollte mich gar nicht hören, aber trotzdessen wünschte ich mir in dem Moment nichts sehnlicheres als das er an Ort und Stelle direkt erwachen und mir befehlen, mich anschreien würde, was ich seiner Meinung nach tun sollte.

Einerseits würde ich liebend gerne nach Hause, einfach weil es der Ort ist, andem ich hingehöre, andem mich die Menschen für den, den ich bin lieben. Andererseits habe ich mich hier in dem Palast für Pflichten verantwortlich erklärt, die ich nicht einfach so über Bord werfen konnte. Noch dazu gewann ich neue Freunde, eine neue Liebe, mehr oder weniger.

Konnte ich sie tatsächlich einfach so aus dem nichts im Stich lassen?

Oder könnte man es nicht einmal als Stich lassen beschreiben, wenn ich der Wahrheit entsprechend doch so eine große Last für die Adeligen war?

"Verdammt."

Hektisch atmend ließ ich meinen Kopf auf die Matratze fallen. Der Prinz schlief dabei noch immer seelenruhig. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Mimik verfinsterte sich.

Røyal Highness ㅡ; YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt