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Katy

Seit zehn Minuten sitzen wir schweigend auf dem Sofa und starren Löcher in die Wand. Alecs gesamter Körper ist steif, sein Mund zu einer dünnen Linie gepresst, sein Blick leer.

Ich sehe ihn nicht Zwinkern, habe das Gefühl, dass er nicht einmal atmet. Ich will ihn trösten, weiß jedoch nicht, was man in solch einer Situation am besten sagen sollte.

Ich kann ihm den Schmerz nicht nehmen.
Ich kann ihm nicht sagen, dass alles besser wird, denn ich bin schuld daran. Ich bin der Grund, wieso er sich so schlecht fühlt.

Mir wird schlecht und ich habe das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen.
Ich weiß, dass ich etwas sagen sollte. Irgendetwas. Ich sehe zu ihm und als ich seine pochende Ader an seinem Hals entdecke, sehe ich schnell wieder weg.

Vielleicht sollte ich ihn alleine lassen. Vielleicht, nein, wahrscheinlich braucht er seine Ruhe, Ruhe vor mir. Als ich gerade aufstehen will, greift er nach meiner Hand.

Unsere Blicke treffen sich. Ich halte den Atem an, als ich meine das Meer in seinen Augen sehen zu können. ,,Bleib bei mir, Kat", sagt er leise.

,,Ich weiß, was du gerade denkst und das stimmt nicht. Ich gebe dir keinerlei Schuld an dem, was da gerade und in den letzten Tagen passiert ist.

Es ist meine Entscheidung gewesen, meine, die ich immer wieder so treffen würde. Du weißt nicht, wie sehr ich dich liebe und das ich alles für dich tun würde, selbst wenn es bedeutet, meinen Bruder nie wieder zu sehen"

Meine Augen füllen sich mit Tränen, mein Hals fühlt sich ganz trocken an. ,,Alec", flüstere ich mit zittriger Stimme. Er streicht mir sanft über die Wange. ,,Ich liebe dich, Kätzchen. Egal was noch kommt, ich werde es niemals bereuen, dich zu lieben"

Seine Worte schüren mir die Kehle zu, um mir das Herz zu öffnen. Ich rücke näher an ihn heran, greife nach seinen Händen um sie mit meinen zu umschließen.

Ich öffne den Mund um etwas zu sagen, doch Alec kommt mir zuvor.

,,Ich will, dass du mit mir über alles reden kannst, selbst wenn es sich um Noah handelt. Du kannst mit mir darüber reden, wie du dich fühlst, so wie ich mit dir darüber reden kann.

Also wenn du traurig oder wütend bist, wenn du schreien oder weinen willst, dann werde ich bei dir sein. Ich werde immer an deiner Seite sein, um entweder mit dir zu lachen, mit dir zu schreien oder deine Tränen zu trocken.

Ich will nicht, dass du dir deinen Kopf über mich zerbricht. Ich weiß, dass du heute morgen nicht das gesagt hast was du eigentlich gemeint hast.

Du musst dir keine Sorgen um mich machen, mir geht es gut. Mir wird es immer gut gehen, so lange du hier bist. Hier bei mir, an meiner Seite. Du und ich Kat, ich schwöre dir, dass ist etwas was ich nicht einmal in Worte fassen kann, so unglaublich ist es.

Ich hätte sowas niemals für möglich gehalten, dass ich mit fast 23 Jahren sagen kann, dass ich das Mädchen, meine liebe des Lebens, an meiner Seite habe.

Du bist mein für Immer. Du bist meine Person.
Du bist mein Alles. Du bist mein Herz."

Er sieht mich während er spricht, so eindringlich an, dass ich Angst habe, blind zu werden. Seine Augen, das Meer, verändern sich im Sekundentakt. Vom hellen wolkenlosen Himmel, zu einer stürmischen See, um zwei Sekunden später wie flüssiges Silber auszusehen.

Es ist unglaublich und erschreckend zu gleich, was allein seine Augenfarbe, über seine Gefühle aussagt. Ich glaube ihm jedes Wort.

Alles was er gerade gesagt hat, hat sich wie Balsam um mein Herz gelegt. Der Schmerz verklingt und ich kann nicht anders, als meinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt