"Manchmal geht es im Leben darum, alles für einen Traum zu riskieren, den außer dir niemand sehen kann ."
Geistesabwesend starre ich auf die kleine Postkarte, auf der dieser Spruch in verschnörkelter Schrift abgedruckt ist. Vielleicht hat sie Recht...
Langsam schlendere ich die nun leeren Schulflure entlang. Nach einem erfolgreichem Tag voller Fettnäpfchen, bin ich jetzt auf der Suche nach dem gefühlt unauffindbarem Hausmeister. Zwar hatte Jin gesagt, dass er ganz leicht zu finden sei, aber anscheinend versteckt er sich bei mir besonders gut.
Grade als ich meine Suche aufgeben und nach Hause gehen will, höre ich von irgendwoher eine Melodie. In der Hoffnung auf den Hausmeister zu stoßen, folge ich dem Geräusch. Je näher ich komme, desto klarer wird die Musik. Es ist Thriller von Michael Jackson.
Als ich kurz darauf an der Quelle der Musik ankomme, erkenne ich tatsächlich einen Mann, der ziemlich genau auf Jin's Beschreibung passt. Blaue Hausmeister-Latzhose und Cap. Das einzige, was mich an seinem Aussehen verwundert ist, dass er kaum älter als ich zu sein scheint. Und auch was Jin mit 'nicht gerade unauffällig' meinte, verstehe ich nun. Dieser besagte Hausmeister, wischt nämlich nicht wie ein ganz normaler Mensch den Boden. Nein. Er scheint den Wischmop als seinen Tanzpartner auserwählt zu haben und wirkt nicht so als habe er mich schon bemerkt. Nur mit großer Mühe schaffe ich es nicht laut loszulachen. Es ist einfach ein Bild für die Götter, wie dieser Hausmeister mit seinen Wischmop zu 'Thriller' mehr oder weniger elegant durch die Gegend springt und das Lied mit voller Seele zu fühlen scheint.
Auch wenn ich mir dieses Spektakel gerne noch etwas länger ansehen würde, beschließe ich, dass es Zeit ist ihn auf mich aufmerksam zu machen, weswegen ich mich räuspere, was er absolut nicht mitbekommt. Wie tief kann man bitte in einem Lied versunken sein?
Erst beim vierten Versuche seine Aufmerksamkeit auf mich zu zieht, löst er seinen Blick verwirrt von seinem Wischmop und schaltet die Musik aus.
"Wie kann ich dir weiterhelfen, Jungchen?", fragt er so, als hätte ich nie gesehen, dass er bis grade eben noch mit seinem Wischmop durch den Raum getanzt ist.
"Sind Sie der Hausmeister?", frage ich und ignoriere einfach die Tatsache, dass mich ein völlig Fremder einfach so geduzt hat.
"Wang Jackson der Hausmeister, wie er leibt und lebt.", antwortet dieser daraufhin und deutet eine leichte Verbeugung an.
"Könnten Sie vielleicht meine Schließfachtür reparieren?"
"Wie heißt das Zauberwort?"
"Bitte?"
"Falsch! Simsalabim. Aber für dich mach ich das natürlich auch so.", gibt der Hausmeister nun von sich und zwinkert mir zu.
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"Äh...danke.", erwidere ich leicht von seiner Aktion verwirrt.
"Kein Problem~ Man sieht sich ja sicher mal wieder.", verabschiedet er sich, bevor er sich wieder dem Boden und seinem Mop widmet.
"Ich hoffe nicht.", murmel ich leise, wobei ich bezweifle, dass er mich noch gehört hat.
Was für ein komischer Kauz...
Kopfschüttelnd wende ich mich ab und begebe mich auf den Heimweg. Hoffentlich vergisst er meine Bitte nicht. Aber noch viel wichtiger: Hoffentlich mach ich meine Spindtür kein zweites Mal kaputt. Zwar hatte Jin mir heute versucht zu zeigen, wie man sie richtig aufschließt, aber ich war viel zu sehr aus der Fassung, um mich irgendwie zu konzentrieren. Nicht, dass mich seine Nähe irgendwie gestört hätte. Ich war nunmal einfach...überrascht.
♤♡◇♧
Ich weiß: In diesem Kapitel ist nicht unbedingt viel passiert, aber ich wollte einfach unbedingt eine Szene mit einem Hausmeister, der mit seinem Mop tanzt. Ich hoffe ihr konntet wenigsten ein bisschen lachen. XD
