Eden Jamerson geht auf die Riverdale High und arbeitet mit Jughead und Betty bei der "Blue & Gold". Als Jason Blossom ermordet aufgefunden wird, wittert Eden die große Story. Sie setzt alles daran, den Mörder zu finden und gerät auf eine falsche Spu...
Alice verfrachtet uns auf die Rückbank ihres Wagens, als habe sie uns gerade aus dem Brüo des Direktors geholt, weil wir mal wieder die Schule geschwänzt haben. Niemand sagt etwas, bis wir zuhause ankommen und sie Sweet Pea das Gästebett in mein Zimmer rollen lässt. Ich rechne damit, dass ich zu Betty ausgelagert werde, aber wir dürfen uns tatsächlich das Zimmert teilen. Alice fällt doch nicht auf diese ganze Cheryl-Beziehungskiste rein! Das das überhaupt jemand tut ...
„Dieser ganze Tag verläuft ... anders als geplant", räumt Sweet Pea ein.
„Mein ganzes Leben läuft anders als geplant", entgegne ich mit einem breiten, nicht ganz ernst gemeintem, Grinsen. Er verschränkt die Hände unterm Kopf und starrt gedankenverloren an die Decke. Die geblümte Bettwäsche wirkt in Zusammenspiel mit dem mitgenommenen Gesicht wirklich lächerlich, aber das hier ist ohnehin keine Dauerlösung.
„Ich habe ein schlechtes Gefühl."
„In Bezug auf was?", fragt er und dreht sich zu mir. Ich beiße mir auf die Unterlippe. In manchen Dingen bin ich verdammt abergläubisch. Zum Beispiel, wenn es darum geht, über schlimme Dinge zu reden, die besonders dann eintreffen, wenn man sie laut ausspricht.
„Das Urteil", antworte ich knapp. Er schließt die Augen. Das gibt mir die Möglichkeit, ihn zu mustern. Die Müdigkeit in seinen Zügen ist die selbe, die ich seit Wochen, seit Monaten umherschleppe. Trotz allem sieht er gut aus. Trotz der Wunden und blauen Flecke. Ich kenne niemanden, der in vergleichweise kurzer Zeit so viele Schläge einstecken musste.Naja, wer austeilen kann ...
„Ich würde dir gerne Mut machen", sagt er, „aber es sieht nicht gut aus."
Er trifft mich. Genau an der richtigen Stelle. Denn er ist der Einzige, der sich traut, es laut auszusprechen, während alle anderen darum bemüht sind, den Schein zu wahren. Mir ein gutes Gefühl zu geben. Aber seit wann sind Lügen eine gute Grundlage? Wir waren alle dort in diesem Gerichtssaal. Ich konnte in ihren Augen lesen, dass sie alle Fälle schwinden sehen.
„Danke", sage ich aufrichtig, „wenigstens bist du ehrlich."
„Deswegen will ich dir noch was sagen", er öffnet die Augen wieder und ich wende instinktiv meinen Blick ab. Wenn das erst die Einleitung war, dann wird mir das, was jetzt kommt, nicht gefallen. Noch viel weniger als die Tatsache, dass Daves Strafe höher ausallen wird, als es gut für uns ist.
„Du musst die Vergangenheit ruhen lassen, Eden." Die Dinge, die wahr sind, sind nicht immer die, die wir hören wollen. Die Fälle, in denen beides zutrifft, sind wesentlich geringer, als wir uns eingestehen wollen. Mein ganzes Lebne lang strebe ich bereits nach der Wahrheit und ich weiß, ich müsste nur noch ein wenig tiefer graben, um sie völlig freizulegen. Sweet Pea verlangt von mir, aufzuhören.
„Ich kann nicht."
„Du kannst!", widerspricht er mir harsch, „zieh es wenigstens in Betracht." Meine Freunde würden ihn wahrscheinlich sofort dabei unterstützen, mir einzureden, dass ich die alten Geschichten ruhen lassen muss. Und sie haben recht.
Ich schlafe nach Sweet Peas gut gemeintem Ratschlag schnell ein. Ich bin erschöpft von den ganzen Fragen und dem Druck, der auf mir lastet. Ich will nicht falsch machen. Ich will Dave nicht gefährden. Beim Frühstück bittet mit Alice, dass sie sich wünschen würde, dass ich wieder zur Psychologin gehe.
„Ich denke, du brauchst professionelle Unterstützung", sagt sie mit einem verheißungsvollen Blick in Richtung Sweet Pea, der mit gesenktem Kopf seine Cornflakes löffelt und neben Betty mehr als fehl am Platz wirkt. Ich zucke mit den Schultern.
„Nach dem Prozess", antworte ich. Alice seufzt. Ihr wäre es am liebsten, ich würde sofort heute damit anfangen.
„Du solltest auf das Urteil vorbereitet sein", sagt sie. Sweet Pea lässt den Löffel sinken und Betty sieht von ihrem Handy auf. Mir ist bewusst, dass jeder insgeheim spekuliert, worauf es hinauslaufen könnte. Sie reden nicht mit mir darüber, um mich nicht zu verunsichern, aber sie tauschen sich untereinander aus.
„Ich bin darauf vorbereitet", sage ich scharf. Alice rührt in ihrem Kaffee und betrachtet mich nachdenklich. Ich weiche ihrem Blick aus und lächle Betty an, die den nachdenklichen Blick ihrer Mutter perfekt imitiert.
Die nächsten Tage sind reine Quälerei. Dave und FP sagen aus und die entsetzten Gesichter um mich herum sprechen Bände. Cheryl sagt aus, Penelope sagt aus und verteidigt ihren Mann beinahe, was mir Übelkeit verursacht. Wie kann man den Mörder seines Kindes verteidigen? Je näher wir dem Urteil kommen, desto dünnhäutiger werde ich. Sweet Pea ist darum bemüht, mich abzulenken, aber ich will nicht abgelenkt werden.
„Du verstehst das nicht", fahre ich ihn an, „ich kann mich auf nichts anderes konzentrieren." Ich habe Angst vor dem Moment, in dem es vorbei ist. In dem wir nichts mehr tun können. Im Gerichtssaal sehe ich Dave wenigstens ohne Handschellen. Er trägt verschiedene Anzüge und wenn unsere Blicke sich treffen, lächelt er mich optimistisch an. Ich weiß, es ist reine schauspielerische Leistung, die mir das Gefühl geben soll, dass alles wieder gut wird.
„Isst du überhaupt noch was?", fragt Betty besorgt, als ich den Suppenteller lustlos von mir weg schiebe.
„Ich habe keinen hunger."
„Du musst was essen! Dave würde nicht wollen, dass du hungerst." So geht es jeden Tag. Sie sorgt sich um mein Wohlergehen und die anderen tun es ihr gleich. Ich würde am liebsten niemanden sehen und mich in meinem Zimmer einschließen. Ich bin wütend. Eine diffuse Wut, die sich gegen jeden richtet, der auf mich einredet. Wir sind alle angespannt.
Der Tag der Urteilsverkündung kommt. Das unausweichliche Ende. Mir ist schlecht und ich bin übermüdet. Ich sitze in der ersten Reihe, umgeben von den Menschen, die ich zu meiner Familie zähle. Jughead rutscht auf der Bank vor und zurück und macht mich nervös. Spannung liegt in der Luft. Ich frage mich, wie viele Verbrechen dieser Saal schon gehört hat. Die Abschlussplädoyers der Anwälte sind einwandfrei. Sie sind überzeugend. Beide. Ich wünschte, es sähe anders aus, aber ich kann die Augen vor der Wahrheit nicht verschließen. Es wird passieren. Es wird passieren und ich kann nur warten. Jede Sekunde fühlt sich an wie eine verdammte Ewigkeit.
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