Schmerz lass nach

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Luzi hatte entschlossen, da er auch nach seinem ‚Gespräch' mit Alea nichts aus dem Badezimmer hörte, sprich kein Wasser lief oder sonst irgendwas, dass er mal vorsichtig nachschauen, beziehungsweise nachfragen sollte. Aber nun, da er vor der geschlossenen Tür stand, zögerte er.

Einfach reinplatzen war keine so gute Idee. Es könnte ja sein, dass er während des Chattens einfach die Dusche überhört hatte und Jean sich nun am Anziehen war, da wollte er den Größeren auf keinen Fall überrumpeln. Auch wenn er diesen streng genommen, schon längst nur im Handtuch bekleidet, gesehen hatte. Trotzdem, es musste ja nicht sein.

Also hob das Kleine L einfach seine rechte Hand, nahm einen tiefen Atemzug und klopfte dann gegen die Tür. „Jean?" fragte er laut.

„Hm?" ertönte es von drinnen, „Musst du rein?"

„Nein, nein", beeilte sich Luzi zu sagen. „Ich wollte nur wissen, ob Alles in Ordnung ist."

„Ja klar..." der Halbfranzose zögerte.

Er saß immer noch auf dem Toilettendeckel, hatte sich aber wieder eingekriegt mittlerweile. Eigentlich saß er nur noch hier, weil er sich gerade ungünstig bewegt hatte und der eingeklemmte Nerv herausgesprungen war. Mittlerweile war er sich auch hundertprozentig sicher, dass es ein eingeklemmter Nerv gewesen war, denn der brennende Schmerz zog sich nicht nur durch seinen gesamten Rücken, sondern auch bis in die Zehen.

Es war schon ein sehr schönes Gefühl, wenn der Schmerz dann endlich wieder nachließ.

„Wirklich?" hakte der Dudelsackspieler noch einmal nach. Er hatte da Etwas in dem Unterton seines Löffels gehört und machte sich deswegen immer noch Sorgen.

„Hm... willst du reinkommen?" fragte er wieder nach. Er hatte so das Gefühl, dass Luzi sich wirklich Sorgen machte. Aber da ihm gerade nicht der Sinn nach aufstehen und bewegen stand, musste das L wohl zu ihm hineinkommen. So einfach war das.

„Wenn... wenn ich darf?" kam es schüchtern von draußen.

„Sonst hätte ich dich nicht gefragt." Kaum war dieser Satz aus seinem Munde gekommen, öffnete sich auch zögerlich und langsam die Tür.

Luzi steckte vorsichtig seinen Kopf hinein, sah aber nur Jean, der komplett angezogen da saß und ihn ansah. Also öffnete er die Tür gänzlich und trat ein. „Du siehst schrecklich aus!" war das Erste, was ihm einfiel und was er sagte.

Schokobraune Augen blinzelten verdutzt, dann machte sich ein unbeeindruckter Ausdruck auf seine bärtigen Züge breit. „Danke", meinte er trocken.

„Gott, so war das nicht gemeint!" versuchte sich der kleinere Schwarzhaarige zu retten und ging auf den Trommler zu. „Du siehst gut aus... also ich meine... wie immer... also dein Aussehen und eh..." Er redete sich mal wieder um Kopf und Kragen und auch sein Gesicht verfärbte sich wieder rot.

„Ich glaube, ich weiß was du meinst", schnaubte Jean. Er wollte sein L ja nicht unnötig leiden lassen und außerdem konnte er sich nur allzu gut vorstellen, dass er wirklich ein wenig blass um die Nase war.

„Ist wirklich Alles in Ordnung?" der Kleinere kniete sich nun vor seinem Liebsten hin und legte seine Hände auf dessen Knie. „Ist dir... vielleicht schlecht oder hast du Kopfschmerzen? Kann ich dir irgendwas holen?"

„Bleib... bleib einfach hier." Schmerzmittel wollte er nicht nehmen, es würde schon gleich aufhören. Sein Vater hatte das auch mal gehabt, dementsprechend war er recht optimistisch. Davon abgesehen bezweifelte er auch, dass sie was Stärkeres als eine Aspirin dabei hatten.

„Okay", nickte der Kleinere und rutschte noch ein wenig näher. Er richtete sich so auf, dass er den Halbfranzosen locker umarmen konnte. Er legte außerdem auch noch seine Wange gegen Jeans. „Soll... oder soll ich Alea anrufen?" Er wollte ja nur auf Nummer sicher gehen.

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt