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Katy

Noah ist schon den ganzen Morgen nervös.
Er hat kaum ein Wort mit mir gesprochen. Jeden Blickkontakt mit mir vermieden und an seiner Unterlippe gekaut.

Wir sitzen gerade alle am Esstisch und frühstücken. Zumindest Viola und ich tun es. Christian und Noah, haben ihren Teller noch kein einziges Mal angerührt.

Ich weiß, dass es schwer für die zwei sein muss,  jede Stunde die vergeht, rückt näher an den nächsten Tag, an den Tag, an dem ihre Mutter und Frau verstorben ist.

,,Hast du gut geschlafen, Katy?" Viola versucht die verkrampfte Stimmung aufzulockern. ,,Sehr gut, danke und selbst?"

Sie lächelt mich herzlich an. ,,Ebenfalls.
Haben Du und Noah heute etwas vor?" Ich schiele zu Noah, der seine Hände anstarrt. Ich zucke also mit den Schultern.

,,Wenn du Lust hast, könnten wir zwei in die Stadt fahren und shoppen gehen" Meine Lippen verziehen sich zu einem breiten Lächeln. ,,Das wäre super"

Sie strahlt mich regelrecht an. ,,Wie wäre es, wenn wir gleich nach dem Frühstück aufbrechen?"

Ich schiele zu Noah, doch er sieht immer noch nicht auf, also nicke ich Viola eifrig zu.

Als ich mich schnell umgezogen habe, finde ich mich im Wohnzimmer wieder. Viola trägt einen dunklen Mantel und dunkle Stiefel. Sie trägt nichts auffälliges und doch sieht sie aus, als wüsste sie, was Stil bedeutet.

Sie kommt auf mich zu und lächelt mich an. ,,Du weißt gar nicht wie sehr ich mit freue endlich mal mit einer Frau shoppen zu gehen und nicht mit Christian"

Jemand räuspert sich und wir drehen uns beide zu Christian um, der jetzt vor uns steht, genau wie Noah. Viola lächelt. ,,Nicht das ich es nicht liebe mit ihm einkaufen zu gehen, er hat nur eben nie länger als fünf Minuten Lust in einem Geschäft zu verweilen"

Christian sieht zwischen uns hin und her. ,,Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß"

Noah kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Er vergräbt das Gesicht an meinem Hals. ,,Ich werde dich vermissen", flüstert er ganz leise. Er drückt mir einen Kuss auf die Wange, als wir uns wieder voneinander lösen.

Ich will ihm sagen, dass ich ihn auch vermissen werde, doch Viola hakt sich bei mir ein und zieht mich von ihm weg. ,,Bis später Jungs", flötet sie und schon haben wir das Haus gemeinsam verlassen.

Wir steigen in ihren Wagen und sie fährt los. Langsam, weil die Straßen glatt von der Kälte sind. Sie schielt mehrfach zu mir herüber. ,,Noah scheint dich wirklich zu mögen"

,,Hmmmm" ,,Er liebt dich", fügt sie hinzu. Ich sehe zu ihr, doch ihr Blick ist wieder auf die Straße gerichtet. ,,So sollte es auch in einer Beziehung sein. Ich meine, dass man sich gegenseitig liebt, oder etwa nicht?"

Sie sieht lächelnd zu mir, doch dieses erreicht ihre Augen nicht. ,,Das sollte es, meine Liebe. Man sollte sich gegenseitig lieben, beide sollten sich lieben", sagt sie.

Weder ich, noch sie sagt noch etwas und ich muss mich die ganze Zeit fragen, was sie damit andeuten wollte oder ob sie überhaupt was andeuten wollte.

Es hat sich stark danach angehört, als wollte sie sagen, dass nur einer von uns beiden derjenige ist der liebt.

,,Wir sind da" Reißt sie mich aus meinen Gedanken. Ich sehe nach draußen und tatsächlich befinden wir uns mitten in der Stadt.

Als ich aussteige, hakt sich Viola bei mir unter. Wir sehen uns beide an, ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, weil sie mich gerade so sehr an meine Mutter erinnert.

Which Brother?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt