Eden Jamerson geht auf die Riverdale High und arbeitet mit Jughead und Betty bei der "Blue & Gold". Als Jason Blossom ermordet aufgefunden wird, wittert Eden die große Story. Sie setzt alles daran, den Mörder zu finden und gerät auf eine falsche Spu...
Nicht da, wo ich sein sollte. Um genau zu sein fünf Schritte von Clifford Blossom entfernt, der vor der Tür stand, als ich gerade aufbrechen wollte, um den Abend mit meiner Gang zu verbringen. Die Nachricht von Sweet Pea, die ich gerade mit einem „ich bin auf dem Weg" beantworten wollte, ist die letzte, die ich geöffnet habe, ehe Clifford mich zurück ins Haus gedrängt hat.
„Dave ist nicht da", sage ich. Er hat den Fuß in die Tür gestellt, bevor ich die Tür schließen konnte.
„Ich will zu dir."
Wir haben noch nie auch nur ein Wort miteinander gewechselt. Selbst auf der Trauerfeier hat er mich bloß mit einem abfälligen Blick bedacht. Und plötzlich taucht er hier auf und will nicht zu Dave, sondern zu mir?
„Und was wollen Sie?"
Mein Handy vibriert erneut. Ich traue mich nicht, die SMS zu lesen. Ihn aus den Augen zu lassen.
„Meine Tochter hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass du gerne Enthüllungsartikel für eure kleine Schülerzeitung schreibst."
Enthüllungsartikel. Alles an seinem Satz klingt überheblich und gefährlich. Ich sollte wohl nicht aufsässig werden, sondern so tun, als könne er mich einschüchtern.
„Ja?"
„Ich wollte nur sichergehen, dass der Name Blossom in keinem deiner Kindertexte erscheint", seine allgegenwärtige Boshaftigkeit füllt den gesamten Flur. Es ist kein Sichergehen, sondern eine Drohung. Er schreckt nicht davor zurück, eine High School Schülerin in ihrem eigenen Zuhause zu bedrohen, um seinen Ruf zu schützen.
„Ich habe nicht vor, über Jason zu schreiben."
„Das hoffe ich für dich. Und was deine Dedektivfähigkeiten angeht, Eden, du solltest deinem Onkel wirklich nicht so hinterherspionieren. Oder mir. Du weißt ja, was mit deinem Eltern passiert ist. Deine Familie ist geläutert genug. Mach ihnen nicht noch mehr Kummer."
Ich starre ihn an.
„Bitte gehen Sie", höflich, aber bestimmt. Ich will ihn nicht bitten. Ich will ihn rauswerfen. Ich will Dave anrufen und ihn fragen, was er mit Clifford Blossom zu schaffen hat.
„Pass auf, was du tust. In einer Stadt, in der ein Teenager kaltblütig ermordet wird, kann bekanntermaßen alles passieren."
Mit dieser letzten offensichtlichen Drohung folgt er meiner Aufforderung endlich und verschwindet. Ich stürze zur Haustür, um sie mehrfach abzuschließen und dann zum Fenster, um zu beobachten, wie Clifford Blossom in seinen Wagen steigt und davonfährt. Als ich sicher bin, dass er nicht zurückkehrt, öffne ich die neuste SMS. Sweet Pea scheint wirklich besorgt darüber, dass ich ihn versetzen könnte.
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SP [21:30] Okay?
Ich formuliere zehn Nachrichten vor und wieder um, ehe ich eine abschicke. Die Antwort auf den sachlichen Lagebericht folgt prompt.
Eden [21:33] Clifford Blossom hat mir gerade einen Besuch abgestattet. Keine Sorge, du wurdest nicht versetzt.
SP [21:34] Ich komme zu dir.
Ich stehe einfach da und warte darauf, sein Motorrad zu hören, wie es in die Straße einbiegt und schließlich vor unserem Haus hält. Ich öffne ihm die Tür, ehe er klingelt und verriegele sie danach wieder.
„Was wollte er von dir?", fragt er und klingt dabei sehr kampfbereit.
„Es war nichts, er war nur ..."
„Was hat er gesagt? Hat er dich bedroht?"
„Ja."
Das macht ihn noch wütender als er ohnehin schon ist. Und ich will ihn nicht aufregen. Ich will eigentlich gar nicht darüber reden.
„Schon gut. Diese Familie hat was gegen mich."
Oder gegen meine Neugierde. Und die Schülerzeitung, von der Sweet Pea nichts erfahren muss. Die Blue&Gold hat sich noch keinen Namen auf der Southside gemacht.
„Du solltest dich von ihnen fernhalten."
„Du klingst wie mein Onkel."
„Dann hör auf ihn, wenn du nicht auf mich hören willst."
Wenn es ihnen hilft, ruhig zu schlafen, greife ich weiter auf meine Notlüge zurück.
„Ich halte mich von ihnen fern", sage ich, „dürfte nicht sehr schwer werden, da wir absolut keine Berührungspunkte haben."
Er verzieht unzufrieden das Gesicht.
„Wieso glaube ich dir nicht?"
„Weil wir uns erst eine Woche kennen?", schlage ich vor. Er zuckt mit den Schultern, denn er weiß, dass ich Recht habe. Wir wissen nichts voneinander. Er ist ein Serpent, ich bin undercover.
„Ich hätte dich nicht versetzt", sage ich.
„Das wirst du beim nächsten Mal unter Beweis stellen müssen."
Ich grinse ihn an.
„Morgen?", schlägt er vor.
„Morgen kann ich nicht."
Morgen übernachtet Betty bei mir. Er ist enttäuscht, auch wenn er es ganz gut verbergen kann. Freunde gehen vor. Immer. Vor allem vor Gangmitgliedern, die ich nur als Informationsquelle nutzen will.
„Du kannst heute Nacht hier pennen", schlage ich vor, „auf der Couch. Nur zur Sicherheit."
Ich muss am Ball bleiben. Und wenn das heißt, ihm einen Schlafplatz auf der Couch anzubieten, auf der ich nur mit Decke sitzen darf, weil sie so teuer war und wir sieben Monate auf sie warten mussten.
„Wenn du das willst."
„Naja, sicher ist sicher."
Muss ich ihm jetzt Handtücher und eine Zahnbrüste bringen oder ganz cool ein Bier anbieten? Meine Freunde fühlen sich hier längst wie zuhause, aber Sweet Pea ist ein Fremder, den ich in meinem Wohnzimmer übernachten lasse, weil ich mir davon erhoffe, dass er mir vertraut.
Ich hole ihm die Gästebettwäsche aus dem Schrank im oberen Flur und er bringt sein Motorrad in der Garage unter, damit Archie mich morgen nicht schon wieder fragen kann, was es mit dem Motorrad auf sich hat. Diese Stadt hat ihre Augen überall. Was ironisch ist, denn über Jason will niemand etwas wissen. Irgendjemand in Riverdale weiß, was mit ihm passiert ist und ich will die Erste sein, die ihn findet.
„Schönes Haus", sagt Sweet Pea.
„Danke. Ich würds meinem Onkel ja ausrichten, aber besser, er erfährt nicht, dass ich Wildfremde bei uns schlafen lasse, während er unterwegs ist."
„Wildfremde?", er hebt belustigt einen Mundwinkel.
„Wir kennen uns nicht."
Ich warne ich ihn nicht. Naja, ein bisschen vielleicht, aber er macht sich keinen Reim daraus und ich bleibe meinem Image treu, nicht zu viel über mich Preis zu geben.