"Manchmal geht es im Leben darum, alles für einen Traum zu riskieren, den außer dir niemand sehen kann ."
Geistesabwesend starre ich auf die kleine Postkarte, auf der dieser Spruch in verschnörkelter Schrift abgedruckt ist. Vielleicht hat sie Recht...
Hat Namjoon das grad wirklich gesagt oder lässt mich die Kälte jetzt auch schon halluzinieren?
"Jin?", wiederholt er unsicher meinen Namen.
Wie versteinert starre ich Namjoon einfach an und bekomme kein einziges Wort heraus. Der Sturm an Gedanken und Gefühlen, der grade in mir ausbricht, ist wahrscheinlich nicht mal ansatzweise mit dem Unwetter hier zu vergleichen. Natürlich hatte ich schon öfter darüber nachgedacht, ob ich vielleicht mehr als Freundschaft für ihn empfinde, aber meistens hatte ich diese Gedanken dann auch so schnell es ging wieder verworfen.
Enttäuscht will sich Namjoon von mir entfernen, als sich in mir endlich der letzte Funken Vernunft bemerkbar macht. Ich will ihn nicht verlieren.
"Nein.", hauche ich, "Bleib bitte hier."
Verwirrt schaut mich Namjoon an und hält in seiner Bewegung inne. Mittlerweile ist seine Haut durch die Kälte schon ganz blass und seine Atmung geht immer flacher.
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"Ich hab...Ich meine, es ist...also ich fühle...", versuche ich einen ordentlichen Satz zu bilden.
"Ich liebe dich auch.", rutscht es mir einfach heraus.
Sofort verwandelt sich Namjoon's verwirrter Gesichtsausdruck in ein Lächeln und obwohl seine Hand extrem zittert, schafft er es trotzdem diese unglaublich sanft an meine Wange zu legen.
"Du bist wunderschön.", flüstert er und kommt meinem Gesicht immer näher.
Auch wenn ich kaum glaube, dass ich vollkommen durchgenässt, zitternd und voller Schlamm wunderschön aussehe, bin ich im Moment viel zu sehr von Namjoon's Tun abgelenkt, um irgendwie darauf zu reagieren.
Kurz bevor sich unsere Lippen berühren, wandert sein Blick nochmals zu meinen Augen, als würde er nach Zustimmung suchen, sie berühren zu dürfen. Gott, womit hab ich so viel Rücksicht verdient?
Immernoch vollkommen von meinen Emotionen benebeld, nicke ich einfach nur schwach, woraufhin Namjoon endlich unsere Lippen miteinander verbindet.
Auch wenn sie extrem kalt sind, lösen sie in mir eine unglaubliche Hitze aus. Egal wie gut und schön dieses Gefühl in Büchern und Filmen beschrieben wird, in echt ist es noch um vielfaches besser. Nicht 1000 Feuerwerke oder unzählige Schmetterlinge reichen an das heran, was Namjoon in mir auslöst. Es ist wortwörtlich unbeschreiblich.
Alle Zweifel, die ich in den letzten Tagen hatte, sind wie weggeblasen. Es ist fast schon so, als hätten sie nie existiert.
Der Fakt, dass über uns das wahrscheinlich schlimmste Unwetter seit langem wütet, kommt mir in diesem Augenblick ebenfalls einfach nur unwichtig vor. Ich empfinde es sogar schon fast als romantisch, Namjoon im strömenden Regen zu küssen.
Leider Gottes dauert auch dieser Moment nicht ewig an und ich werde wieder in die Realität befördert, als wir uns voneinander lösen. Zwar spüre ich die Kälte nun wieder deutlich, doch dafür sorgen meine immernoch vorhandenen Glückshormone dafür, dass ich das ganze nicht mehr als allzu schlimm wahrnehme.
Lächelnd lege ich meinen Kopf auf Namjoon's Brust ab, während der Regen unaufhörlich auf uns herunterprasselt.
"Alles wird gut. Wir kommen hier ganz sicher raus.", flüstert Namjoon und haucht mir einen leichten Kuss auf den Haarscheitel.
Irgendwie erinnert mich diese Situation viel zu sehr an die Szene aus Titanic, in der Jack Rose versichert, dass man sie finden würde und, dass sie später ganz sicher ein gutes Leben miteinander führen würden. Blöd nur, dass Jack am Ende gestorben ist.
Vollkommen in Gedanken versunken, bemerke ich das Unwetter kaum noch. Es ist fast schon so, als würde sich um mich eine Mauer aufbauen, die mich immer mehr von meiner Umgebung abtrennt. Alle äußeren Einflüsse bekomme ich nur noch wie durch ein dickes Milchglas mit und auch meine Augenlieder werden immer schwerer. Wie lange wir hier schon ungefähr hocken kann ich ebenfalls kaum mehr einschätzen, dafür hatte sich mein Zeitgefühl schon zu früh verabschiedet.
Gott, Karma oder wer auch immer da oben ist: Bitte lasst uns jetzt noch nicht sterben.
♤♡◇♧
Gosh, dieses Kapitel ist sowas von vollgepackt mit Melodramatik, aber naja irgendwo muss ja mal Drama rein. ︶︿︶
