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Katy

Nach stundenlangem Weinen, habe ich mich wieder einigermaßen im Griff. Ich sitze im Wohnzimmer und versuche mir einen Film anzusehen.

Mein Blick schießt immer wieder zu der Vitrine mit den alkoholischen Getränken darauf. Es ist erst Montag. Ich werde nichts trinken. Ich werde hier sitzen bleiben und den Film weiter sehen und dann den nächsten, bis ich einschlafe.

Der Film ist gut, habe ich zumindest gelesen. Ich bin zu unkonzentriert um überhaupt etwas wahrzunehmen. Ich versuche angestrengt nicht auf meinen Arm zu sehen und doch schießt mein Blick dorthin, wo sich das Tattoo befindet.

Vor zwei Stunden, habe ich mir die Folie abgerissen und jetzt da ich das Tattoo richtig sehen kann, ist es, als würde es mich auslachen. Es provoziert mich und schreit mir förmlich ins Gesicht, du hast beide verloren.

Am liebsten würde ich es mir vom Arm kratzen, bis es nicht mehr leserlich ist, doch das tue ich nicht. Ich wollte dieses Tattoo, so sehr und doch habe ich schon drei verschiedene Kliniken zur Tattooentfernung angerufen, nur um gleich wieder aufzulegen.

Wäre Kiara jetzt hier, hätte sie mir wahrscheinlich eine gewischt, für meine dummen Gedanken, doch sie ist weg. Sie hat mich weder angerufen, noch mir eine Nachricht geschrieben.

Ich reibe mir nervös die verschwitzen Hände. Was wenn sie nicht mehr zurück kommt? Was wenn sie wieder zurück fliegt?

Ich springe vom Sofa auf und laufe auf die Vitrine zu. Ich starre gefühlte Stunden darauf, gehe weg, um wieder zurück zu laufen. Ich fühle mich, wie eine Alkoholikerin. Meine Hände zittern, als ich die Schranktür öffne und nach einer Flasche greife.

Ich sehe sie an, schüttle sie, drehe sie hin und her. Ich öffne die Flasche, um an ihr zu riechen und verziehe dabei das Gesicht. Ich laufe im Kreis herum und setze die Flasche immer wieder neu an die Lippe an, ohne einen Schluck aus ihr zu nehmen.

Ich schließe die Augen, atme ein und wieder aus. Ich brauche das nicht. Es bewirkt nichts, bis auf einen enormen Kater, den keiner will.

Gerade, als ich die Flasche wieder zurück stellen möchte, klingelt es an der Tür. Mit schnellen Schritten verlasse ich das Wohnzimmer und eile durch den Flur.

Ich gehe in Gedanken schon meine Entschuldigung durch, als ich die Tür öffne.Ich hebe meinen Blick und als ich in zwei blaue Augen sehe, erstarre ich. Die Flasche, fällt mir aus der Hand und zerbricht in hunderten von Teilen.

Alec steht vor mir. Er, höchstpersönlich. Es ist so lange her, dass ich ganz vergessen habe, was seine Augen mit mir anstellen. Ich starre ihn an, weil ich nicht anders kann. Seine Augen sind rot geädert und er hat dunkle Ringe unter seinen Augen. Sein Gesicht ist ganz bleich und er ist nicht rasiert.

Mein Herz beginnt so schnell zu schlagen, dass ich kaum noch Luft bekomme. Ich reiße meinen Blick von ihm los und sehe zu Noah. Er mustert mich, sein Blick geht zu Boden und dann wieder zu meiner Hand, die immer noch so aussieht, als würde ich eine Flasche in der Hand halten.

Er sieht ganz anders aus als in meiner Erinnerung. Der traurige Gesichtsausdruck ist verschwunden, genau wie die dunklen Ringe unter seinen Augen und die blasse Haut. Es ist, als hätte Noah den Platz mit Alec getauscht.

Ich weiß nicht ob das ein Bruderinstinkt ist oder sonst was, aber beide entdecken gleichzeitig das Tattoo auf meinem Arm, denn sie starren so lange darauf, dass ich den Arm sinken lasse.

,,Was.. was macht ihr hier?", krächze ich.
Noah sieht zu Alec, doch der starrt nur, als wäre ich ein Geist oder eine Illusion.

Noah seufzt und schiebt Alec bei Seite.
,,Wir sind hier, Alec ist hier, weil er dir sagen will, dass er dich vermisst. Die letzen Monate mit ihm sind der schlimmste Alptraum für unser ganzes Umfeld gewesen.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt