Allez et en Garde!

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Die Stimmung nach dem Konzert war ausgelassen und gut. Gerade bei Lasterbalk der sie Alle mehrmals auf der Bühne dran bekommen hatte, war die Stimmung äußerst heiter. Aber auch Jean war gut drauf, für ihn war das auch mal wieder eine klasse Show gewesen, mit einem grandiosen Publikum. Und natürlich war dann auch noch die Szene, wo er Luzi quer über und hinter die Bühne gejagt hatte, weil dieser ihm seine Drumsticks geklaut hatte, die Ratte. Als Rache hatte ihn Jean dann vor dem gesamten Publikum und nach dem Ende der eigentlichen Show, mit einem Handtuch den Hintern ‚versohlt', wobei schwer zu sagen war, wer von ihnen Beiden mehr Spaß gehabt hatte. Wahrscheinlich das Publikum, auch wenn er die gerade nicht mitgezählt hatte. Und wie sollte es auch anders sein, hatte Einer ihrer Kollegen natürlich auch die Kamera griffbereit gehabt und das Ganze auch noch gefilmt. Es würde, ohne Zweifel, bald in einem Tourtagebuch zu sehen sein.

Jean gähnte einmal herzhaft und streckte sich so gut das eben auf dem Gartenstuhl ging. Er hatte schon wieder leichte Rückenschmerzen, genoss gerade aber dennoch den Moment und ließ sich die Sonne wohlig auf den Pelz scheinen. Dazu hatte er noch ein kühles, alkoholisches Getränk in der Hand und war in netter Gesellschaft. Nämlich in der Gesellschaft eines Teils seiner Bandkollegen. Wo die Restlichen waren, wusste er nicht, aber das kümmerte ihn gerade auch nicht sonderlich. Wenn er was von ihnen braucht, würde er sie anrufen. Ansonsten hatte er ja Falk, Frank und Lasterbalk, die bei ihm saßen.

„Uh, Party!" grölte eine bekannte Stimme und wenig später trat ein schwarzhaariger Dudelsackspieler mit mehreren Piercings aus dem Bus heraus. Er schwenkte einmal die Kamera in die Runde. „Wie ihr seht, geht es hier voll ab. Richtiges Rockerleben, yeah!"

Jean verdrehte gut gelaunt die Augen über so viel Sarkasmus, dann wurde er selbst auch schon Objekt der Linse.

Geschwind gesellte sich das L zu ihm. Er hockte sich neben den Stuhl und hielt die Kamera so, dass ihrer beider Gesichter zu erkennen waren, wie auch Teile ihrer Oberkörper.

„Hallöchen", winkte der Tambour pflichtbewusst und mit einem breiten Grinsen in die Kamera.

„Ja Leute, ich werde die Kamera jetzt mal an den guten Frank abgeben", erzählte Luzi weiter, „der wollte euch nämlich noch was erzählen. Und während er das tut, gehen Jean und ich kurz über den Markt."

„Ach ja?" fragte der Tambour verwirrt. Davon wusste er aber mal gar nichts. Jetzt wurden scheinbar auch schon Pläne mit ihm geschmiedet, ohne, dass er etwas davon mitbekam.

„Na klar", Luzi lehnte seinen Kopf an den des Anderen, „Ich wollte dir doch was zu essen ausgeben."

„Ach so, na dann", er lachte. Wenn es ums Essen ging, waren nicht nur Bruder Frank und der Bescheidene am Start, sondern auch er.

Das L machte ohne weiteren Kommentar die Kamera aus und gab sie dem Chinesen, der gerade jedoch nicht sehr motiviert aussah, selber die Kameraführung zu übernehmen.

Jean hatte gerade noch genug Zeit, seinen Becher leer zu trinken, da wurde er auch schon am Handgelenk gepackt und hochgezogen. Der Gepiercte hatte es also wirklich ernst gemeint und nicht einfach nur so für die Kamera daher gesagt.

„Irgendetwas, wo drauf du Hunger hast?" fragte der Kleinere nach, während er ihn immer noch am Handgelenk festhielt und mit sich schleifte.

Jean nahm es mit Humor. „Fleisch", grinste der Bartträger. Er erhielt dafür einen halb belustigten, halb verzweifelten Blick von seinem Kollegen. Denn das schränkte die Auswahl nicht im Geringsten ein. „Entscheid du", zuckte er also nur mit den Schultern und ließ sich mitziehen. Er würde sich schon nicht beklagen, Hauptsacher er bekam was Leckeres zu essen.

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt