Half A Serpent

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Die Spannungen in der Schule spitzen sich kontinuierlich zu. Cheryl ist an vorderster Front, wenn es darum geht, die Serpents an den Pranger zu stellen. Reggie rempelt mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an und ich nehme es wortlos hin. Er verkraftet es wohl nicht, dass ich mich öffentlich auf die Seite eines Serpents gestellt habe. 

„Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen", wundert sich Jughead, als es erneut passiert.

„Ich will keinen Ärger machen", sage ich. Irgendwie muss ich zurück in die Schülerzeitung kommen. Und wenn das bedeutet, kleine bedeutungslose Demütigungen über mich ergehen zu lassen, kann ich damit leben.

„Wirst du endlich eine verantwortungsbwusste Bürgerin Riverdales?", scherzt Jughead, „das ich diesen Tag noch erleben darf."

„Heute nicht, Jug."

Ich muss ihn enttäuschen. Ich habe nicht vor, mich der Mauer des Schweigens zu fügen, wie es in dieser Stadt üblich ist. Ich halte die Füße still. Beteilige mich am Unterricht. Arbeite in der Bibliothek an meinen Hausarbeiten. Was man als gute Schülerin eben tut.
Wir betreten den Aufenthaltsraum im denkbar unpassendsten Moment für meinen neuen Vorsatz. Toni und Cheryl stehen sich in offener Feindseligkeit gegenüber und giften sich an. 

„Na super", seufzt Jug leise, „wir sollten in die Redaktion gehen."

Das sollten wir. Aber ich kann nicht. 

„Misch dich da nicht ein", bittet er mich, „du willst keinen Ärger machen, schon vergessen?"

„Misch dich da nicht ein", bittet er mich, „du willst keinen Ärger machen, schon vergessen?"

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„Ich mache auch keinen Ärger. Ich vermeide ihn."

Ich gehe zu den beiden hinüber und räuspere mich.

„Cheryl", ich lege ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, „lass das. Bitte. Es bringt niemandem was, wenn wir uns ständig streiten."

„Misch dich nicht ein, Eden", sie wischt meine Hand wie eine lästige Fliege beiseite, „die Erwachsenen unterhalten sich nur."

Ich verziehe wütend das Gesicht.

„Musst du dich von einem halbwertigen Mitglied eurer traurigen Bande verteidigen lassen?", richtet sie sich wieder an Toni. Die verschränkt lässig die Arme vor der Brust und pustet sich eine pinke Strähne aus der Stirn.

„Keine Ahnung, was du von mir willst", sagt sie ruhig, „aber du spielst mit dem Feuer."

„Oh, ich liebe Feuer", sagt Cheryl ungerührt, „leg dich nicht mit mir an, pink hair."

Aus Tonis Augen sprühen kleine Funken. Ich befürchte, sie stürzt sich auf sie, aber sie entscheidet sich für das Gegenteil. Ich folge ihr aus dem Raum. 

„Sie meint es nicht so", sage ich. Toni schnaubt abfällig.

„Ich kann sie nicht ausstehen, aber mit einer Sache hatte sie recht", knurrt Toni, „du bist nur eine halbe Serpent. Wenn überhaupt. Nur weil Sweet Pea gefällt, was er sieht, heißt das nicht, dass wir anderen dich zu akzeptieren. Er ist ein Idiot. Aber ich kenne Mädchen wie dich. Du bist die die anderen hier. Arrogant, engstirnig und nicht halb so offen, wie du meinst zu sein."

Mir steht der Mund offen, aber ich kann nichts erwidern. Mir fehlen die Worte. Ich hätte Cheryl nicht verteidigen sollen, aber ich habe einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Heute ist nicht mein schlagfertigster Tag.

Als ich in den Aufenthaltsraum zurückkehre, versuche ich, mir nichts anmerken zu lassen. Archie und Veronica sitzen auf einer der Sofas und flirten so hemmungslos, dass ich ihnen den Rücken zukehren muss.

„Das ist ja widerlich", beschwere ich mich, „lass uns gehen."

Ich freue mich für die beiden. Wirklich. Aber seid sie zusammen sind, wenn sie es denn sind, habe ich das Gefühl, sie dauernd zu stören. Das berühmte fünfte Rad am Wagen. Sie kleben ständig aneinander und sehen sich verliebt an.


In der Redaktion setze ich mich sofort an meinen Schreibtisch und lege die Stirn auf das kühle Holz, wie ich es immer getan habe, wenn ich nachdenken musste. Meine Schläfen pochen schmerzhaft.

„Ich muss schreiben", murmle ich undeutlich, „ich brauche einen Artikel."

„Dann schreib."

„So einfach ist das nicht."

„Eigentlich ist es das schon", Jughead öffnet seine Schreibtischschublade, befördert einen Block und einen Kugelschreiber hervor und wirft mir die Sachen zu.

„Fang an", fordert er mich auf. 

„Und worüber?"

Früher musste ich ihn das nie fragen. Hätte ich auch nicht. Aber ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Mein Kopf ist so voll, dass es mir förmlich in den Fingern kribbelt. Ich würde die angestaute Wut gerne loswerden. Und es gibt keinen besseren Weg, als sie aufs Papier zu bringen. 

„Du hängst an deinen Enthüllungsartikeln", mutmaßt Jug, „wie wärs mit etwas anderem?"

„Mit was denn?"

„Denk dir was aus."

Ich schließe die Augen. Das sagt sich so leicht. Denk dir was aus. Mein Hirn ist zu überfordert, um über eine weitere Sache nachzudenken. 

„Oder du beschäftigst dich mal mit etwas anderem", schlägt er vor, „Sweet Pea zum Beispiel."

„Zeitverschwendung", winke ich ab, „ich muss an die größeren Serpents kommen."

Das findet er nicht mehr witzig. Er stützt sich auf seinem Schreibtisch auf und fixiert mich eindringlich.

„Lass es! Was auch immer dir vorschwebt, dass ist es nicht wert!"

Ich tue so, als würde ich mich geschlagen geben, aber mir ist längst eine Idee gekommen, die mich nicht mehr loslässt. Wenn Fred Andrews und FP sich treffen, muss ich dabei sein. Archie und Jug werden es mit Sicherheit auch. 

„Benimm dich zur Abwechlsung mal wie eine normale High School Schülerin."

„Was heißt schon normal?"

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