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                                    Alec

Ich hasse mein Leben. Ich hasse es wirklich.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal aufgestanden bin und draußen gewesen bin. Ich weiß nicht, ob es draußen warm oder kalt ist.

Ich liege halb auf dem Sofa und halb auf dem Boden. Alles dreht sich. Ich bin betrunken, immer noch. Seit wann genau, dass weiß ich nicht mehr. Es fühlt sich an, als hätte mir jemand mit einem Hammer ins Gesicht geschlagen.

Versteht mich nicht falsch, ich trinke nicht jeden Tag, nicht mehr. Den ersten Monat bin ich kein Tag nüchtern gewesen, dann war ich jeden dritten Tag nüchtern und jetzt betrinke ich mich nur noch an Wochenenden oder wenn der Schmerz ganz schlimm wird.

Wenn ich nach meinem Schmerz gehen würde, würde ich wahrscheinlich schon im Krankenhaus liegen, wegen Leber oder Herzversagens.

Die letzen vier Monate sind so langsam und doch so schnell vergangen. Ich glaube es nicht, dass sie schon so lange weg ist. Ich verstehe es immer noch nicht, dass alles will nicht in meinen Kopf rein.

Heute ist Montag. Heute ist einer dieser Tage gewesen, in der mich ihre Abwesenheit fast umgebracht hat. Es hat so weh getan, dass ich nicht anders konnte, als mich zu betrinken.

Als ich die Augen schließe, weil ich nicht weiß, wann ich das letzte Mal ein Auge zu getan habe, beginnt sich alles zu drehen. Ich stöhne vor Schmerz und Übelkeit auf.

Mein Magen beginnt zu rebellieren und bevor ich es überhaupt schaffe aufzustehen, habe ich mich schon übergeben. Zum Glück hat Noah schon vor Wochen den Teppich entfernt, sonst wäre er jetzt ruiniert gewesen.

Ich bin ein jämmerliches Wrack und das ist alles allein ihre Schuld. Wie kann ein einziger Mensch so viel schaden anrichten, dass es einen Menschen vernichtet?

Niemals habe ich an gebrochene Herzen oder Herzschmerz geglaubt, bis sie es mir heraus gerissen hat. Das Mädchen, mit den roten Haaren, das mir bis zur Brust reicht, hat es mir mit ihren bloßen Händen heraus geholt.

Wenn ich geglaubt habe zu wissen was schmerzen sind, wurde ich an diesem Abend eines besseren belehrt.

Jedes Mal, wenn ich vor Müdigkeit einschlafe, sehe ich sie vor mir. Ich spüre diesen unerträglichen Schmerz und erwache schreiend vor Wut aus meiner persönlichen Hölle. Ich bin so wütend und verletzt, dass ich am liebsten ihr Haus anzünden würde, einfach nur so.

Am liebsten würde ich sie anrufen, nur um sie anzuschreien, dafür müsste ich jedoch ihre Nummer haben, die sie geändert hat. Sie hat ihre verdammte Nummer geändert und hat die Stadt verlassen.

Jedes Mal, wenn mir klar wird, was das eigentlich bedeutet, wird der Schmerz so unerträglich, dass ich nicht mehr atmen kann.

Mit wird schlecht, wenn ich an sie denke.
Alles beginnt sich zu drehen und ich habe den Drang mein Gesicht gegen die Wand zu rammen. Immer und immer wieder, bis ich die Erinnerungen an sie verloren habe.

Eine Welle der Übelkeit überkommt mich und ich übergebe mich ein weiteres Mal. Es fühlt sich an, als würde ich mein Innerstes heraus kotzen, so sehr schmerzt es.

Ich höre Schritte und ich weiß, dass Noah mich ansieht. Ich sehe halb zu ihm auf und stöhne ein weiteres Mal auf, weil mir immer noch so schlecht ist.

,,Steh auf"

,,Was?"

,,Ich sagte, beweg deinen Arsch von diesem Sofa und Geh zu ihr"

Mein Gehirn realisiert nicht, was er mir da eigentlich sagen will, also ignoriere ich ihn einfach. ,,Alec", schreit er. ,,Steh verdammt noch Mal auf" 

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt