9

1.9K 70 8
                                    

Katy

Schon mehrfach habe ich zu Alec rüber gesehen.
Er starrt auf die große Leinwand, seine Lippen einen Spaltbreit geöffnet.

Er hat die Kappe abgenommen, seine Locken fallen ihm leicht in die Stirn. Jedes Mal, wenn er sich seine Haare aus dem Gesicht streicht, bewegen sich seine Armmuskeln mit und ich kann nicht anders, als zuzusehen.

Er ist definitiv interessanter, als der Film, denn jedes Mal, wenn ich auf die Leinwand sehe, erscheint ein Zombie, dessen Augen entweder fehlen, oder dessen Organe raushängen.

Ein paar mal bin ich schon zurückgeschreckt und ich habe mir eingebildet Alec leise lachen zu hören.

Als unerwartet eine solche Kreatur erscheint, kann ich nicht anders, als leise aufzuschreien, wie der Rest im Saal, bis auf Alec. Meine Hand, die in nähe seiner liegt, zuckt und liegt dann auf seiner.

Er sieht mich an, genau in dem Moment, als ich sie weg ziehe und ein Entschuldigung murmle.

Die nächsten Male, als ich mich erschrecke, hätte ich ihm beinahe wieder meine Hand auf seine gelegt. Sicherheitshalber setze ich mich auf meine zuckenden Hände, die mich gerade derart blamiert haben.

Die nächste Stunde, starre ich stur auf die Leinwand. Ich will es kein weiteres Mal riskieren beim spannen erwischt zu werden.

Es ist schon eigenartig genug mit Alec hier zu sein, doch noch schlimmer ist es, mit ihm hier zu sein und sich wohl zu fühlen. Als der Film zu Ende ist, atme ich erleichtert aus, wahrscheinlich kann ich einen ganzen Monat nicht ruhig schlafen.

Zusammen verlassen wir den Saal. Es ist stockdunkel draußen und ich sehe auf den Boden. Als sich eine Hand auf meine Schulter legt, zucke ich zusammen. Ich sehe schnell hinter mich, doch niemand ist zu sehen und dann schreit Alec mir ins Ohr und ich falle beinahe über meine eigenen Füße.

Rechtzeitig packt er mich an der Hüfte und zieht mich an sich. Ich sehe zu ihm auf, kann seine Augen jedoch kaum sehen, weil seine Kappe ihm im weg steht.

,,Du hast mich erschreckt", murmle ich.
Seine Mundwinkel heben sich leicht. ,,Das war Absicht"

Meine Augen verziehen sich zu schmalen Schlitzen. ,,Und wieso?"

,,Weil ich dein Gesicht dabei sehen wollte und wie ich mir gedacht habe, hat es sich gelohnt"

Mein Blick fällt auf seine vollen Lippen, genau wie seiner auf meine fällt. Langsam sehe ich zu ihm auf. Ich spüre seine Hände deutlich auf meiner Hüfte. Bestimmend, fest, warm.

Es fühlt sich gut an, meine Haut prickelt.
Am liebsten würde ich mich noch fester an ihn drücken, um seine Körperwärme zu spüren, doch ich tue es nicht, stattdessen räuspere ich mich und er lässt die Hände sinken.

Er sieht weg und läuft los, ich laufe ihm hinterher. Die Fahrt vergeht schweigend, wie soll es auch anders sein? Als wir in der Einfahrt parken, bin dieses Mal ich die erste, die aussteigt.

Ich weiß nicht ob ich warten und mich verabschieden soll oder einfach in meinem Haus verschwinden soll. Er nimmt mir die Entscheidung ab, als er einfach auf seine Tür zusteuert.

Seufzend drehe auch ich mich weg und suche meinen Schlüssel in der kleinen Tasche. ,,Mist", höre ich ihn fluchen und drehe mich zu ihm um. Er hämmert und klingelt, doch niemand scheint ihm die Tür zu öffnen.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt