Ich setze mich zögernd in Bewegung und spüre, wie Sweet Pea automatisch versucht, mich aufzuhalten, aber ich weiche seiner Hand aus und laufe schneller.
Ich zögere nicht, ins Haus zu laufen und werde Zeugin davon, wie ein junger Polizist die Kiste aus meinem Kleiderschrank die Treppe hinunterträgt. Mein erster Impuls ist, mich ihm in den Weg zu stellen und zu protestieren, aber es ist besser, Ruhe zu bewahren. Zumindest augenscheinlich.
„Ah, Eden", Sheriff Keller tritt hinter mir aus dem Wohnzimmer. Ich drehe mich um. Alles an mir muss schuldig wirken. So fühlt es sich zumindest an.
„So suchen Sie nach Hinweisen? Sie nehmen meine persönlichen Sachen auseinander?", frage ich wütend und deute auf den Polizisten, der noch immer hinter mir steht, die Kiste wie ein Schild vor der Brust.
„Wir haben einen anonymen Hinweis erhalten", erklärt er mir, „wir mussten dem schnellstmöglich nachgehen."
Ein anonymer Hinweis? Jughead würde doch nicht ... Nein, Quatsch.
„Ohne mich zu fragen?", ich kann es immernoch nicht glauben, „mein Zimmer wurde durchsucht! Meine Sachen sind privat!"
„Und ich habe auch etwas gefunden", mischt sich der Polizist stolz ein, stellt die Kiste auf die unterste Stufe und öffnet den Deckel. Okay, das wars. Ich kenne den Inhalt gut genug, um zu wissen, dass ich geliefert bin. Er hält die unverkennbare Lederjacke mit der einen und die Plastiktüte mit der anderen Hand in die Höhe. Sheriff Keller hebt überrascht die Augenbrauen. Shit.
„Sind das deine Sachen?", fragt er. Sein Tonfall ist von väterlich zu professionell gewechselt. Ich habe mich sehenden Auges in mein Verderben begeben und ich wünschte, ich müsste Sweet Pea nicht Recht geben. Ich hätte besser kehrt gemacht als ich noch die Möglichkeit dazu hatte.
„Die Jacke schon", antworte ich, „die Tüte gehört mir nicht."
Sollte ich einen Anwalt verlangen? Jedenfalls sollte ich keine Fragen mehr beantworten, ohne eine Strategie zu haben.
„Das besprechen wir am besten auf der Wache", sagt Sheriff Keller und ich weiß, dass es kein freundlicher Vorschlag ist, den ich ablehnen kann.
Als ich in einen der Streifenwagen steige, sehe ich Sweet Pea, der sich nicht von der Straßenecke wegbewegt hat. Selbst auf die Entfernung erkenne ich, dass er fieberhaft überlegt, was er jetzt tun soll. Gut so. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.
„Wir dürfen dich in Abwesenheit eines Erziehungsberechtigen nicht befragen, aber wir können uns unterhalten", sagt Sheriff Keller mit einem Blick über die Schulter, „wir wollen dir nur helfen, deinen Onkel zu finden."
Ich antworte nicht. Ich habe das Gefühl, dass alles, was ich sage, gegen mich verwendet werden könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sheriff Keller mich in eine Falle locken würde, um an Informationen zu kommen, aber wem kann man heutzutage noch vertrauen?
„Sollte ich jemanden anrufen?", frage ich zweifelnd.
„Willst du denn jemanden anrufen?"
„Ja!", ich klinge regelrecht vorwurfsvoll. Natürlich will ich jemanden anrufen! Zwei Polizisten durchsuchen mein Haus, während ich von einem Dritten auf die Wache „gebeten" worden bin. Das klingt nach einer Situation, in der ich jemanden anrufen sollte. Und ich weiß auch schon, wen.
„Alice?"Sheriff Keller hat mich schon von unterwegs anrufen lassen, was zur Folge hat, dass Alice schon kurz nach uns am Polizeipräsidium eintrifft.
„Eden hat mich angerufen. Und ich werde sie auf der Stelle jetzt mitnehmen", sagt sie entschlossen, „sie darf ohne einen Erziehungsberechtigten nicht länger festgehalten werden. Außerdem will ich einen Durchsuchungsbefehl sehen. Und Ergebnisse bei der Suche nach Dave. Und zwar schnell."
Ich wusste doch, dass es eine gute Idee ist, sie anzurufen. Sie wird sich zwar spätestens im Auto darüber aufregen, dass ich eine Serpent bin und das ich sie nicht früher über alles, was gerade schief läuft, informiert habe, aber sie wird sich schnell wieder beruhigen und nach Lösungen suchen.
"Komm jetzt, Eden", Alice hält mir fordernd die Tür auf, „wir gehen."
„Danke, Alice", erleichtert setze ich mich auf den Beifahrersitz und schnalle mich an, „ich wusste nicht, wen ich sonst anrufen sollte."
„Das war die richtige Entscheidung", stimmt sie mir zu, „anders als einige andere Entscheidungen, die du in letzter Zeit getroffen hast."
Und ab gehts.
„Es ist kompliziert."
„Es ist nicht kompliziert", widerspricht sie mir, „ich bin auch Journalistin. Und ich lese deine Artikel schon seit du bei der Blue&Gold arbeitest."
„Ich darf nicht mehr für die Schülerzeitung schreiben."
„Ich würde dich sofort für den Register verpflichten", sagt sie, „du willst dich mit ihnen gut stellen, um alles über sie herauszufinden. Das ist ein effektiver Weg, aber er ist auch gefährlich."
„Ja ...", sage ich gedehnt.
„Du darfst dich nicht auf sie einlassen", schärft Alice mir ein, „ich bewundere deine Arbeitsmoral, aber die Serpents sind und bleiben gefährlich."
„Naja", ich kann nicht anders, als zumindest Sweet Pea zu verteidigen, „nicht alle."
„Sie sind alle gleich", Alice hört mir gar nicht richtig zu, „sie werden deine Schwächen ausnutzen, sobald sie sie kennen."
Hier ist ein zustimmendes Nicken angebracht. Mehr nicht.
„Die Polizei hat also Drogen in eurem Haus gefunden?", fährt sie im Protokoll fort.
„Woher weißt du das?", frage ich verwundert.
„Ich habe meine Quellen", winkt sie ab, „du hast nichts mit Drogen zu tun?"
„Nein, natürlich nicht!"
„Dann gehören sie also deinem Onkel", Alice seufzt, „was weißt du darüber?"
„Nichts!", beeile ich mich zu sagen, „ich habe sie gefunden, als Dave schon weg war. Ich wusste nicht, was ich damit machen soll, also habe ich sie versteckt."
Und als ich sie loswerden wollte, war es zu spät.
„Gut. Die Polizei wird nach deinem Onkel fahnden und ihn hoffentlich bald finden. Wahrscheinlich wirst du nochmal befragt werden, aber wir besorgen dir einen guten Anwalt. In der Zwischenzeit wohnst du bei uns."
Nein, nein, nein. Mein schöner Plan. Fieberhaft überlege ich, wie ich ihr beibringen kann, dass ich auf der Southside wohnen werde. Aber mir ist klar, dass ich keine Chance habe. Das wars mit meinem Übergangsdomizil auf der Southside.
„Okay", ich kanns kaum erwarten, diese Neuigkeiten mit meinen Serpent-Freunden zu teilen. Aber für den Moment ist es besser so. Alice interessiert sich für meine Artikel und ich hätte mit mehr Gegenwind gerechnet, aber scheinbar vermutet sie dahinter nur eine große „Ermittlung", in der ich mich nicht verfangen sollte. Tja. Zu spät, würde ich sagen.
„Sheriff Keller meinte, sie haben einen anonymen Hinweis erhalten", sage ich vorsichtig, „denkst du, man kann rausfinden, wer das war?"
„Es wird jemand gewesen sein, der von den Drogen wusste. Wem hast du davon erzählt?"
„Niemandem", die Lüge kommt schnell und geschmeidig. Keiner von beiden hätte mich verraten. Was hätten sie davon?
„Dann muss jemand wissen, dass dein Onkel sich auf irgendetwas eingelassen hat", schlussfolgert Alice mit nachdenklichem Blick, „das klingt nach einer interessanten Verschwörung."

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News Of The Day
FanfictionEden Jamerson geht auf die Riverdale High und arbeitet mit Jughead und Betty bei der "Blue & Gold". Als Jason Blossom ermordet aufgefunden wird, wittert Eden die große Story. Sie setzt alles daran, den Mörder zu finden und gerät auf eine falsche Spu...