Feeling Blue

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Anderthalb Wochen später ist Dave immernoch nicht aufgetaucht und ich gehe nicht mehr zur Schule. Ich komme kaum noch aus dem Bett und wenn, dann werde ich von Panikattacken überwältigt, spätestens, wenn ich an Daves Zimmertür vorbeigehe.
Ich habe versucht, eine Fassade aufrecht zu halten, aber ich weiß, dass ich längst durchschaut worden bin. Ich rechne jede Sekunde mit einer Menschenmenge, die sich vor dem Haus positoniert und mir ihre Hilfe anbietet. Das arme Waisenkind, das von ihrem Onkel verlassen worden ist. Ich habe kein Geld mehr und dementsprechend gehen die Vorräte zu neige, aber ich bin niemand, der leichtfertig um Hilfe bittet.


Eines Abends klingelt es und ich kann mich nicht mehr dagegen wehren, zur Tür zu gehen und zu öffnen. Irgendetwas in mir fehlt nach Hilfe und es zu überhören wird langsam unmöglich.
„Hallo."


„Oh", ich ziehe meinen babyblauen Bademantel enger um mich, „was ..."


„Toni hat mir erzählt, dass sie dich länger nicht gesehen hat", sagt FP, „ich wollte nach dem Rechten sehen."
Stell dich hinten an. Es hätte jeder sein können, aber mit ihm habe ich am wenigsten gerechnet. Jugheads Dad will bei mir nach dem Rechten sehen?


„Es ist alles in Ordnung."
Er durchschaut mich sofort. Er ist Vater. Zwar einer, der sich nicht besonders gut um sein Kind kümmert, aber er ist Vater. Die haben für sowas einen Radar.


„Ich habe mit Jughead gesprochen."
Oh. Und er hat dir von dem Kuss erzählt? Oder das ich seine SMSen seit Tagen ignoriere? Was soll ich aus dieser Aussage für Informationen ziehen?


„Wie lange ist dein Onkel schon weg?"


„Knapp drei Wochen", ich kann das Schniefen nicht unterdrücken und lasse ihn ins Haus. Hat Sweet Pea ihm von den Drogen erzählt?


„Pack ein paar Sachen zusammen", sagt er, „du kannst hier nicht alleine bleiben. Hast du überhaupt Geld?"


„Nein", nuschle ich, „ich will hier nicht weg."


„Ich habe schon ein Kind, das sich nicht helfen lassen will", erwidert er, ohne dabei streng oder bevormundend zu klingen, „ich nehme dich mit und morgen meldest du deinen Onkel als vermisst."
Ich presse die Lippen fest aufeinander, um die Tränen zu unterdrücken. Die Zeit ist gekommen. Ich muss es hinter mich bringen. Ich brauchte nur jemanden, der kommt und mich dazu bringt, es zu tun.


„Das kommt wieder in Ordnung", sagt er zuversichtlich, „und für heute kann ich dir versichern, dass ich eine einmalig gute Lasagne mache."
Ein kleiner Trost, aber einer, den ich annehme.


FP hat nicht nur mich zum Lasagneessen eingeladen, sondern auch Toni und Sweet Pea. Er meint es nur gut, aber ich würde mich am liebsten mit einem Teller Lasagne im Bad einschließen. Toni bemüht sich um eine lockere Unterhaltung und erzählt von der Riverdale High und wie gut sie im Vergleich zu ihrer alten Schule ist. Sie klingt richtig begeistert. So viel Enthusiasmus habe ich noch nie über die Lehrer, den Unterricht oder die Ausstattung aufbringen können. Ich bin gerührt und nehme mir sofort vor, mich in Zukunft öfter mit Toni zu beschäftigen. Meine Menschenkenntnis täuscht mich zwar nie, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.
Während FP sich um den Abwasch kümmert und Toni nach hause gegangen ist, sitze ich auf der geblümten Couch und starre hinaus in die Dunkelheit. Sweet Pea entschließt sich dazu, mir Gesellschaft zu leisten. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, ich weiß nur, dass ich jetzt keine Diskussion anfangen werde. Nicht vor Jugs Dad.

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