Sie müssen sämtliche Verkehrsregeln missachtet haben, um in der Geschwindigkeit hier zu sein. Zwei Autos rollen bis vor den Trailer und ich erwarte sie in der offenen Tür. Jughead ist noch immer nicht aufgetaucht, was nur heißen kann, dass er sich tatsächlich von ihnen feiern lässt. Ich habe mich nach meiner Prüfung dreckig gefühlt. Kevin und Betty springen aus dem einen und Veronica und Archie aus dem anderen Wagen. Sie sehen aus wie ein Sondereinsatzkommando.
Ich lasse sie hereinkommen und frage mich, ob Jughead überhaupt wiederkommt, wenn er die Autos entdeckt.
„Ich muss euch etwas sagen und es wird euch nicht gefallen."
Immer ein guter Gesprächsanfang. FP's Trailer bietet einen ungewöhnlichen Rahmen für unsere Gruppe. Sie passen genauso wenig hierher wie ich und das ist das erste Mal, dass ich das so ungeschönt erkenne.
„Ich denke, wir wissen, worum es geht", Archie sieht prüfend in die Runde, „Jughead hat sich den Serpents angeschlossen, oder?"
Verdirb mir ruhig die Überraschung, Andrews.
„Woher wisst ihr das?"
„Lag irgendwie auf der Hand", räumt Veronica ein. Fairerweise muss ich ihnen recht geben. Ich erzähle ihnen von den Prüfungen und dem heutigen Abend. Ich erzähle ihnen nicht, was Sweet Pea gesagt hat. Sie würden Dave verteidigen und mir sagen, was ich hören will. Sie würden alles dafür tun, was ich mich besser fühle. Aber dieser schale Beigeschmack wird bleiben.
„Wo wir gerade dabei sind ...", Betty rutscht verlegen an die Sofakante, „ich muss dir was gestehen, Eden."
Ich hatte mit Entsetzen gerechnet, mit allem möglichen, aber nicht mit einem Geständnis. Scheinbar bin ich nicht die Einzige, die etwas auf dem Herzen hat.
„Ähm", verwirrt runzle ich die Stirn, „ja?"
„Diese ... diese Nachricht an deinem Spint", setzt sie an, „das war ich."
Ich muss fünf Sekunden überlegen, von was sie spricht. Go to hell Serpent slut. Das Vokabular hätte ich ihr gar nicht zugetraut.
„Was?", Kevin reagiert an meiner Stelle, trifft es aber auf den Punkt.
„Ich wollte einfach, dass du dich von den Serpents fernhältst. Ich dachte, sie seien gefährlich."
Ganz schön drastische Mittel, um eine Freundin zu beschützen.
„Wo hattest du das ganze Blut her?", fragt Veronica sichtlich angewidert.
„Von Metzger", antwortet Betty und sieht mich entschuldigend an. Ich zucke mit den Schultern. Statt sauer zu sein, bewundere ich lieber ihren ... Tatendrang. Kein Wunder, dass sie meine beste Freundin ist.
„Schon gut. Ich habs längst vergessen."
Im Vergleich zu all den anderen Problemen, die ich habe, erscheint mir diese Schmiererei so unsagbar unwichtig.
„Ich bin froh, dass es endlich raus ist!", Betty atmet erleichtert auf, „ich habs in der Sekunde bereut, als ich gesehen habe, wie schockiert du warst."
„Du hast eine Massenschlägerrei provoziert", Veronica kann sich das Lachen nicht verkneifen, „Betty Cooper, ist das etwa deine dunkle Seite?"
„Ich bin nicht stolz drauf", sie vergräbt das Gesicht in den Händen.
„Also ich bin es irgendwie", sagt Kevin und verzieht das Gesicht zu einer lustigen Grimasse, „das du nicht perfekt bist, ist die Nachricht, auf die ich mein Leben lang gewartet habe."
„Will noch jemand etwas beichten?", frage ich. Niemand? Gut.
„Sie haben Jughead ziemlich übel zugerichtet", ich will sie darauf vorbereiten und gleichzeitig irgendjemanden dafür begeistern, meinen Job als Krankenschwester zu übernehmen.
„Aber er kommt trotzdem zum Sommerball?", fragt Betty besorgt.
„Da ist sie wieder, die alte Betty", Kevin seufzt, „ich wage, zu behaupten, dass er sowieso nicht gekommen wäre."
„Wir gehen alle hin!"
Für Betty ist das ein großes Ereignis. Sie malt sich sicher schon seit Wochen aus, wie der Abend ablaufen wird. Ich rechne fest damit, dass sie ein Kleid für mich im Schrank hat. Für alle Fälle. Früher hat sie sich immer ausgemalt, mit Archie auf diesen Ball zu gehen. Da das nicht passiert, stürzt sie sich nur intensiver in die Vorbereitungen. Ich bringe es nicht übers Herz, ihr unseren Plan zu weichen, den Abend auf der Couch zu verbringen.
Sie bleiben noch zwei Stunden und unterhalten mich mit Dingen, die rein gar nichts mit großem Drama zutun haben. Veronicas Dad wird vorzeitig entlassen, wenn alles gut geht und Kevin hat sich mit dem Sportlehrer angelegt. Das sind die Geschichten, die bis vor ein paar Monaten unsere Highlights gewesen wären.
Jughead bleibt die halbe Nacht lang fort. Ich schlafe vor dem laufenden Fernseher ein und wache auf, als er endlich nach Hause kommt. Ich fühle mich wie eine besorgte Mutter, als ich das Licht einschalte und er ertappt stehenbleibt.
„Wo warst du?", meine Stimme ist schärfer als gewöhnlich. Ich mustere ihn. Der blutige Kratzer vom Schlagring zieht sich über seine gesamte Wange. Muss ziemlich weh tun.
„Bei Toni."
Er deutet auf seinen Oberarm. Das Tattoo. Da hatte es wohl jemand besonders eilig. Wütend ziehe ich die Wolldecke enger um mich. Ich bin nicht nur sauer auf ihn, sondern darauf, dass die Serpents meinen Onkel für Jasons Mörder halten.
„Unsere Freunde waren hier", sage ich stattdessen, „sie wollten deine Verletzungen bewundern."
„Wann haben wir beschlossen, ihnen davon zu erzählen?"
„Sie wussten es sowieso", erwidere ich schroff.
"Aha."
Er geht in die Küche und nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Nach kurzem Zögern setzt er sich neben mich.
„Tuts sehr weh?", frage ich eine Spur versöhnlicher.
„Geht schon", sagt er, „der Schlagring war eine Überraschung."
„Er ist ein Idiot", nuschle ich, „und er hat mir erzählt, dass die Serpents denken, Dave sei Jasons Mörder."
Wir sitzen eine Weile schweigend da.
„Wir finden den wahren Mörder", sagt er entschlossen. Wir finden den wahren Mörder.

DU LIEST GERADE
News Of The Day
FanfictionEden Jamerson geht auf die Riverdale High und arbeitet mit Jughead und Betty bei der "Blue & Gold". Als Jason Blossom ermordet aufgefunden wird, wittert Eden die große Story. Sie setzt alles daran, den Mörder zu finden und gerät auf eine falsche Spu...