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Katy

Meine Hände schwitzen, mein Herz rast.
Als das Summen ertönt, zucke ich zusammen.
Ich balle meine Hände zu Fäusten und presse meine Augen fest zusammen. Atmen.

Als die Nadel auf meine Haut trifft, fühlt es sich an, als würde man mir meine Haut mit einem Skalpell aufschneiden und gleichzeitig mit einem Feuerzeug erwärmen.

Ich hole zittrig Luft und öffne die Augen.
Ich starre auf die große Hand und die spitze, wirklich sehr spitze Nadel, die immer wieder in meine Haut sticht.

Der Mann sieht zu mir auf. ,,Geht es?"
Ich beiße die Zähne fest zusammen und nicke.
,,Das erste Tattoo kann einem oft schmerzhafter vorkommen, als es eigentlich ist"

,,Ich hätte nicht erwartet, dass es so schmerzhaft sein würde", würge ich hervor. Er zuckt mit den Schultern. ,,Die Stelle, die Sie gewählt haben, wird oftmals als unangenehm beschrieben."

,,Hätten Sie mir das nicht vorher sagen können?" Er zieht eine Augenbraue in die Höhe, während er mit einem Tuch über meinen Arm streicht, um die schwarze Farbe zu entfernen. ,,Jeder empfindet schmerzen anders. Manchen tut es weh, manche schlafen dabei ein"

Ich seufze und sehe wieder auf die Nadel.
Nach zwanzig Minuten, beginnt mein rechter Arm zu zittern. Ich starre auf die Armbänder, was mir nicht hilft. Er schaltet die Maschine aus und sieht wieder zu mir. ,,Wir können das nächste mal weiter machen?", schlägt er vor.

Ich schüttle den Kopf. ,,Nein, ich will das es heute fertig wird" Er nickt und setzt die Nadel wieder an, als er sagt, dass er fertig ist, atme ich erleichtert aus und schwöre mir, dass es mein erstes und letztes Tattoo gewesen ist.

Ich stehe auf und dabei starre ich auf meinen Unterarm. Das Tattoo ist in Folie gewickelt, doch ich sehe auch so, dass es wunderschön geworden ist. Meine Augen brennen und ich muss schlucken.

Ich lasse den Arm sinken. ,,Es ist sehr schön geworden, danke" Er grinst mir zu. ,,Das freut mich, darf ich fragen, für was die Namen stehen?"

Ich muss schlucken und sehe auf meinen Arm. ,,Das sind einer der zwei wichtigsten Menschen für mich gewesen", flüstere ich.

,,Mein Beileid" Ich sehe zu ihm auf, meine Sicht undeutlich. ,,Sie sind nicht tot, nur nicht mehr in meiner Reichweite", antworte ich, während ich wieder auf den Schriftzug und auf die zwei Namen starre.

Die Schrift ist dünn und geschwungen.
Das A und das N sind deutlich größer als die restlichen Buchstaben. Es ist wunderschön.
Das Tattoo endet da, wo die Armbänder anfangen. AlecNoah.

Als ich das Studio verlasse, stemmt sich Kiara von der Wand ab. Ich wollte alleine zu diesem Termin gehen, trotzdem hat sich mich begleitet. ,,Zeig her", sagt sie und greift vorsichtig nach meinem Arm. ,,Es sieht wunderschön aus"

Ich muss schlucken und wende den Blick ab. ,,Ja, es ist tatsächlich wunderschön"

,,Wie geht es dir?" ,,Wieso fragst du mich das?" ,,Weil du Alec zuletzt vor vier Monaten gesehen hast", flüstert sie. ,,Und dir heute dieses Tattoo hast stechen lassen"

Ich ziehe meinen Arm aus ihrem Griff und bleibe stehen. ,,Mir geht es gut. Sehr gut"
,,Kat" Ich schüttle den Kopf und sehe zu ihr. ,,Was willst du von mir hören, Kira? Das es mir nicht gut geht? Das es immer noch weh tut? Das ich ihn so sehr vermisse, dass ich nicht mehr atmen kann? Das ich am liebsten zurück fliegen würde, nur um ihn zu sehen? Was willst du von mir hören, Kiara?"

Ich will weiter laufen, doch sie versperrt mir den Weg. ,,Ja. Ja, genau das möchte ich. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Du hast seit wir hier sind noch kein einziges Mal richtig durchgeschlafen, du siehst krank aus, Kat. Ich mache mir sorgen um dich.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt