Everybody's Darling

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„Ihr habt euer erstes Date!"
Ich wusste, es war ein Fehler, Betty davon zu erzählen. Ich wusste, sie würde zu viel hineininterpretieren und mir helfen wollen, etwas Passendes zum Anziehen zu finden.
Sie hält ein Kleid hoch, das ich zuletzt vor zwei Jahren getragen habe. Kleider sind unpraktisch, wenn man häufig Fahrrad fährt oder durch Hecken kriecht, um gute Fotos zu machen.


„Das ist kein Date."


„Ist es wohl", widerspricht sie mir leidenschaftlich, „er lädt dich ein, bringt dich nach hause, ihr küsst euch auf der Veranda ..."
Wir haben uns schon geküsst. Will ich sagen. Aber ich tue es nicht, denn die Welle, die das nach sich ziehen würde, sprengt ganz sicher meinen Zeitrahmen.


„Es ist kein Date, Betty", wiederhole ich, während ich ein Shirt aus dem Kleiderschrank ziehe. Dave hat es mir auf einem Flohmarkt in Californien gekauft. Das Walmotiv ist halb abgeblättert und geht kaum noch als vintage durch, aber ich mag es noch immer. Das in Kombination mit meiner Jeans – besser geht's nicht.


„Hmmm", Betty mustert meine Auswahl kritisch, „das? Wirklich?"


„Sollten wir wirklich mal ein Date haben, überlasse ich dir die Auswahl", schlage ich ihr vor.


„Versprochen?"


„Ich schwörs."
Ich habe nichts gegen Bettys Geschmack, aber ich will das Treffen nicht fehlinterpretieren und in einem Kleid auftauchen, wenn ich in den letzten Wochen in alten Shirts und Jogginghose unterwegs gewesen bin. Wieso falsche Signale senden?
Ich schlüpfe in die Klamotten und stecke mir mein Haar zu einem lockeren Dutt hoch.


„Du siehst immer wunderschön aus", Betty tritt von hinten an mich heran und unsere Blicke treffen sich im Spiegel. Wir lächeln. Dann greife ich zu meinem üblichen Lippenstift und trage ihn schwungvoll auf. Ein Handgriff, den ich mit verbundenen Augen durchführen könnte.


„Perfekt", ich reibe die Lippen aufeinander und werfe Betty einen Kussmund zu.


Sweet Pea lehnt unfassbar lässig gegen sein Motorrad. Liegt es an Bettys Gerede von einem Date oder an dem Kuss, dass ich ihn mit anderen Augen zu sehen scheine? Oder kommt jetzt nur das an die Oberfläche, was das Chaos unterdrückt hat? Ich werde mit jedem Schrit tin seine Richtung verlegener und weiß nicht, wo ich hinsehen soll. Wie machen das andere Menschen? Wie haben das Veronica und Archie geschafft? Nicht, dass ich ähnliches anstrebe, aber bei ihnen sah es so leicht aus. Sie haben sich gesehen und die Beschreibung „Liebe auf den ersten Blick" schien zum ersten Mal wirklich Sinn zu machen.
Das hier ist anders. Ich sehe Sweet Pea zum hundertsten Mal.


„Na, Poppy?"


„Na?"
Ja, wir sehen uns zum hundersten Mal, aber es fühlt sich an, als sei es das erste.
Er hält mir die Tür auf und ich soll den Tisch aussuchen. Ich bin froh, als ich meine übliche Milchshake-Pommes-Kombination bestellen kann. Wenigstens etwas, an das ich mich nicht erst gewöhnen muss. Wir wissen beide nicht, worüber wir sprechen sollen, weil Drogen, Serpents und Mord nicht angebracht sind. Nicht heute. Auch wenn das ein Treffen wie jedes andere ist.

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