I never really feel a thing
I'm just kinda too frozen
You were the only one
That even kinda came close
I just pinch myself
No longer comatose
I woke up, no luck
I woke up, no luck
Fall Out Boy - Hold Me Close or Don't
„Ich bin froh, dass du hier wohnst", Betty bezieht mir ein Kopfkissen mit einem pastellrosa Bezug und lächelt dabei zufrieden vor sich hin, „Sweet Pea war bestimmt nicht begeistert davon, dass du dich umentschieden hast."„Er weiß es noch gar nicht", antworte ich müde. Die ersten zwei Stunden unseres Zusammenlebens habe ich konsequent damit verbracht, Betty zu belügen. Alice hat mir eingeschärft, bei der Version zu bleiben, die Polizei suche nach Spuren, um Dave schnellstmöglich zu finden. Kein Wort über die Drogen. Zu niemandem.
„Oh. Bin gespannt, wie er es auffasst", sagt sie, während ich aus dem Fenster schiele, von dem aus man direkt in Archies Zimmer schauen kann. Ich habe die leise Vorahnung, dass diese neue Nachbarschaft zu Problemen führen könnte. Und wenn ich eines jetzt nicht gebrauchen kann, dann noch mehr Probleme. Jug und ich können uns nicht ewig aus dem Weg gehen. Das der Kuss stattgefunden hat, kann nicht rückgängig gemacht werden, aber ich will es nicht totanalysieren. Das er mich von Archies Zimmer aus sehen kann, wie ich hier auf dem Bett sitze und mich von Betty befragen lasse, trägt nicht zur Entspannung der Situation bei.
„Er wird's verkraften."
„Er war heute richtig süß", schwärmt sie.
Augenverdrehend nehme ich Betty das bezogene Kissen ab, stopfe es unter meinen Kopf und lasse die Beine in der Luft kreisen.
„Ich weiß, du willst sowas nicht hören, aber ich wärt ein tolles Paar", spinnt sie weiter, „bei dir könnte er seinen ausufernden Beschützerinstinkt voll ausleben. Da hat man immer was zu tun."
Ich schnaube abfällig. Wir leben im 21. Jahrhundert. Ich brauche keinen Beschützer. Und selbst wenn, weiß ich nicht, ob er meine erste Wahl wäre. Immer, wenn ich denke, ich könne ihn einschätzen, belehrt er mich eines Besseren. Als mein Handy vibiriert, weiß ich sofort, dass das ein Fall von „wenn man vom Teufel spricht" ist. Und ich täusche mich nicht.
SP [18:40] Bist du wieder draußen?Ich saß nicht im Knast. Auch wenn das meiner neuen Bad-Girl-Attitüde zugute kommen würde.
Eden [18:43] Er hat mich nicht verhaftet. Ich bin bei Betty.
SP [18:45] Soll ich dich abholen?
Eden [18:50] Bettys Mum will, dass ich erstmal hier wohne. Wir sehen uns morgen in der Schule.
Das er mir in den darauffolgenden zehn Minuten nicht antwortet, ist Antwort genug.
"Ist er das?", Betty schielt mir neugierig über die Schulter. Ich lege mein Handy weg und seufze.
„Können wir jetzt über was anderes reden?", bitte ich sie, „lass uns zu Pop's gehen."
Milchshakes und Pommes helfen immer. Und zu einer Extra-Kirsche werde ich nicht Nein sagen. Ich muss diesem Tag noch eine positive Wendung geben und wenn es nur eine verdammte Kirsche ist.
Ich freue mich, mal wieder mit Betty unterwegs zu sein, ohne Archie und Veronica im Schlepptau, die nicht die Finger voneinander lassen können. Ohne Jughead, ohne Kevin. Nur wir. Irgendwie lässt es sich schon verdrängen, dass Dave verschwunden ist und mich mit viel zu vielen Problemen alleine lässt. Ich glaube, wenn ich permament darüber nachdenken würde, müsste man mich spätestens Ende der Woche einliefern lassen.
Meine erzwungene aufkommende gute Laune wird schnell im Keim erstickt, als wir beim Diner ankommen und Jughead und Archie entdecken. In dieser verdammten Kleinstadt spielt sich das Leben eben an begrenzten Plätzen ab. Und das hier ist Treffpunkt Nummer eins aller herumirrender Teenager. Ich will keine Spielverderberin sein und weiß, dass Betty Archie gerne für sich allein hat, also mache ich keinen Rückzieher.
Jughead erhebt sich, um mich durchrutschen zu lassen und ich bedanke mich artig, bevor ich mich setze. Wie lange dauert es wohl, bis wir dieses undanbkare Zwischenstadium unserer frischen Freundschaft überwunden haben? Ist da vorher schonmal jemand heil raus gekommen?
Glücklicherweise übernimmt Betty den Part, ihnen von der Spurensuche in meinem Haus zu erzählen und sich gleichzeitig darüber zu freuen, dass wir jetzt zusammen wohnen. Ich kann nicht halb so viel Freude darüber aufbringen. Mein Onkel ist verschwunden, ich kann nicht auf die Southside und Sweet Pea fühlt sich zum hundertsten Male vor den Kopf gestoßen. Ich versage an allen Gefechtsposten.
„Wie hat dein Bodyguart das verkraftet?", kommentiert Jughead unberührt. Ich ignoriere seine Frage mit verbissenem Gesicht.
„Sweet Pea ist ein netter Kerl", springt Betty für ihn ein.
„Wie du meinst", Jughead will sich offenbar nicht mit ihr streiten, aber Zustimmung wäre zu viel verlangt. Ich wünschte, sie würden das Thema wechseln, aber Bettys Gerechtigkeitssinn macht niemals Pause. Hilfesuchend sehe ich zu Archie, der mit den Achseln zuckt und mir seine Pommes rüberschiebt. Nervennahrung.
„Du magst ihn nicht, weil er ein Serpent ist", sagt Betty, „das hat nichts damit zutun, wie er als Mensch ist."
„Bitte verschon' uns, Betty", erwidert Jughead genervt und beißt in seinen Burger.
„Ich finde, du bist unfair."
Ich unterdrücke ein entnervtes Stöhnen und trete Archie unterm Tisch gegen sein Schienenbein. Er zuckt zusammen, macht aber keinerlei Anstalten, sie zu unterbrechen. Ich wollte doch nur Milchshake mit Pommes und keine moralische Grundsatzdiskussion.
„Ich bin der Einzige, der das alles hier noch klar sieht", knurrt Jughead, „ihr verliert das Wesentliche aus den Augen, weil er krampfhaft versucht, sie zu intergrieren."
„Was ist denn das Wesentliche? Das sie Serpents sind und deshalb schlechtere Menschen?"
Gott im Himmel. Das kann nicht wahr sein. Wenn wir das Fass aufmachen, dann kann es ab hier nur noch schlimmer werden.
„Können wir das Thema wechseln?", bitte ich.
„Du weißt nichts über sie, Betty. Du siehst immer nur das Gute, egal, wie viel dagegen spricht."
„Ich bin unvoreingenommen", Bettys Gesicht wechselt in ein tiefes Rot, „deiner Meinung nach sind also alle Serpents schlecht?"
Ich kenne die Antwort schon. Und ich weiß, dass er die Anspielung auf mich durchaus als solche wahrgenommen hat. Ich bin eine Serpent und in Jugheads Augen macht mich das zu einem schlechteren Menschen. Er lässt sich Zeit mit seiner Antwort. Wird trotzdem weh tun.
„Ja."
Ungelenk klettere ich über die Bank nach hinten, rutsche von dort in Richtung Gang und verlasse das Diner. Sieht nicht elegant aus, muss aber sein. Ich könnte ... Jughead hält mich für einen schlechten Menschen? Diese Stadt ist voller böser, hinterhältiger Menschen, aber ich bin keine von ihnen. Und das Tattoo hat nichts daran geändert.
„Eden! Warte!", ruft mir Archie hinterher, „ich bringe dich nach Hause."
Aber ich warte nicht auf ihn. Ich brauche niemanden, der mich nach Hause begleitet, weil ich nicht nach Hause gehe.
Eden [19:33] Motorradfahren hilft beim Kopf frei kriegen, stimmts?
Ich kann nur hoffen, dass er darauf antwortet. Ansonsten bleibt mir ja noch Toni. Ungeduldig laufe ich in Richtung der Gleise, um ihm, wenn er mich abholen will, wenigstens schon etwas entgegenzukommen. Mir ist warm und die Wut lässt es noch wärmer werden, aber ich kann wieder richtig durchatmen. Ich habe einen Moment nur mit mir wirklich gebraucht.
SP [19:40] Du schuldest mir Bezingeld, Poppy. Wo bist du?
Ich muss lachen. Er hat Humor. Ich schreibe ihm, wo wir uns treffen und spüre eine gewisse Vorfreude darauf, mich hinter ihm aufs Motorrad zu setzen und den Wind im Gesicht zu spüren. Nur kurz schneller sein als mein Kopf. Nur ein paar Minuten die Augen schließen und alles um mich herum vergessen.
DU LIEST GERADE
News Of The Day
Hayran KurguEden Jamerson geht auf die Riverdale High und arbeitet mit Jughead und Betty bei der "Blue & Gold". Als Jason Blossom ermordet aufgefunden wird, wittert Eden die große Story. Sie setzt alles daran, den Mörder zu finden und gerät auf eine falsche Spu...