Alec
Ich versuche die Wut die in mir wütet zu unterdrücken. Ich versuche meine geballten Fäuste loszulassen, doch ich kann es nicht.
Mein Herz rast und mir ist so schlecht.
Ich will umdrehen und diesem Wichser, meinem Bruder, ins Gesicht treten. Ich will ihn umbringen.Ich versuche die Worte zu vergessen, nicht daran zu denken, was er da eigentlich von sich gegeben hat. Er hat meinen Versager Vater erwähnt, hat erwähnt, was tief in mir ist. Er hat meine Mutter erwähnt, vor Katy. Er hat all das erwähnt, was ich nicht hören wollte, undzwar niemals.
Katy hat schon richtig damit gelegen, dass das meine Ängste, meine Schwachstellen sind. Ich hasse es, dass sie das gemerkt, dass sie mich durchschaut hat.
Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Noah das alles vor ihr erwähnt hat, dass er mich mit Dad verglichen hat, dass er gesagt hat, dass das alles keine große Sache gewesen ist, wie Dad mich all die Jahre behandelt hat.Ich bin wütend, so unglaublich wütend. Ich kann nicht atmen, mein Herz, es rast. Katys griff um meine Hand wird fester. Mein Herz macht einen Satz. Verdammt. Sie hat sich für mich eingesetzt.
Für mich, gegen ihn. Nicht einmal in tausend Jahren hätte ich das erwartet. Sie hat mich verteidigt. Sie hat sich auf meine Seite gestellt. Sie ist für mich eingetreten. Ich wage einen Blick in ihre Richtung.Ihr Blick trifft meinen, ihre grünen Augen, sehen in meine. Am liebsten würde ich etwas sagen, doch lasse es und löse den Blick wieder. Ich kann ihr nicht in die Augen sehen, weil ich Angst habe, dass sie sieht, wie ich mich gerade fühle. Ich habe Angst, dass sie den Schmerz, den ich gerade spüre, sieht. Habe Angst, dass sie mich sieht. Mich, wie ich wirklich bin.
Ich balle meine freie Hand zu einer Faust, beiße die Zähne fest zusammen. Ich versuche mich zu beruhigen, zumindest solange bis ich in meinem Zimmer bin und schreien kann.
Wir laufen schweigend zum Haus zurück und am liebsten würde ich dieses elende Gebäude in die Luft sprengen oder anzünden. Samt Inhalt und deren dazugehörigen Personen.
Hier zu sein schmerzt, bringt mich um den Verstand.
Bevor Mom krank geworden ist, haben wir dort gelebt. Wir sind hier aufgewaschen, haben gute wie auch schlechte Zeiten dort erlebt und dann, von einem auf den anderen Tag, hat sich alles verändert.Als Mom krank wurde, als sie ihre Diagnose erhalten hat, sind wir ausgezogen. Mein Vater hat sich von meiner Mutter getrennt und anstatt uns drei dort leben zu lassen, hat er meine kranke Mutter und uns vor die Tür gesetzt.
Ich hätte schon an jenem Tag das Haus anzünden sollen, spätestens dann, als Mom gestorben ist. Ich hasse jede einzelne Erinnerung. Ich hasse jedes einzelne Zimmer, hasse dieses Haus mehr, als ich in Worte fassen kann.
Mir wird ganz heiß, mein Herz rast noch schneller, weil die Erinnerungen mich rasend machen.
Ich weiß nicht, wie Noah das alles vergessen konnte. Ich weiß nicht, wie er überhaupt hier her kommen konnte. Ich weiß zum Teufel nicht was ich hier tue. Ich habe hier nichts verloren. Nicht in dieser Stadt, nicht in dieser Straße, nicht in diesem Haus.Ich schiele zur Kneipe und ich schwöre es, es ist wie ein magisches Band, dass mich dort hin zieht. Es ist wie eine innere Stimme, die mir sagt, dass ich mich sofort dort hin begeben soll.
,,Alec, kommst du?"
Die zarte Stimme von Kat reißt mich aus meinen Gedanken und ich folge ihr, mein Blick die gesamte Zeit auf die Kneipe geheftet, bis sie verschwindet und das Verfickte Haus vor mir steht. Sie klingelt an der Haustür und im nächsten Moment öffnet sie die Frau von dem Wichser.
Ich kenne sie nicht wirklich, ich habe all die Jahre versucht sie zu ignorieren. Sie kann nichts dafür, dass sie einen Idioten geheiratet hat. Ich lasse meinen Hass an jedem raus, der etwas mit meinem Vater zutun hat. Ich kann nicht anders. Ich kann meine Mutter nicht verraten. Nicht während sie unter der Erde liegt.
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Which Brother?
General FictionDie 18- jährige Katy hat nach einem tragischen Unfall ihre gesamte Familie verloren. Seither glaubt sie weder an Glück noch an die Liebe. Sie fühlt sich alleine und einsam,unverstanden und verantwortlich für den Tod ihres Vaters. Für sie ist jeder T...