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                                     Alec

Drei Wochen. Drei verdammte Wochen habe ich sie nicht gesehen. Drei Wochen in denen ich kein Wort von ihr gehört habe. Ich weiß weder wie es ihr geht, noch wo sie ist.

Ich bin jeden einzelnen Tag an ihrem und Kiaras Haus vorbei gelaufen. Nie hat Licht gebrannt. Nach der zweiten Woche, der Ungewissheit, habe ich mich entschlossen bei Kiara zu klingeln, bis ihr Vater geöffnet hat und mir sagte, dass sie mit ihrer Freundin die verdammte Stadt verlassen hat.

Ich sitze schweigend auf dem Sofa und starre auf den Fernseher. Nachdem Kat mich einfach so zurück gelassen hat, auf den Knien, heulend wie ein Mädchen, ist Noah in das Zimmer gekommen.

Ich muss wie das letzte dreckige Elend ausgesehen haben, weil er mich mit nach Hause genommen hat. Seither wohne ich wieder in dem Haus.

Zwischen Noah und mir ist es nicht geklärt, wir unterhalten uns nur selten, und wenn dann nur, wenn es um das Essen oder das Fernsehprogramm geht.

Einmal hat er versucht mich zu fragen, was zwischen Kat und mir passiert ist. Er wollte wissen, wo sie ist. Wenn ich es nur wüsste.

Ich fühle mich, als würde ein Teil von mir fehlen. Es geht mir schlecht, schlimmer, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Es fühlt sich an, wie an dem Tag, als ich meine Mutter tot vorgefunden habe, wenn nicht sogar schlimmer.

Mein Herz schmerzt. Ich kann nicht schlafen, nicht denken, mich nicht bewegen. Jedes Mal, wenn ich für Minuten einnicke, sehe ich Kat vor mir, wie sie weinend vor mir steht und mich verlässt.

Ich sehe sie vor dem Supermarkt, die Augen schwarz geschminkt, rot verquollen, leichenblass. Sie hat mich verlassen, weil sie dachte, dass es mich glücklich machen würde.

Wie kann sie so etwas denken? Wie kann sie auch nur für eine Sekunde glauben, dass ich jemals über ihren Verlust hinweg kommen werde? Ich schließe die Augen, versuche zu atmen, um den scheiß Schmerz zu verdrängen.

,,Alec?"

Ich sehe auf und starre Winter an. Sie kommt auf mich zu, stellt sich vor mich hin. ,,Was machst du hier?" ,,Noah hat mich rein gelassen. Ich wollte sehen wie es dir geht. Ich habe seit Silvesterabend nichts mehr von dir gehört, genau so wenig wie von Kat und Kiara"

Als sie ihren Namen erwähnt, zucke ich zusammen. Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. ,,Was ist passiert?", flüstert sie.

Ich sehe weg. ,,Sie ist weg. Sie hat die Stadt, oder den Staat verlassen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht wo sie ist"

,,Sie ist weg?", wiederholt sie meine Worte.
,,Sie hat mich verlassen. Vor vier Wochen, hat sie mich verlassen"

,,Oh Gott, Alec. Sie hat mir nichts davon erzählt. Ich wusste nicht einmal, dass sie weg ist"

Ich sehe zu ihr auf. ,,Ich wusste es auch nicht", murmle ich. ,,Kann ich irgendetwas für dich tun? Egal was es ist, sag es mir"

Mühsam rapple ich mich auf. ,,Du könntest mit mir einen trinken gehen. Das letzte mal habe ich vor sechs Stunden meine Reste ausgetrunken"

,,Ich weiß nicht, ob das jetzt eine so gute Idee wäre" Ich laufe an ihr vorbei. ,,Dann gehe ich ohne dich" Ich reiße dir Haustür auf und verlasse das Haus. Ich höre ihre Schritte hinter mir. ,,Alec, du trägst nur ein T Shirt. Hier liegt Schnee, es ist eiskalt"

Ich drehe mich zu ihr um. ,,Nichts ist kälter als der Schmerz in meiner Brust, den sie mir zugefügt hat"

-

Meine Sicht ist leicht verschwommen, in meinen Schläfen hat es bereits zu pochen begonnen. Mir ist übel und wenn ich zwinkere, fühlt es sich an, als würde ich gerade Karussell fahren.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt