Schnell ist das Netz

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Skeptisch blickte das L auf die Gabel, die ihm hingehalten wurde. Er wusste ja nicht so recht, ob DAS wirklich schmecken konnte. Aber sein Löffel schien so überzeugt und wenn dieser ihn sogar fütterte, dann konnte er doch gar nicht ‚nein' sagen. Also öffnete er dann doch mehr oder weniger bereitwillig den Mund und ließ sich von seinem Liebsten füttern und er musste zugeben, es schmeckte nicht schlecht. Doch er bevorzugte, vor allem morgens, eher etwas Süßes.

„Jetzt du", bestimmte er also, schnitt ein Stück seines Pfannkuchens ab und hielt es dem Halbfranzosen direkt vor die Nase. Dieser ließ sich auch nicht zweimal bitten, hier ging es ja schließlich ums Essen.

Doch sie wandten sich dann auch schnell wieder ihrem jeweiligen Essen zu, wobei das freche L in einem unbeobachteten Moment, einfach Jeans Kaffee stibitze, seinen hatte er nämlich schon ausgetrunken.

„Anstatt du dir einfach einen neuen bestellst", grummelte Jean und winkte die nette Bedienung an ihren Tisch, um genau das zu tun. Dabei bestellte er für seinen diebischen Freund direkt einen Weiteren mit.

„Aber wieso denn?" Luzi tat auf unschuldig. „Du bist doch mein Freund..."

„Diese Logik", grummelte der Schlagzeuger weiter, doch seine Mundwinkel zuckten verräterisch. Eigentlich war es ihm egal, denn Luzi hatte ihm schon so viel gestohlen, sein Herz zum Beispiel.

Als die Bedienung dann ein weiteres Mal da war, war dann auch der kleine Dudelsackspieler besänftigt und voll versorgt und er konnte sich fast wunschlos an seinen Apfelpfannkuchen ran machen. Derweil beobachtete Jean den Eifer seines Freundes und konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Langsam bewegte er seinen freien Arm, bis er dann mit Fingern seiner Hand, Luzis Handrücken streicheln konnte. Dieser erwiderte die Geste lächelnd und so gut das eben ging, mit einem Messer in der Hand.

Einen Moment lang verharrten sie so, doch dann zog der größere Schwarzhaarige seine Hand zurück, nur um sie stattdessen auf Luzis Oberschenkel zu legen und dort ruhen zu lassen. Er durfte sich das erlauben, denn sein Omelette war weich genug, um es nur mit einer Gabel zu zerkleinern. Und der halb verwunderte, halb liebevolle Blick den er dafür erhielt, war es auch allemal wert.

Irgendwann fing der Tambour dann auch noch damit an, langsam den Oberschenkel seines Freundes zu streicheln. Ganz sanft und in einem wirklich langsamen Rhythmus. Er wusste selbst nicht genau, warum er das tat. Nur, dass er Nähe zu dem Kleineren aufbauen wollte und am liebsten immer Kontakt zu ihm haben wollte.

Und da diese Berührung unterm Tisch stattfand, würde auch Niemand ihnen seltsame Blicke zuwerfen, hoffte Jean jetzt einfach mal.

Doch Luzi fing bald schon an leicht zu zappeln. Er rutschte auf seinem Hosenboden hin und her und bewegte auch sein Bein immer mehr. Jean warf seinem Freund schon einen fragenden Blick zu, da hatte dieser sein Messer auf den Teller gelegt und seine Hand ergriffen.

„Nicht..." flüsterte er und sah den Tambour durchdringend an.

Verwirrt sah der Halbfranzose in das Gesicht seines Sitznachbarn. Warum wollte Luzi denn jetzt, dass er aufhörte? Es sah sie doch Keiner und die Berührung war doch wirklich harmlos gewesen. Es sei denn...

Die schokobraunen Augen des Halbfranzosen weiteten sich und er lief auch leicht rot an, während er seine Hand aus Luzis befreite und sie wieder zurück auf den Tisch legte. Er nuschelte ein verlegenes: „Entschuldigung", und aß dann stumm weiter. Wer hätte denn auch ahnen können, dass das L SO auf diese einfache Berührung reagieren würde? Und das auch noch an der Öffentlichkeit.

„Macht nichts", kam es von Luzi, der sich wieder ein wenig anders setzte und sich dann auch auf sein Essen konzentrierte, was sich jedoch nicht als ganz so einfach wie gedacht herausstellte. Denn seine Schalmei, der Jeans Hand doch schon recht nah gekommen war, die hatte die Berührungen genossen. Es hielt sie Alles noch in Grenzen, man würde nichts sehen, wenn er jetzt aufstehen und gehen würde, aber es war halt doch schon ein wenig unangenehm und unpassend.

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt