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Katy

Nachdem die Hölle auf Erden ausgebrochen ist, sind wir alle getrennte Wege gegangen. Holden hat sich aus dem Staub gemacht, genau wie Kiara und Winter.

Noah hat uns ein Taxi gerufen und während der gesamten Fahrt, hat er kein Wort zu mir gesagt. Er hat wortlos nach meiner Hand gegriffen, und sie so fest umklammert, als hätte er Angst, dass ich mich jeden Moment in Luft auflöse.

Als wir ausgestiegen sind, hat er wütend auf sein Haus gestarrt. Es brannte zwar kein Licht, das hatte aber nicht zu bedeuteten, dass Alec doch nicht da war.

Ich habe ihm angeboten mit zu mir zu kommen, er hat mich dankbar angesehen und genickt. Jetzt sitzen wir auf meinem Sofa. Ich einen feuchten Lappen in der Hand.

Ich wische Noah vorsichtig das Blut von der Wange, den Lippen, der Nase. Eigentlich von überall. Er gibt keinen Laut von sich, rührt sich nicht einmal. Seine Lippe ist aufgeplatzt, über seiner Braue ist eine Wunde zu sehen und sein rechtes Auge färbt sich langsam lila.

Er hat mehrere Schrammen im Gesicht und von seinen Händen will ich gar nicht erst anfangen. Ich nehme seine rechte Hand in meine, säubere sie sanft. Ich spüre seinen Blick die ganze Zeit auf mir.

Als ich fertig bin, seufze ich. ,,Es tut mir so leid", flüstere ich und sehe auf unsere Hände.

Er packt sanft mein Gesicht, sieht mich entgeistert an. ,,Für was verdammt noch mal entschuldigst du dich?"

,,Wäre ich nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert. Du wärst nicht verletzt genau so wenig wie Holden und Alec."

Er streicht mir sanft über die Wange.
,,Nichts davon ist deine Schuld. Ich will nicht, dass du das auch nur eine Sekunde lang glaubst"

,,Aber"

Er schüttelt energisch den Kopf. ,,Nein, nichts, wirklich nichts davon, ist deine Schuld, Kat.
Der Wichser hat sich die falsche ausgesucht und ich schwöre es dir, wäre Alec mir nicht zuvor gekommen, dann hätte ich diesem Hurensohn den Kopf eingeschlagen"

Ich schließe für einen Moment seufzend die Augen. ,,Du hättest Alec nicht schlagen dürfen"

Als ich seinen Namen erwähne, verdunkelt sich sein Blick. ,,Er hätte sich nicht einmischen dürfen, er hätte dich beschützen müssen, als ich es nicht konnte" Seine Stimme kalt wie Eis.

,,Er hat mir mehrfach befohlen zu gehen"

Er sieht mir tief in die Augen. ,,Und wieso hast du nicht auf ihn gehört? Wieso hast du dich vor ihn gestellt? Wieso wolltest du ihn beschützen?"

Noahs blicke bohren sich in meine Augen.
Er sieht mich fragend, verzweifelt und traurig zugleich an. Es ist zuviel. Die Intensität seines Blickes. Die tiefen Gefühle darin. Die Nähe zu ihm. Einfach alles.

Ich weiß nicht was ich sagen, was ich darauf antworten soll, weil es keine wirkliche Erklärung dafür gibt. Ich weiß nicht wieso ich mich vor ihn gestellt habe. Wahrscheinlich, weil ich nicht wollte, dass dieser Gorilla, Alec ein weiteres Mal ins Gesicht schlägt.

Noah wartet. Er wartet auf meine Antwort.
,,Ich hätte für dich dasselbe getan", antworte ich schließlich und meine es ernst. Wenn Noah, statt Alec dort gestanden hätte, dann wäre ich sofort dazwischen, egal welche Konsequenzen mich getroffen hätten.

,,Das hätte ich aber nicht gewollt, Kat"
Er schüttelt den kopf. ,,Egal wie sehr er mich geschlagen hätte. Egal, ob ich blutend auf dem Boden gelegen hätte. Egal, ob ich nicht mehr geatmet hätte, dass hätte ich nicht gewollt.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt