Fröstelnder Franzose

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Jean verfluchte sich und seine beiden Kollegen. Viel zu spät hatte er gemerkt, dass Jemand ins Badezimmer gekommen war. Erst hatte er gedacht, dass es Alea sei, der sich jetzt doch unter die zweite Dusche stellen wollte, aber dafür war es zu leise gewesen, VIEL zu leise. Und als er dann das verräterische Kichern von Elsi und Till gehört hatte, war es schon zu spät gewesen.

Jean hatte dann den Vorhang beiseitegeschoben, natürlich so, dass man Nichts von ihm sah, und hatte dann noch vorsichtiger hinausgeschaut. Gerade rechtzeitig, als die beiden Kindsköpf mit seinen Sachen aus der Tür verschwanden.

„Das ist doch jetzt nicht euer ernst?" hatte er den leeren Raum gefragt. Schnell war das Wasser abgedreht und er war aus der Dusche gestiegen. Ein Handtuch hatten sie im netterweise da gelassen, vielleicht hatten sie es aber auch einfach übersehen in der Eile. Wie auch immer.

Er schlang sich das weiche, blaue Handtuch um die Hüfte und tropfendnass wie er nun einmal war, verließ er das Badezimmer. Es schien so, als hätten seine beiden Kollegen nur auf ihn gewartet. Denn gerade als er hinauskam, grinsten sie verwegen, winkten ihm kurz zu und Till griff noch seine Tasche mit den Klamotten und verschwand.

„Ihr seid so Scheiße in der Birne, ohne Witz!" rief er ihnen hinterher. Hinterher RENNEN würde er ihnen auf keinen Fall, das würde sie nur in ihrem Streich bestätigen. „Und du, mach die Kamera aus, das ist privat!" herrschte er als nächstes Frank an, doch fehlte in dieser Aussage der gewisse Biss. Er wusste doch, dass Frank sowas NIE an die Öffentlichkeit stellen würde. Dieses Material war nur für den internen Bandgebrauch gedacht.

„Das ist nur Anschauungsmaterial für die Kinder, damit die auch mal was lernen"; gab der Bassist frech zurück.

„Ich zeig dir gleich ‚Anschauungsmaterial'!" sprang er sofort darauf ein.

„Nee, bitte nicht", dem Lästerlichen wurde es nun doch zu bunt, „Lass bloß das Handtuch da, wo es jetzt ist."

„Aber wieso denn?" jetzt spielte Jean den Unschuldigen. „Vielleicht kann man ja wirklich noch was lernen?"

„Von dir? Ganz sicher nicht", murmelte Lasterbalk.

Jean zog eine Schnute und klimperte traurig mit den Augen, doch das verschaffte ihm nur einen Lacher von Falk, der das ganze stumm beobachtet hatte, und eine Augenverdrehen von den Lästerlichen, der dann aber auch anfing zu lachen.

„Was ist das denn für ein Lärm hier draußen?" steckte plötzlich Alea den Kopf nach draußen. Er sah einmal in die Runde, bis sein Blick dann auf den fast nackten Franzosen zum Liegen kam. Dunkelbraune Augen weiteten sich. „Jean? Wie läufst du denn hier rum?"

Der Angesprochene schnitt eine Grimasse und verschränkte die Arme vor der leicht behaarten Brust, nachdem er sicher gestellt hatte, dass das Handtuch auch wirklich hielt. „Man hat mich beraubt."

„Elsi und Till haben seine Sachen gestohlen", klärte die gelbe Gefahr den verdutzten Sänger auf.

Alea kicherte, wodurch die kleinen Fältchen um seine Augen sich deutlicher abzeichneten. „Tja... bei so einem gutaussehenden Franzosen..."

„Mon cher!" rief Jean entsetzt, „Doch nicht vor den Anderen." Er und Alea brachen in schallendes Gelächter aus, während die ältere Generation nur belustigt den Kopf schüttelte. Und Frank, der filmte einfach weiter.

„Ihr hättet die Beiden auch aufhalten können", grummelte der Halbfranzose schließlich. Ihm wurde auch langsam etwas kalt, wie man an seiner Gänsehaut und den sich aufstellenden Härchen an seinen Armen erkennen konnte. Putenpelle, wie er es nannte.

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt