Hide And Seek

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Ich überschlage mich fast, ihm die kleine Plastiktüte aus der Hand zu reißen und mich damit in meinem Zimmer einzuschließen. Ich neige zu Übersprungshandlungen, wenn ich überfordert bin, aber jetzt habe ich beinahe das Gefühl, meinen Körper verlassen zu haben. Ich ignoriere sein beharrliches Klopfen an meine Zimmertür und auch die Drohung, er könne sie eintreten. Panisch blicke ich mich um. Ich muss dieses Zeug los werden. Oder zumindest gut verstecken, damit ich Dave zur Rede stellen kann. Wenn sie von Dave sind. Wieso sollte mein Onkel Drogen in unseren Handtüchern verstecken?
Ich reiße meinen Schrank auf und hole die Pappschachtel hervor, in der auch meine Serpents-Jacke liegt. Ich stopfe das Tütchen zwischen das weiche Leder und verstaue alles wieder. Das ist keine Dauerlösung, aber besser als nichts.


„Mach die Tür auf!", Sweet Pea klingt immer ungeduldiger, „du machst es nur schlimmer."
Keine Ahnung, wie es überhaupt noch schlimmer werden soll. Dave ist verschwunden, ich finde Drogen und mir wird vor Augen geführt, wie unwissend ich bin.
Ich öffne ihm die Zimmertür mit schmerzhaftem Herzklopfen und schweißnassen Händen.


„Wo sind sie?", fragt er mich und drückt mich zur Seite, als er ins Zimmer drängt.


„Warum?"


„Du kannst sie nicht in deinem Zimmer verstecken", sagt er, „das ist eine dämliche Idee."


„Warum bist du so interessiert an ihnen?", hake ich nach, „hast du sie hier versteckt?"
Er hat zweimal hier geschlafen. Es ist keine Theorie, die allzu weit hergeholt ist. Und es ist der letzte Strohhalm, an den ich mich klammern kann.


„Warum sollte ich hier Drogen verstecken?", er fährt mit zusammengekniffenen Augen zu mir herum.


„Um mich in Schwierigkeiten zu bringen, falls ich nicht tue, was die Serpents wollen?"


„Wow", er runzelt die Stirn, „das ist die naheliegendste Erklärung, die dir einfällt?"
Das ist die einzige, die ich zulassen werde. Ich starre ihn finster an.


„Ja."


„Ich dachte, die Wahrheit wäre dir wichtig?", fragt er spöttisch, „aber du gehst natürlich den einfachsten Weg."


„Was soll das heißen?"


„Was denkst du, wo dein Onkel gerade ist, hm?"
Da ist sie wieder. Die Seite, die ich bisher nur einmal kennengelernt habe.


„Verschwinde hier!", schreie ich ihn an, „du -"


„Gib mir das Zeug!", fordert er. Es hört sich an wie eine Drohung. Ich schüttle entschlossen den Kopf. Auf keinen Fall.


„Gib es mir!", er greift nach meinem Handgelenk und drückt so fest zu, dass ich vor Schmerz aufschreie.


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