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Katy

Als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen höre,lasse ich mich wie ein Kartoffelsack auf den Boden fallen. Mein Gesicht vergrabe ich in meinen Händen,um mich so vor mir selbst zu verstecken.

Ich will nicht schwach sein,ich will nicht weinen und doch tue ich es. Ich bin ein häufchen Elend nach einer kleinen Bemerkung meiner Eltern.

Jede Erwähnung an meine Eltern,ist wie ein Messerstich mitten ins Herz. Meine Eltern, so wie mein großer Bruder, sind vor drei Jahren ums Leben gekommen und seither wohne ich alleine hier.

Das Haus erinnert mich an sie.
Schmerzlich und wunderschön zugleich.
Manchmal hasse ich es hier zu leben, weil mich alles an sie erinnert. Manchmal will ich alles kurz und klein schlagen, die Wohnung in Brand stecken und nie wieder zurück kehren, doch manchmal macht es mich auch glücklich hier zu sein, die Bilder von uns anzusehen, die Augen zu schließen und mich an sie zu erinnern, wie sie auf dem Sofa sitzen oder in der Küche stehen.

Ich habe Angst, wenn ich gehe, dass ich sie vergessen werde. Ich habe Angst, dass die Erinnerungen verblassen, sobald ich diesen Ort verlassen habe. Ich habe Angst zu vergessen, wie jeder von ihnen ausgesehen und sich angehört hat. Ich habe Angst, mich nicht mehr an sie erinnern zu können, habe Angst, irgendwann die Augen zu schließen und ihre Gesichter nicht mehr aufrufen zu können.

Das einzige, dass mir ein bisschen Hoffnung gibt ist, dass ich meiner Mom wie aus dem Gesicht geschnitten bin. Ich hab dieselben grünen Augen wie sie, das leicht rundliche Gesicht, genau wie das lange, orangene Haar. Meine Haut ist hell, auf meinem Gesicht befinden sich vereinzelnd Sommersprossen.

Wenn ich jemals vergessen sollte wie Mom ausgesehen hat, muss ich mich einfach nur vor einen Spiegel stellen und ich weiß es wieder. Mein Dad und Finn hingegen sind genau das Gegenteil von mir. Beide haben dunkles Haar gehabt, genau wie dunkle Augen.

Ich habe keine äußerlichen Ähnlichkeiten mit den zweien. Das einzige,dass Finn und ich gemeinsam hatten, war unser starker Charakter, den wir von unserem Vater geerbt haben.

An sie zu denken, schmerzt. Jemanden über sie sprechen zu hören, schnürt mir die Luft zum Atmen weg.

Es gibt keinen einzigen Tag,an dem ich nicht an sie denke. Es ist, als wären sie vor Stunden noch hier gewesen, als hätten sie noch eben mit mir gesprochen. Ich kann mich noch genau an den Tag des Unfalles erinnern,als wäre es erst gestern gewesen.

Wir saßen alle in einem Auto,Dad am Steuer,Finn, neben mir und Mom an Dads Seite. Wir haben gelacht und Witze gerissen,keiner hat es kommen sehen,keiner hätte wissen können,dass das unser letzter Moment als Familie sein wird.

Es war ein regnerischer Tag gewesen, die Sicht von uns allen verschwommen. Niemand hätte etwas tun können. Wirklich, niemand. Mein Vater versuchte alles, doch unser Wagen geriet ins schwanken, krachte gegen eine Wand.

Brutal,so schnell. Meine Mutter und mein Bruder waren sofort tot. Überall war Blut und ich habe geschrien. Ich habe um mein Leben geschrien. Ich habe nach Finn,nach Mom und Dad geschrien.

Mein Vater hat sich zu mir gedreht,er sah nicht gut aus. Überhaupt nicht gut. ,,Du musst jetzt stark sein und den Wagen verlassen" Hat er unter schmerzen gesagt. Ich habe geweint und wollte ihn,wollte sie alle nicht alleine lassen,doch er hat mich dazu gedrängt.

Ich habe ihm versprochen,dass wenn ich draußen bin,ihn auch heraus holen würde. Ich habe es ihm versprochen und dann ist das Auto vor meinen Augen in die Luft gegangen. Mein Vater ist beim lebendigem Leib verbrannt.

Noch heute frage ich mich wieso ich diesen Unfall überlebt habe. Wieso ich und nicht sie? Ich war schwer verletzt gewesen,die Ärzte haben um mein Leben gekämpft. Sie haben mich zwei mal verloren und zwei mal wieder zurück gebracht.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt