„Ich ziehe in den Trailer."
Verwirrt sehe ich Jughead an. In den Trailer?
„Und du kommst mit", fährt er fort.
„Wir ziehen zusammen in den Trailer deines Dads?", frage ich verständnislos. Wie stellt er sich das vor? Auf dem Papier sind wir Kinder. Junge Erwachsene vielleicht, aber lange nicht berechtigt, zu entscheiden, wo wir wohnen.
„Wir müssen auf der Southside sein, um rauszufinden, was mit Jason passiert ist. Und um meinem Dad zu helfen."
Ich bin gerührt von so viel plötzlicher Familienzusammengehörigkeit, aber was habe ich damit zu tun? Ich bin eine Serpent, okay. Allerdings wohne ich übergangsweise bei Alice Cooper, die mit Sicherheit keinen Spontanumzug auf die Southside erlauben wird, nur weil ich FP Jones retten will.
„Warum sollten die Serpents dir irgendwas erzählen, Jug?", gebe ich zu Bedenken, „du bist keiner von ihnen. Von uns. Oh mann, dass wird mir nie leicht über die Lippen gehen."
„Das lässt sich ändern. Außerdem sind sie dazu verpflichtet, sich um mich zu kümmern, während FP im Knast sitzt. So will es das Gesetz."
Ich hätte bei diesen ganzen Regeln wirklich besser zuhören sollen.
„Du willst doch nicht offiziell ein Serpent werden?", stelle ich klar. Seit ich weiß, was es für einen Kerl bedeutet, die Aufnahmeprüfung zu durchlaufen, will ich nicht, dass irgendjemand das jemals wieder macht. Ganz besonders nicht jemand, den ich mag.
„Ohne meinen Dad herrscht auf der Southside das Chaos", sagt er, „außerdem habe ich versprochen, dir zu helfen."
„Hast du das?"
„Gerade. Ja."
Ich nicke. Keine Chance, ihn umzustimmen. Wir sind uns einfach ähnlich.
„Okay. Ich bin mir nicht sicher, wie Bettys Mum das aufnimmt, aber ich bringe es lieber schnell hinter mich", schlage ich vor und spüre, wie Aufregung meinen Nacken hochkriecht. Ich bin nervös. Alice behandelt mich wie eine Tochter. Und jede vernünftige Mutter würde mir auf der Stelle Hausarrest geben.
„Du willst was?", sie starrt mich an. Damit habe ich gerechnet. Meine Freunde loben mich oft für meine Überzeugungskraft.
„Bitte, Alice. Ich erkläre es dir später", sage ich, „ich kann auf mich aufpassen."
„Ich weiß sehr gut, dass du das kannst, Eden. Aber die Serpents werden für den Mord an Jason verantwortlich gemacht!"
„Das weiß ich! Und ich muss beweisen, dass die Polizei sich irrt."
Ich muss an ihren Journalistinnenverstand appellieren. Ich muss sie davon überzeugen, dass ich etwas auf der Spur bin, wofür es sich lohnt, ein Risiko einzugehen. Wenn ich ihr erzählen würde, was Jughead plant, dürfte ich wahrscheinlich nicht mal mehr Bettys Zimmer verlassen, aber das lasse ich außen vor.
„Ich bin nicht deine Mutter. Ich kann dich nicht aufhalten", sagt sie seufzend, „ich will nur sichergehen, dass du dich nicht in Gefahr bringst."
„Ich bringe mich nicht in Gefahr, ich gehe weiter zur Schule und ich lasse mich auf keine illegalen Dinge ein", verspreche ich ihr. Ich meine es auch so. Naja, bis auf das mit der Gefahr vielleicht. Alice runzelt die Stirn und stützt sich auf die Arbeitsplatte ihrer Küche. Ich gebe ihr ein paar Minuten Zeit, darüber nachzudenken.
„In Ordnung", sagt sie schließlich und ich höre, wie schwer es ihr fällt, „aber ich erwarte einen außerordentlich guten Artikel von dir."
„Versprochen!", ich drücke ihr schnell einen Kuss auf die Wange und eile dann nach oben, um meine Sachen zusammenzupacken. Jetzt ziehe ich doch auf die Southside. Mit Jughead. Wer hätte das vor ein paar Wochen erwartet? Ich laufe durch Bettys rosa Zimmer und stopfe meine Sachen in meinen Rucksack. Dabei fällt mein Blick aus dem Fenster in Archies Zimmer, wo Jughead gerade das selbe tut. Wir sehen uns für eine Sekunde an, dann machen wir weiter. Schon verrückt, dass wir das machen. Aber verrückt ist nicht gleich schlecht.
Ich kann es immer noch nicht glauben, als ich vor dem Trailer stehe und feststelle, dass wir am Montag all unsere Freunde darüber informieren werden, dass wir eine Art Zwangs-WG gegründet haben. Okay, Archie und Betty wissen Bescheid und wenn wir Pech haben, verbreitet sich die Neuigkeit in diesem Moment, aber es gibt Leute, die noch nichts von ihrem Glück wissen. Sweet Pea zum Beispiel. Wenn ich an ihn denke, wird mir schlecht. Ich kann den Gedanken, dass er mich belogen hat, kaum ertragen. Wenn er nichts mit der Sache zutun hat, hätte er mit mir reden können. Ich habe ihm so viel von mir erzählt und er sagt mir nichts über Jason und meinen Onkel und die beschissenen Drogen? Ich will mich nicht in meine Wut hineinsteigern, also folge ich Jughead in den Trailer.
„Ist kein Luxushotel", er sieht sich prüfend um, „du kannst das Bett haben, wenn du willst."
„Nein, ich möchte nicht im Bett deines Vaters schlafen, vielen Dank", lehne ich lachend ab, „mir reicht die Couch."
„Okay."
Jughead bringt seine Tasche ins Schlafzimmer und ich beginne sofort damit, aufzuräumen. Ich kann in Unordnung nicht klar denken. Ich reiße die Vorhänge auf, öffne die Fenster und sammle Müll in einer alten Plastiktüte. Schon nach einer halben Stunde sieht es deutlich wohnlicher aus. Ich weiß zwar nicht, wie lange wir hier wohnen werden, aber ich muss eventuell noch einige Änderungen vornehmen. Vielleicht freut sich FP ja auch, wenn er in einen neu gestalteten Trailer zurückkehrt.
„Dein Freund lässt auf sich warten", Jughead steht am Spülbecken und reinigt sämtliches Geschirr. Ich glaube, er will sich nur beschäftigen, aber wenigstens tut er etwas Sinnvolles. Ich wische den Couchtisch mit einem feuchten Lappen ab und streiche mir mit dem Unterarm eine verirrte Strähne aus der Stirn.
„Vielleicht weiß er nicht so viel, wie du denkst", fährt Jughead fort, als er merkt, dass ich ihm nicht antworten werde, „er macht sich Sorgen um dich."
"Wenn endlich alle damit aufhören würden, sich Sorgen um mich zu machen", knurre ich und wische energischer. Wir putzen weiter und die Zeit vergeht unbemerkt. Als ich das nächste Mal aus dem Fenster schaue, dämmert es bereits.
„Wir sollten uns was zu essen besorgen", schlage ich vor, „ich verhungere."
„Okay. Wir können Dads Motorrad nehmen."
Vielleicht lässt Jug mich ja mal fahren? Ich wechlse meine Klamotten und will gerade die Tür öffnen, als es klopft. Jughead bedeutet mir, zur Seite zu gehen und öffnet die Tür. Ich spähe aus dem Fenster. Ich kann einige Serpents sehen, die sich auf den beiden Treppenstufen vor der Tür aufgestellt haben und ihm zunicken.
„Wir haben was für dich", sagt einer von ihnen und streckt die Hand aus. Eine Lederjacke. Ich schlucke. Irgendwie hatte ich gedacht, wir haben mehr Zeit, uns einen guten Plan zu überlegen. Wenn er sie annimmt, gibt es kein Zurück mehr. Dann muss er die Prüfungen machen und ist einer von ihnen. Für immer. Genau das, was er nie wollte. Ich will eingreifen, ihm sagen, dass er das nicht tun muss, aber er nimmt sie bereits. Und er zieht sie an. Sie passt wie angegossen.
„Serpents halten zusammen", sagt einer von ihnen. Ich presse die Lippen aufeinander. Ja, das tun sie. Wir.
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News Of The Day
FanficEden Jamerson geht auf die Riverdale High und arbeitet mit Jughead und Betty bei der "Blue & Gold". Als Jason Blossom ermordet aufgefunden wird, wittert Eden die große Story. Sie setzt alles daran, den Mörder zu finden und gerät auf eine falsche Spu...